Montag, 30. Juni 2008

Blühende Orgelklänge und literarische Blütenträume


Die Idee war fantastisch: Ein Orgelkonzert in einer Klosterkirche, unterbrochen von Lesungen aus Werken namhafter Schriftsteller zum Thema "Garten" und "Blumen", Pause im Klostergarten mit Erdbeerbowle , Kaffee, Apfelstrudel und Vanillesauce. Das versprach einen Sinnengenuss ohne Ende für Augen und Ohren, für Nase und Gaumen.
Vieles von der Umsetzung dieser Idee im Kloster von Neuenwalde war sehr gelungen. Der Klostergarten bot einen wunderbaren Rahmen für das Event: Üppig blühende Rosensträucher, buchsbaumumrandete Beete mit Lavendel, Ringelblumen, Phlox, eine kleine Steuobstwiese und Sträucher mit reifen Johannis- und Stachelbeeren, dazu Kräuter und aromatische Wilderdbeeren (davon habe ich genascht und mir dafür den Kuchen verkniffen). Als Hintergrund die historische Klosterkirche. Die optische Gestaltung des Gartens mit tuchumflatterten Stehtischen auf der Wiese und Krügen und Kupferschalen voller Blumen war mit viel Liebe zum Detail arrangiert. Manche Damen waren ganz in Weiß gekleidet, einige hatten Sommerhüte auf, und es wehte ein Hauch von Ascot (nur ohne Pferderennen) durch den Sommernachmittag.
Am Eingang zur Kirche empfing man uns Gäste mit einer duftenden Rose, und die Kirche war mit wunderschönen blumengespickten Efeu- und Buchsbaumkränzen und bunten Bändern geschmückt. Doch das Orgelkonzert war dann leider etwas enttäuschend. Der Klang war dünn und viel zu leise, und die Auswahl der gelesenen Texte nicht ganz geglückt. Da hätte es wirklich viel schönere zum Thema gegeben.
Aber immerhin, es hat sich dennoch gelohnt. Und da Hartmut die Werbung für die Veranstaltung gemacht hat, sind wir sogar umsonst eingelassen worden. Eingebettet zwischen einem arbeitsreichen Vormittag und der abendlichen Niederlage unserer Elf war das ein schöner Nachmittag.

Freitag, 27. Juni 2008

Hot Chili und heiße Diskussionen

Inzwischen ist es schon fast Weggemeinschafts-Tradition geworden, den Mittsommer mit einem oder zwei Glas Sekt an der Alten Liebe zu feiern. Gestern war es wieder so weit. Aber zuerst trafen wir uns bei uns und genossen ein heißes und scharfes mexikanisches Eintopfgericht und ein ebensolches Gespräch über Sinn und Wirksamkeit von Gebet, Salbung und der Gradwanderung zwischen kindlichem Glauben und ungesundem "magischen" Verständnis von symbolhaften christlichen Handlungen nach dem Motto: "wenn ich das und das tue, passiert das und das" oder gar "viel hilft viel". Sätze und Erfahrungen wie "Gottes Arm lässt sich durch Gebet bewegen" stehen gegen "Ich habe so viel gebetet, sogar gefastet und nichts ist passiert".
Ein spannendes, manchmal sehr verwirrendes Thema. Gott ist souverän, aber er ist auch ein Vater, der seinen Kindern sehr gerne Wünsche erfüllt. Er findet's gut, wenn wir ihn bitten, aber das heißt noch nicht, dass unsere Bitten sich erfüllen. Er fordert uns auf, ihn zu bedrängen, aber oft hilft viel beten nicht mehr als wenig oder gar nicht beten. Man kann nichts ableiten. Man kann ihn nicht fest legen. Das klingt, als wolle Gott mit uns spielen. Aber wenn man eine Beziehung zu ihm hat, weiß man, dass ihm unser Wohlergehen total ernst ist.
Das Ganze ist wie eine schwer auszubalancierende frei schwebende Ebene, auf der sich viele verschiedene Dinge befinden: Vertrauen, mein freier Wille, der freie Wille anderer, mein Gebet, das Gebet anderer, Gottes Sicht, Kräfte, Geduld, Langzeitperspektiven, Ursachen, Wirkungen, Beweggründe, Motivationen, Gebundenheiten, Freiheiten ... Sobald sich etwas davon bewegt, sich Gewichtungen verändern, verschiebt sich alles irgendwie und ergibt ein neues Bild ... Wie ein Kaleidoskop, das gedreht wird ... Wir können's nicht überblicken. Welche Faktoren für welche Ergebnisse eine Rolle spielen, wer kann das letztlich sagen?
Es geht darum, daran festzuhalten, dass immerhin Gott die Übersicht hat. Dass er es in jedem Fall gut mit uns meint. Wenn ich das nicht glauben kann, kann ich das Beten ganz sein lassen.

Sonntag, 22. Juni 2008

Ökonomie, Konfitüre und Sommerglück

Wenn man die Kosten rechnet für Benzin, um ins nächste Dorf zu fahren und Erdbeeren zu pflücken, dazu den Gelierzucker, die Energiekosten und dazu frisch gekaufte Gläser mit Twist off-Deckeln, weil ich ja dummerweise kein Messie bin und daher so gar keine alten Marmeladengläser in Kellern horte - also, wenn ich diese Kosten addiere, so ist Konfitürekochen schlicht ein wirtschaftliches Desaster.
Aber - kein Aldi-Marmeladenkauf, selbst wenn er palettenweise geschähe, kann das äußerst befriedigende, nahezu archaische Gefühl ersetzen, das man sich erwirbt, wenn man unter glühender Sonne auf einem weiten Feld 8 kg Erdbeeren selbst erntet, auf dem heimischen Feuer einkocht und schließlich die fertigen Gläser aufgereiht auf dem Regal stehen, bereit, als Vorrat für einen langen dunklen Winter zu dienen. Mal ganz abgesehen vom wunderbar aromatisch-fruchtigen Geschmack.
Wie geschehen an diesem Wochenende. Annika, die mit ihrer Nichte, unserer Enkelin, bei uns weilte, sowie Hartmut und ich pflückten mit wahrem Feuereifer, und der polnische Erntehelfer, der die Erdbeerfelder zu beaufsichtigen hatte, war schlichtweg begeistert von uns. Sara dagegen schlief währenddessen selig im Auto.
Ansonsten genossen wir in vollen Zügen die gemeinsame Zeit, außer in der Nacht, in der Sara viel Zuwendung durch uns einforderte, weil sie doch erstmals ohne ihre Eltern unterwegs war. Obwohl - ach doch, es ist ja doch sehr schön und berührend, wenn sich so ein kleines Köpfchen vertrauensvoll in unsere Armbeuge kuschelt, auch dann, wenn man selbst kaum die Augen offen halten kann.
Als Höhepunkt des heutigen Tages waren wir mit Sara im neu eröffneten Sea-Life-Center, wo wir Katzenhaie, Dorsche, Steinbutte (oder wie heißt die Mehrzahl von Steinbutt?) und Rochen bewunderten. Sara hat mit allen in Tiersprache geredet ("how, how", was eine Art Bellen sein soll, aber für alle Tiere gilt, denn schließlich leben wir in einer Welt, in der jeder mindestens eine Fremdsprache beherrschen sollte). Das war ein klasse WE!

Freitag, 20. Juni 2008

Hoffnung für alle

Dass jeder Mensch eine Chance zur Umkehr hat, habe ich immer geglaubt. Dass dies auch für unsere Fußball-Elf gilt, vielleicht weniger ...
Gestern wurde ich eines Besseren belehrt. So macht doch Fußballschauen sogar mir Spaß!

Mittwoch, 18. Juni 2008

Tage wie dieser ...

Morgens ausgeschlafen aufgewacht, einen Blick auf die Uhr geworfen - Schock!!! Der Wecker war eine Stunde zu spät eingestellt. In fliegender Hast Morgentoilette, halbe Tasse Kaffee runtergespült, in verbotener Geschwindigkeit zu meinem Arbeitsplatz gerast, nur um festzustellen, dass gar nicht viel zu tun war ... Aber man muss ja präsent sein.
Zeit fließt zäh und quälend langsam. Stickige, schwüle Luft. Nach acht Stunden nach Hause gekommen, die Kühlschranktür geöffnet, reingeguckt, wieder geschlossen. Wollte ja abnehmen. Nachher noch ein Arbeitskreis ... Ein öder Tag. Ihn gelebt zu haben oder nicht - was macht das für einen Unterschied?
Ich krame in meinem Gedächtnis. Hey, ich habe heute das Enkelkind meiner Kollegin kennengelernt - ein süßes Baby von einem Jahr. Für eine nahe Verwandte gebetet. Wolkenformationen bewundert. Mehrere Auskünfte an Gäste weiter gegeben, die ihnen wichtig waren. Einer alten Dame konnte ich einen Weg beschreiben. Einer andern eine Adresse raussuchen. Einigen Leuten schenkte ich mein bestes Lächeln. Jemand sagte: "Sie strahlen immer so" ...
Den Tag zu leben oder nicht - wo ist der Unterschied? Für mich? Für andere? Für die himmlische Welt? Geht's immer nur um Produktivität? Um Effektivität? Um's Wohlfühlen?
Vielleicht ist der Sinn des Tages einfach nur eine Wahrnehmungsfrage.

Dienstag, 10. Juni 2008

Stürmische Zeiten

ist der diesjährige Titel der Niedersächsischen Literaturtage, die diesmal bei uns in Cuxhaven statt finden. Darüber freue ich mich nicht nur deshalb, weil endlich mal etwas Kultur in unsere kleine Stadt einzieht, sondern auch, weil Hartmut den Auftrag für das Logo und die Webseite bekommen hat. Noch ist sie vorläufig, weil noch einige Termine und Infos fehlen, aber immerhin ...
"Stürmische Zeiten" nimmt nicht nur auf unsere Lage am Meer Bezug, sondern auch auf Lebenssituationen, in denen man mit heftigem Gegenwind und Unwetter zu kämpfen hat. Spannend.
Und ich bekomme Freikarten!


Montag, 9. Juni 2008

Grillen und chillen

Ein (fast) perfektes Wochenende:
Am Freitag nach Hamburg gefahren, zuerst (wie immer) Thalia besucht und anschließend lecker Ice Orange Mocca bei Double Coffee genossen, dann zu Mareike, Sebo, Sara gefahren, Ralf war auch da, Tee getrunken. Am nächsten Morgen mit allen Ausflug nach Heiligenhafen zu Oele. Johi kennen gelernt, relaxt, gegrillt, in der Sonne gebraten, auf's Meer geguckt. Keine Ansprüche, nur entspanntes Reden, Schweigen, Lesen, Musik hören, mit Sara spielen. Einfach Sein. Schönes Gespräch auf der Rückfahrt mit Ralf. Zweites Grillen in HH. Nur Hartmut hat mir gefehlt.
Am nächsten Morgen sehr früh mit Annika aufgestanden. Um halb 9 war ich schon wieder in Cux., womit ich meinen Mann überraschte, der noch selig im Bett schlummerte. Gemeinsames Frühstück, später mit ihm zum Stadtteilfest Altenbruch und dort dann anschließend an den Elbstrand gegangen. Auf einer Bank gesessen, lange geredet, Schiffe verbeiziehen lassen. Und dann abends Fussball: auch nicht schlecht!
Vielen Dank an meine jungen Freunde: mit euch fühle ich mich immer gleich wie, na ja, sagen wir mal 30, höchstens 35! ;-)

Montag, 2. Juni 2008

Ein Privileg

ist es, wenn man wie ich nur sechs Gehminuten vom Meer entfernt wohnt. Heute an meinem freien Tag suchte ich wie öfter in der letzten Zeit am frühen Morgen den Elbstrand zum Walken auf. Die Luft ist noch frisch und nicht zu warm, es ist ruhig, nur wenig Menschen unterwegs, die Touristen schlafen noch, dafür ist der Schiffsverkehr lebhaft. Ideal. Es riecht maritim nach Tang und Salzwasser, der Elbstrom kommt in der weit geschwungenen Bucht zur Ruhe und ist spiegelglatt. Nur wenn ein schweres Containerschiff vorüber zieht, rollen mit einiger Verspätung die Bugwellen an und schwappen geräuschvoll ans Ufer. Das klingt nach Urlaub. Wellen des Atlantiks in der Bretagne, Wellen am Strand der Carmargue, im Süden Englands oder in Dänemark - überall ist der Klang des Wassers, das das Land küsst, gleich. Ich liebe es.
Der Augenblick gehört mir. Das Jetzt. Die Erinnerungen an die Vergangenheit und die Gedanken an die Zukunft spielen keine Rolle. Der Moment erfüllt mich ganz. Geschenk. Glück.