Freitag, 12. Februar 2010

Die zweite Seite

Ich träume sehr oft, meistens sind meine Träume ein Kaleidoskop unterschiedlicher Szenen, einfach eine Verarbeitung meines Alltags. Aber ab und zu kann ich dem Traum auch eine Bedeutung abgewinnen. So auch dem Traum der letzten Nacht. Ich träumte:
Ich bin eine Angestellte Barack Obamas, eine Art Sekretärin. Ich habe einiges für ihn zu organisieren, u.a. - merkwürdiger Weise - seine Hochzeit mit Michelle. In der Zusammenarbeit mit ihm kann ich ihn gut beobachten. Ich sehe u.a., dass er seine Zeitungen auf besondere Art und Weise liest. Der ersten Seite würdigt er kaum eines Blickes. Er fängt gleich auf der zweiten Seite an zu lesen. Als er sieht, dass ich ihn fragend anschaue, sagt er zu mir: "Die zweite Seite ist für mich inspirierend. Dort beginnt das Eigentliche." Ich verstehe, was er meint.
Ich verstehe auch jetzt, im Wachzustand, was gemeint ist. Halte dich nicht an der Titelseite auf - an der dicken Headline, am Aufmacherbild, an der fett gedruckten Einleitung, am ersten Eindruck. Schaue tiefer, gucke, was dahinter ist. Lies das Kleingedruckte. Achte auf die Geschichte, forsche nach Hintergründen, durchblicke Zusammenhänge.
"Lesen Sie weiter auf Seite 2". Das ist für mich eine treffende Aufforderung, wenn ich Menschen begegne, wenn Ereignisse statt finden, wenn ich mich im Alltag bewege. Schau nicht nur, was dir ins Auge springt. Bleib auf keinen Fall dabei stehen, begnüge dich nicht damit, auf Grund des ersten Eindrucks dein Urteil zu fällen. Die Oberfläche kann trügen. Blicke tiefer. Mach dir die Mühe, die "zweite Seite" zu lesen. Investiere Zeit, Geduld, offenes Auge und offenes Herz, um zu verstehen.
Warum mir ausgerechnet Barack Obama diese Mitteilung machte, bleibt mir allerdings ein Rätsel.

Samstag, 6. Februar 2010

Ungebetener Besuch

Er kam etwas eher als erwartet. Aber was heißt hier schon erwartet - eigentlich hatte keiner wirklich mit ihm gerechnet. Dafür traf er dann ganz schön früh ein. Ein unzuverlässiger Kerl. Ich mochte ihn nicht recht - er ist einfach nicht mein Typ. Jaaaa - er kann ganz unterhaltsam sein. Dazu sieht er auch noch verflixt gut aus, auf seine Weise, mit seinem makellosen weißen Anzug. Aber mir ist er einfach zu glatt, zu cool. Ein Schönling. Ich kann einfach keine Beziehung zu ihm aufbauen.
Zuerst dachte ich, er schaut nur mal eben vorbei, wie er es sonst auch tut. Aber irgendwie scheint er sich im Moment so wohl bei uns zu fühlen, dass er sich richtig häuslich nieder gelassen hat. Keine noch so dezente oder gar offene Bemerkung bringt ihn aus der Ruhe oder veranlasst ihn, seine Siebensachen zu packen und zu verschwinden. Im Gegenteil - überall verstreut er seine Klamotten, über die man stolpert und sich fast die Haxen bricht. Er geht mir auf die Nerven. Dass er über Weihnachten da war, war ja noch ganz nett. Aber jetzt, sechs Wochen später - das ist nicht mehr schön.
Sein Bruder, der wäre mir willkommen, der ist von ganz anderem Geblü(h)t. Fröhlich, heiter, immer ein Lied auf den Lippen, lässig und farbenfroh gekleidet. Bei dem wird mir warm ums Herz. Aber Bruder Winter kann mir langsam gestohlen bleiben.

Freitag, 5. Februar 2010

Verlassen


Das tat irgendwie weh, dieses Bild, das sich mir unvermittelt auf meinem einsamen Spaziergang entgegen stellte. Die kalte Schönheit der zugefrorenen Bucht - und davor der vergessene Puppenwagen in Pink. Irgendetwas löste das in mir aus - Wehmut, Schmerz, Sehnsucht? Ich kann's gar nicht genau sagen. Dem muss ich noch mal nachgehen ...