Gestern erzählte mir ein 93jähriger vom Tod seiner Frau vor drei Jahren. "Was glauben Sie, wie lange meine Frau zum Sterben brauchte?" fragte er mich. "Keine fünf Minuten!" Er ist immer noch fassungslos. "Abends sagte sie zu mir: 'Ich geh schon mal ins Bett!'. 'Gut', meinte ich, 'ich mach dir noch schnell deinen Kamillentee!' Als ich ins Schlafzimmer kam mit der Teetasse in der Hand, lag sie tot im Bett. Einfach so."
Mir kamen sofort die Gedanken an meinen Vater hoch. Er brauchte zwei Wochen zum Sterben. Ich durfte ihn noch pflegen und mich in Ruhe von ihm verabschieden. Zwei Wochen sind eine gute Zeit. Nicht zu lang und nicht zu plötzlich. Und doch tut es wieder weh, wenn ich daran denke ...
In der Nacht konnte ich nicht schlafen. Mir ist mal wieder schmerzlich bewusst geworden, wie endlich alles ist. Wie oft wir Abschied nehmen müssen. In meinem Alter werden Abschiede zunehmen ... Der Takt beschleunigt sich. Mit wieviel Unwichtigem wir uns so beschäftigen angesichts der Tatsache, dass der Tod jederzeit zuschlagen könnte! Trotz Glauben an ein ewiges und besseres Leben empfinde ich wie viele Leute den Tod als ein Affront, als bösen Bruch, als Feind. Was er ja auch ist, wenn wir das Leben und Menschen lieben.
Ob es uns - mir - gelingt, aus diesem Wissen Nutzen zu ziehen? Uns das Leben nicht mit unwichtigen Streitereien, Undankbarkeiten, Nervereien und Unzufriedenheiten zu versauern?
Donnerstag, 9. August 2007
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