Montag, 17. September 2007
Rendezvous mit der Welt des Theaters
Ein ereignisreiches Wochenende liegt hinter mir. Am Samstag sind Renate (E.) und ich nach Butzbach/Hessen gefahren, um an einem Theater-Seminar von Willow Creek teilzunehmen. Kurz nach vier Uhr früh starteten wir (gähn!!!), genossen die Autofahrt zwischen Sternenhimmel, Sonnenaufgang und blauem Himmel, die Zeit für Gespräche und den Ausblick auf die abwechslungsreiche Landschaft.
Um 10 Uhr ging's los: Knapp vierzig Leute hatten sich für den Kurs "Regie" angemeldet. Eine Fülle von Theorie und praktischen Übungen brachte uns Monica Degen, Regiesseurin vom Freien Theater Berlin, nahe. Eine beeindruckende Frau übrigens, sehr kompetent, und ihre Persönlichkeit ist wunderbar. Sehr sanft und behutsam, aber gleichzeitig weiß sie genau, was sie will und wo es hingehen soll.
Wodurch ich mich in diesem Seminar bestätigt fühlte: Renate und ich sind mit unserer kleinen Theatergruppe genau auf dem richtigen Weg. Instinktiv hatten wir die Bedeutung von "warm up's" und Improvisation erkannt und angewendet. Was uns in der Praxis schon vertraut war, wurde hier theoretisch erklärt und untermauert. Dazu gab's viele Übungen, die wir noch nicht kannten und wir haben jetzt reichlich Stoff für das nächste Jahr.
Eine weitere Erkenntnis für mich: Ich bin in der Regie richtig aufgehoben. Viel mehr als im Schauspiel selbst. Das wurde mir während einer Aufgabenstellung, in der es um Interaktion ging, total klar. Ich spürte, wie sehr ich mich auf mein Gegenüber einließ, mich in sie einfühlte und dabei meine eigene Person zurück stellte.
Ich dachte plötzlich, dass die Aufgabe des Regiesseurs wohl der eines Seelsorgers gleicht: Zuhören, Fragen stellen, beobachten, Beobachtungen mitteilen, Richtungen aufzeigen. Das liegt mir mehr als selbst darstellen. Früher, so Monica Degen, hatte der Regiesseur autoritär bestimmt: "Du machst das und das, und zwar so und so!" Die Zeiten sind vorbei. Er ist ein Helfer der Schauspieler, das aus sich heraus zu holen, was in ihnen steckt. Eher ein Wegweiser. Und vor allem sieht er den Zusammenhang. Er hat eine Vision von dem Stück. Er hat das Gesamtbild im Auge. Er weiß, welche Botschaft, welche Geschichte ans Publikum transportiert werden soll. Und er fördert die verschiedenen Facetten der Darsteller, die dann im Zusammenspiel, in der Wechselwirkung, im Steigen und Fallen der Handlung, im Fortlaufen und an Wendepunkten des Geschehens als Gesamtkunstwerk zusammen finden.
Ich finde das total faszinierend.
Eine weitere Überraschung ist für mich die Kraft der Imagination. Wir wurden in den praktischen Übungen vorsichtig durch unsere eigene Welt der Phantasie geführt, und es war verblüffend für mich zu sehen, was da so in mir schlummert. Auf einmal bekommt man Kontakt zu seiner Seele. Sehr interessant.
Nach sieben Stunden auf (leider hartem und kalten) Steinfußboden sitzend, waren wir dann froh, uns wieder ins Auto schwingen zu dürfen. Leider kamen wir auf dem Rückweg in einen Stau. Um 23 Uhr waren wir erst wieder zu Hause. Das ist nichts für alte Frauen wie mich! Am Sonntag war ich wie gerädert. Doch es nützte nichts: Schon kurz nach 8 Uhr früh waren wir in unserer Gemeinde, um für das Schauspiel zu proben, das in den beiden folgenden Gottendiensten zum Thema "Der sexte Sinn" (zur Sexualität, der Beginn der Reihe "Baustellen des Lebens") aufgeführt wurde. So konnten wir das Gelernte (Schauspiel natürlich ;-) !) gleich praktisch anwenden. Hat alles prima geklappt.
Renate und ich sind hoch motiviert, unsere Aufgabe in der Theatergruppe auszubauen. Die Anstrengungen des Tages haben sich sehr gelohnt.
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