Sonntag, 23. Dezember 2007

Drei elementare Fragen

KASPAR: Je mehr wir wissen, um so weniger verstehen wir das Leben. Zweifel lassen uns zögern zu handeln, und viel kaltes Wissen vertrocknet unsere Herzen. Dies aber ist die Frage, die uns so quält: werden Weisheit und Liebe endlich zusammen leben können, wenn das verheißene Königreich kommt?


MELCHIOR: Wir wissen, dass der Menschheit eine gute Regierung am meisten nottut, eine Regierung, die Ordnung bringt und Freiheit gewährt. Aber die Ordnung beschränkt die Freiheit, und die Freiheit empört sich gegen die Ordnung, so dass Liebe und Macht in ewigem Streit liegen. Dies aber ist die Frage, die uns quält: Werden Macht und Liebe endlich zusammen wohnen können, wenn das verheißene Königreich kommt?


BALTHASAR: Ich spreche für ein Volk voller Sorge und Kummer, für die Unwissenden und Armen. Wir erheben uns zur täglichen Fron und legen uns nieder zum Schlaf, und die Nacht ist nur eine Pause zwischen unserer alten Last und der neuen. Die Furcht ist unser täglicher Gefährte: Furcht vor der Not, Furcht vor Krieg, Furcht vor einem grausamen Tod und einem noch grausameren Leben. Doch all dies könnten wir ertragen, wenn wir wüssten, dass unsere Leiden nicht umsonst sind, wenn wir wüssten, dass Gott uns beisteht in unserem Kampf, mit uns leidet unter der Not seiner eigenen Welt. Dies aber ist die Frage, die uns quält: Werden Sorge und Liebe sich endlich in Einklang bringen lassen, wenn das verheißene Königreich kommt?


MARIA: Das sind schwierige Fragen ... Als ich des Engels Botschaft erhielt, hat Gott eine Melodie in mein Herz gesenkt. Und da verstand ich, dass Reichtum und Klugheit nichts sind vor Gott: Niemand ist zu unbedeutend, sein Freund zu sein. Ich bin von bescheidener Herkunft – doch Gottes Allmacht kam zu mir! Dumm bin ich und ohne Wissen – doch Gottes Wort wurde zu mir gesprochen! In tiefer Not und Sorge war ich, als mein Kind geboren wurde und mein Leben mit Liebe erfüllte. Darum weiß ich, dass Weisheit, Macht und Sorge wohl sein können neben und mit der Liebe. Und für mich, seht, für mich ist dies Kind in meinen Armen die Antwort auf alle Fragen.


Aus: Dorothy L. Sayers, Zum König geboren, Brendow Verlag


Und das Beste: Jeder kann seine Antwort auf diese Fragen finden. Das verheißene Königreich ist angebrochen - da, wo wir es zulassen und einladen.

In diesem Sinne: Frohe Weihnachten!

Freitag, 21. Dezember 2007

Verkabelt und pneumatisiert



Gestern hat sich mein Mann von seinem Kardiologen eine Langzeit-Blutdruckmessung verpassen lassen. Das heißt, er bekam ein Messgerät am Oberarm mit angeschlossenem Minispeicher in der Hosentasche, und das für 24 Stunden.
Seitdem gab Hartmut komische Geräusche von sich. Der Ablauf ist folgendermaßen: Zuerst kündigt ein zweimaliges Piepen den Start der Messung an. Dann pumpt sich die Oberarmmanschette unter lauten Brummgeräuschen auf. Mehrmaliges Klacken oder Ticken ist schließlich das Zeichen dafür, das das Ergebnis gespeichert wird. Und dieser Vorgang wiederholt sich jede Viertelstunde!
Auf der Arbeit wurde mein Mann von seinen netten KollegInnen mit Spott und Hohn bedacht ("Der wandelnde Vibrator kommt!"), und dann mussten wir mit dem ganzen Ramsch auch noch einkaufen. Das führte dazu, dass wir selbst in einen heftigen Lachflash gerieten, der etliche Minuten andauerte. Danach durften wir uns nicht mehr in die Augen schauen, sonst ging es wieder los ...
Die Leute haben aber die Quelle der Geräusche Dank lauter Weihnachtsmusikdudelei nicht wirklich identifizieren können. Sie haben nur etwas komisch geguckt, wenn Hartmuts linkem Oberarm plötzlich überdimensionale Muckis wuchsen ...
In der Nacht haben wir dann beide nicht gut geschlafen. Hartmut hatte angeboten, im Wohnzimmer zu pennen, um mich nicht zu stören. Habe ich aber abgelehnt. Sowas steht man tapfer zu Zweit durch.
Heute Morgen wird er die Ergebnisse vom Arzt bekommen. Bin gespannt.
Und was ist sonst noch passiert? Ein doppeltes Jubiläum: Dies ist mein 100. Post. Und ich bin seit einem Jahr Blogger.

Dienstag, 18. Dezember 2007

Ich setz mich dann mal in die Nesseln


Nämlich indem ich es wage, etwas über Hape Kerkelings Bestseller „Ich bin dann mal weg“ zu schreiben. Gar nicht so einfach. Aber ich oute mich jetzt mal.

Da Hartmut die Idee geäußert hatte, selbst den Jakobsweg zu pilgern, hatte ich ihm Kerkelings Buch geschenkt. Da kann er doch mal - und dazu noch auf eine von „Schätzelein“ Hape zu erwartende amüsante Art - sich ein Bild von der Tour machen, dachte ich.

Selbst habe ich dann in einem Moment der Langeweile zu dieser Lektüre gegriffen. Und in einem Rutsch durchgelesen. Ich habe nicht gewollt, dass mich das Buch beeindruckt. Hat es aber, das vorweg. Nicht nur beeindruckt. Auch sehr berührt. Mir standen mehr als einmal die Tränen in den Augen. Mal vor Lachen – ja, Hapes gewohnte Komik kommt nicht zu kurz - mal aber oft auch vor Betroffenheit.

Da schreibt ein homosexueller Comedian, der sich ungehemmt auch im bunten Geschäft der Esoterik und des Buddhismus bedient, über seine Gottessuche. Darf ein Christ so was lesen? Und auch noch Gewinn daraus ziehen?

Und Gott begegnet diesem Mann auch noch! Darf Gott sowas tun? Passt das ins Schema? Da mühen sich doch Heerscharen von rechtgläubigen Christen, und was ihnen bleibt, sind Krampf, Langeweile und Leere. Und da kommt so einer daher, der in seiner Lebensweise vor der Kirche nicht bestehen könnte, und zack! hat er ein Gotteserlebnis, von dem viele Christen lebenslang nur träumen. Ist das gerecht?

Was für eine unglaublich arrogante Denke! Manchmal scheint es, in Wirklichkeit haben wir Christen uns verirrt. Und so einer wie Kerkeling – ohne alles gutzuheißen - ist durchaus auf dem richtigen Weg. Und macht den Menschen mit Sicherheit durch sein mittlerweile 2,5 Millionen mal verkauftes Buch mehr Lust auf Gott als unsere ach so braven Gemeinden.

Eins habe ich (mal wieder) gelernt. Gott ist größer. Gott denkt anders. Gott liebt.

Montag, 17. Dezember 2007

D.L.S. - die etwas andere Art von Rauschmittel


Heute vor 50 Jahren starb die Schriftstellerin und Literaturwissenschaftlerin Dorothy L. Sayers.

Ziemlich genau um den gleichen Tag herum bin ich gezeugt worden.

Zwei Ereignisse, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben. Und doch berührt es mich seltsam, dass da zeitgleich an verschiedenen Orten etwas stattgefunden hat, in dem eine merkwürdige Verknüpfung liegt: Ein Leben ist im Dezember '57 zu Ende gegangen, das in einem Leben, das genau zu dem Zeitpunkt gerade erst im Entstehen war, maßgebliche Spuren hinterlassen würde.


Ich frage mich, ob Gott schmunzelte, als er das arrangierte. Mit Hilfe von Dorothy L. Sayers, oder besser mit Hilfe ihres Buches „Zum König geboren“, einem modernen Hörspiel über das Leben Jesu, hat Gott vor knapp 30 Jahren einen Befreiungsschlag in meinem Kopf und vor allem in meinem Herzen vollbracht: Meine Kindertheologie, die ohnehin nicht mehr tragfähig war, ist beim Lesen dieses Werkes gestorben, aber gleichzeitig wurde in mir eine beglückende Ahnung von dem geboren, was sich Gott mit uns Menschen wirklich gedacht hat. Damals begann in mir ein Fragen und Suchen - und es hat bis heute nicht aufgehört. D.L.S.'s Bücher haben mich seitdem begleitet. Da ist eine Lawine der Veränderung ins Rollen gekommen, besonders was die Wahl meiner Literatur und meine Art zu denken anging.


Ich bin D.L.S. unendlich dankbar dafür. Sie hatte einen scharfen Verstand und eine ebensolche Zunge. Wissenschaft und Glaube waren bei ihr keine Gegensätze, sondern sich gegenseitig bedingend und befruchtend. "Wenn wir aufhören zu wachsen, wenn wir aufhören, intelligente Fragen zu stellen, dann haben wir aufgehört, wie Kinder zu sein, und das Himmelreich ist uns verschlossen" war sie überzeugt.

Sie war eine der ersten Frauen, die Anfrang des 20. Jahrhunderts in Oxford studierte und dabei ihren Abschluss mit „summa cum laude“ hinlegte. Sie verband als Schriststellerin köstliche Unterhaltung (u.a. in Form von Krimis) mit ihren tiefsten Überzeugungen, scharfer Beobachtungsgabe und wunderbar britischem Humor. Sie entlarvte gerne unpräzises Denken und schlampige Argumentationsführungen ihrer Zeitgenossen. Sie war ein Freigeist und ließ sich von niemandem vereinnahmen (auch nicht von der Frauenemanzipations-Bewegung, die sie gern als ihr Zugpferd gesehen hätte; und einen theologischen Ehrendoktortitel der anglikanischen Kirche lehnte sie ab).

Durch sie wurde ich auf Schriftsteller wie C.S.Lewis und G.K.Chesterton, mit denen sie befreundet war, aufmerksam. Durch sie lernte ich Oxford lieben (mein Lieblingskrimi von ihr 'Gaudy Night' ist die Liebeserklärung an Stadt und Universität Oxford), zwei Mal durfte ich bisher diese wunderschöne "Stadt der träumenden Türme" besuchen – und ich werde es, so Gott will, wieder tun.

Durch ihr Leben lernte ich aber auch, dass man trotz guter Überzeugungen ein fehlbarer Mensch bleibt.

Ich schätze, sie sitzt jetzt gerade mit einigen bedeutenden Theologen (wie z.B. Karl Barth, mit dem sie einen Briefwechsel führte und dem einige ihrer ins Deutsch übersetzte Werke zu verdanken sind) in einer Runde im Himmel und diskutiert lebhaft über das, was in der Landschaft der Gläubigen gerade so ab geht. ;-) Und sagt dabei vielleicht: "Kulturrelevantes Christsein? Da kommen die erst jetzt drauf? Das habe ich mein Leben lang gelebt. Darüber geschrieben. Und entsprechend gehandelt. Zum Beispiel im gebeutelten Nachkriegsengland mit einigen Mitstreitern. Wißt ihr noch? Als nach Kriegsende in London im Gemeindehaus von St. Anne ein Treffpunkt für kirchenfernstehende Londoner entstand und ich als Vorsitzende des Vereins 'St. Annes House' eine Vortragsreihe 'Christlicher Glaube und zeitgenössische Kultur' anbot? Da haben wir im geschützten Rahmen über christliche Werte diskutieren können. Und tatkräftig geholfen haben wir auch, wo Not am Mann war."


C.S. Lewis sagte in seinem Nachruf zu ihrem Tod:

"Für alles was sie tat und was sie war, für das Vergnügen und die Belehrung, für ihre kämpferische Loyalität als Freundin, für ihren Mut und ihre Ehrlichkeit ... - für das alles lassen Sie uns dem Autor danken, der sie erfand."

Dazu sage ich aus vollem Herzen: Amen!

Sonntag, 16. Dezember 2007

Dazwischen


Gestern waren Hartmut und ich im weihnachtlich geschmückten Emden, um Fabian beim Umzug zu helfen.
Irgendwie scheinen die Emder das Wort "zwischen" zu mögen. Die Straßennamen heißen "Zwischen beiden Bleichen" oder "Zwischen den Brücken". Fabians neue Adresse heißt "Zwischen beiden Sielen". Eine problematische Adresse. Denn diese Straße ist eine Füßgängerzone, und es war Markt und die Stadt brüllend voll. Keine Chance, mit dem Auto näher ranzukommen als hinterrücks in einer Seitenstraße (illegal) zu parken und die Möbel und Kartons unter Mühen durch die sogenannte "Richter-Passage" zu schleppen, sie zwischen den ebenfalls vollbepackten Passanten zu jonglieren und damit zur Haustür Nr. 15 zwischen Douglas und NANU NANA durchzudringen. Dort nämlich hat Fabian sein neues Domizil. Im 2. Stock.
Die Mühen haben sich aber gelohnt. Eine super Wohnung, frisch renoviert, mit neuem Laminat, neuem Bad und schöner großzügiger E-Küche (mit zwei! Backöfen) sowie großem Wohnzimmer mit Balkon. Fabis eigenes Zimmer zwischen seiner Mitbewohnerin und seinem Mitbewohner ist mit weinger als 10 qm recht klein, aber wir haben seine Habseligkeiten ganz gut unterbringen können. Es sieht jetzt sehr gemütlich aus. Sein Blick aus seinem Fenster geht auf die Einkaufszone; der Blick aus dem Wohnzimmer, wenn man nach unten schaut, auf die Terrasse der WG unter ihnen mit etwa zehn Kisten leeren Bierflaschen (den Studenten scheint es nicht schlecht zu gehen bei so viel totem Kapital) sowie geradeaus auf die Innenstadt mit seinen Dächern und hell erleuchteten Fenstern. Dazwischen im Zetrum steht ein gewaltiger Bunker. Sehr beeindruckend!
Zwischen der Arbeit waren wir Hamburger essen und gegen 21:00 Uhr war alles unter Dach und Fach. Danach düsten wir durch das Land zwischen Ems, Weser und Elbe nach Hause und machen uns heute einen richtig schönen Relax-Tag.

Freitag, 14. Dezember 2007

Happy Birthday, Sebo!

Unser Ältester ist 26 geworden! Wahnsinn!

Du hast die gleiche Kreativität, den Hang zum Chaos, den gleichen liebenswerten Dickkopf, die gleiche Ruhe und Geduld wie Dein Vater. Und noch etwas habt ihr gemeinsam: jeweils eine wunderbare Tochter.

Wir sind stolz darauf, dass du Familie, Studium und Arbeit unter einen Hut bekommst!

Viel Segen, Gottes Berührungen, Kraft, Liebe und Bewahrung für dein kommendes Lebensjahr!

Mittwoch, 12. Dezember 2007

Erkenntnis des Tages


Wer als Pilger auf dem Jakobsweg wandert, hat am Ende des Tages in der Regel eine Erkenntnis zu verzeichnen.
Wenn ich nach Hamburg pilgere, habe ich das auch.
Auf meinem spontanen Kurztripp nach HH hatte ich am 11.12. die (eigentlich nicht neue) Erkenntnis, wie unglaublich bezaubernd unsere Enkelin ist.
Und am 12.12. wurde mir klar: Annikas Kühlschrank sieht aus wie ein Männer-Kühlschrank! Inhalt: Einige Rollmöpse, ein Glas saure Gurken, eine angetrocknete Packung Käse und mindestens 20 Flaschen Bier. Fehlte eigentlich nur noch ein großes Steak.
Später erklärte Annika mir glaubwürdig, das Bier sei von ihrer letzten Party übrig. Und ein anständiges Frühstück mit gutem Kaffee haben wir auch genossen, bevor ich wieder nach Hause düste.

Freitag, 7. Dezember 2007

Nelkenhochzeit


In dem "About me" meines blogs stand "seit fast 28 Jahren verheiratet". Das "fast" habe ich heute gelöscht. Nein, heute mal keine Lobeshymnen auf meinen Mann. Einfach nur Dankbarkeit.

Donnerstag, 6. Dezember 2007

Seelenmedizin


Ich stand gerade in meiner Stamm-Apotheke, um meine üblichen Medikamente abzuholen, da trat ein vielleicht 10- oder 11jähriger Junge durch die Tür und grüßte.

Die Apothekerin grüßte freundlich zurück, und der Junge fragte nach einer betimmten Person. „Frau X kommt erst nachher. Aber du kommst ja heute mittag wahrscheinlich noch mal rein. Dann triffst du sie bestimmt!“ Und zu mir gewandt, als der Junge wieder draußen war: „Das ist einer unserer nettesten Schüler.“ Ich schaute sie fragend an. „Ja, hier kommen öfter Schüler auf ihrem Schulweg rein, um mal ein Glas Wasser zu trinken, auf die Toilette zu gehen oder kurz zu reden.“

Ich war sprachlos. Aus mehreren Gründen. Zum einen: Da sind Kinder, die offenbar so verzweifelt Anschluss, eine Anlaufstelle, ein bißchen menschlichen Kontakt suchen, dass sie einfach den nächstbesten Laden betreten – in diesem Fall eine Apotheke! – um genau das zu bekommen.

Zum anderen: Diese Apotheke, bzw. deren nette Angestellte, lassen das nicht nur zu, sondern ermutigen die Kinder auch noch dazu und haben anscheinend für jedes ein freundliches Wort.

Zum dritten: Da meldet sich gewaltig mein schlechtes Gewissen. Sollte nicht unsere Gemeinde solch eine Anlaufstelle für offensichtlich vernachlässigte Kinder sein? Ja, wir hatten bis vor kurzem ein Angebot für Kinder, sich täglich im Gemeindehaus bei den Hausaufgaben helfen zu lassen und ein bißchen Wärme zu erfahren. Doch das ist leider mangels Mitarbeitern eingestellt worden.

Ich bin jedenfalls schwer ins Grübeln gekommen.


shit happens!


Fröhlichen Nikolaustag allerseits!

Dienstag, 4. Dezember 2007

Dusche für Duplo


Ich steige die Kellertreppe runter, stehe vorm Regal, ein Blick, ein Griff: Da ist sie, die gelbe Curver-Kiste mit dem Duplo Spielzeug. Seit wie vielen Jahren wartet sie darauf, wieder in Gebrauch genommen zu werden? 16 Jahre, 17 vielleicht? Eisern haben wir sie bewahrt, immer ist sie mit umgezogen, wenn wir eine neue Wohnung bezogen.
Wie oft waren wir in Versuchung, sie für ein paar Mark, später für ein paar Euro zu verkaufen, immer wenn wir knapp bei Kasse waren - und das waren wir meistens. Aber immer haben wir dieser Versuchung widerstanden, weil uns die Kiste mehr bedeutet als etwas Geld. Wie viele schöne und beglückende Erinnerungen hängen daran, wenn wir unseren Kindern mal wieder ein paar Teile zum Geburtstag oder zu Weihnachten schenken konnten: Steine, Tiere, Figuren, Autos, ein kleines Boot, eine winzige Wohnungseinrichtung, und das Beste von allen, mühsam vom Mund abgespart: Die Duplo-Eisenbahn mit Schienen, Lok und Waggons, sogar ein Kran dabei, den man bewegen kann.
Wie viel Spaß hat es gemacht, zusammen auf dem Boden zu liegen und mit den Kindern zu bauen und zu spielen! Irgendwann waren sie zu alt dafür, und Lego ersetzte Duplo. Aber Hartmut und ich meinten: "Die bewahren wir für unsere Enkel auf!" - noch lange bevor Mareike, geschweige denn Sara in Sicht waren.
Heute morgen sagte Hartmut beim Frühstück: "Jetzt ist es so weit! Das nächste WE werden wir mit Sara Duplo spielen!" Natürlich ist sie eigentlich noch zu klein dafür. Aber sie wird wenigstens einzelne Teile nehmen und in den Mund stecken können. Also habe ich den Steinen heute morgen eine Dusche verpasst und sie mit viel Mühe abgetrocknet.
Sara, deine Spielkiste steht bereit! Wir freuen uns auf dich!
Manchmal lohnt es sich, lange zu warten. Zeit ist relativ.

Freitag, 30. November 2007

Ver-rückte finden

Gestern war ich mit unserem Pastor und unserer hauptamtlichen Jugenddiakonin (heißt das so?) beim Hamburger Studientag. Einen Bericht gibt's bei emerging Deutschland.
Ich weiß nicht genau, was ich von dem Tag erwartet habe. Sicher ist, dass in den paar Stunden nur die Spitze des Eisbergs berührt wurde. Themen wurden angerissen, aber es war keine Zeit, um in die Tiefe zu gehen. Das habe ich etwas vermisst.
Emerging Church kann man nicht wirklich packen und in Worte oder gar Programme fassen. Wir leben in einem Spannungsfeld zwischen dem, was in unserer Gesellschaft nicht mehr funktioniert, nämlich einem Glauben, der von oben verordnet wird und der besagt, was man zu glauben hat und was nicht, und andererseits einem oberflächlichen Konsumententum (alles ist erlaubt, selbstgebastelter Patchworkglauben, Hauptsache, es fühlt sich gut an). Das ist unser Spannungsfeld.
Drei Lösungsansätze, die allerdings alle für mich nicht neu sind, sondern mich seit den späten 70ern beschäftigen:
Die Leute da abholen, wo sie sind, ihre Geschichten hören und ernst nehmen, die Menschen vorbehaltlos annehmen, Beziehungen bauen.
Soziale und politische Verantwortung übernehmen.
Musikstile und Gottesdienstformen bzw. ganz andere Arten, den Glauben zu leben, die der jetzigen Zeit der Postmodernen angemessen sind.
Zum letzten Punkt gab's wenig Konkretes, weil, wie oft betont wurde, sich das ja gerade erst in Vielfalt und individuell entwickeln muss. Es gibt halt keine Patentlösung.
Trotzdem hat sich der Tag für mich gelohnt. Die Persönlichkeiten Brian McLaren und Jason Clark haben mich vor allem durch ihre symphatische Art und ihre Demut beeindruckt. Sehr behutsam gingen sie mit (empfangener und austeilender) Kritik um, versuchten statt dessen erst mal zu verstehen, was so abläuft, wenn Gemeinden stagnieren und Christen sich schwer tun, sich auf Neues einzulassen. Ein sehr annehmender, das Gute suchender Umgang mit diesen Themen. Und Brian McLarens Bilder sowie Jason Claks Geschichten waren sehr eindrücklich.
Die große Herausforderung für mich, gerade in der Arbeit, in der ich stehe, ist: Jüngere zu fördern, sie aus der Apathie des Konsumententums zu holen, sie zu ermutigen, ihren Glauben wirklich zu leben und ihre Verantwortung für andere wahr zu nehmen. So wie der Pastor Philipp Elhaus bei der Podiumsdiskussion sinngemäß sagte: "Ich bin auf der Suche nach Verrückten, die das Reich Gottes bauen. Ver-rückt im wahrsten Sinn des Wortes, denn wir sind Kinder des ver-rückten Gottes, der vom Himmel zur Erde kam, um uns nahe zu sein. Ich bin nicht mehr verrückt, ich bin schon älter. Aber ich möchte solchen verrückten jungen Leuten den Arm um die Schulter legen und sagen: 'Du kannst das!'"
Das hat mich sehr berührt, weil das genau die Fragen sind, mit denen wir als WegGemeinschaft uns gerade auseinander setzen. Meine Hoch-Zeit habe ich gehabt. Mit meiner Lebensgemeinschaft sind wir neue, innovative Wege gegangen. Jetzt ist es Zeit, neben der kontinuierlichen Weiterfürung der Arbeit auch die Jüngeren zum Zuge kommen zu lassen, in sie zu investieren und sie zu fördern, ihre eigenen ganz neuen Wege zu gehen.

Montag, 26. November 2007

Die Qual der Wahl oder Jammern auf hohem Niveau ;-)


Seit Monaten schon fahre ich mit einem kaputten Außenspiegel herum. Ein LKW hatte ihn mir von meinem parkenden Opel abgefahren - ich fand ihn später drei Meter weiter auf der Straße liegend, leider gesprungen, und der LKW-Fahrer hatte sich aus dem Staub gemacht. Mit Hilfe eines breiten Tesastreifens (im Falle eines Falles klebt Tesa wirklich alles) habe ich ihn einigermaßen gut wieder befestigt.
Nun wäre es einfach, einen neuen Spiegel zu bestellen. Doch der kostet über € 40,-. Und immer ist mir irgend eine andere Anschaffung wichtiger. Mal eine Tankfüllung für eine Fahrt nach HH, mal selbst gebastelte Adventskalender für unsere Kinder, mal war dringender Klamottenkauf dran. Heute nun habe ich mir drei Bücher bestellt, die ich unbedingt lesen möchte (und dabei wieder erfolgreich der Versuchung widerstanden, dies ganz einfach von zu Hause aus bei Amazon zu tun, um statt dessen lieber den örtlichen Buchhandel zu stärken). Mit dabei ist "Die geheime Bostschaft von Jesus" von Brian McLaren, den ich am Donnerstag in HH zum Emerging Church-Studientag hören werde. Ich habe dann nur noch zwei Tage, um es zu lesen, aber ich möchte doch vorher einigermaßen informiert sein.
Nächsten Monat sind Weihnachtsgeschenke dran. Es gibt halt immer was Wichtigeres. So wird mein defekter Außenspiegel wohl noch im nächsten Jahr von mir spazieren gefahren werden. Wie heißt es so schön: Der gesprungene Krug hält am längsten ...

Freitag, 23. November 2007

Donnerstag, 22. November 2007

Begegnungen

mit ganz unterschiedlichen Menschen sind mit das Schönste an unserer Arbeit auf dem Dünenhof.
Jetzt ist unsere gleichnamige (Programm-)Zeitschrift für 2008 im Druck (viel Arbeit für meinen Schatz!) und bereits auf unserer homepage als pdf-Datei anzuschauen und runterzuladen.
Das wird ein spannendes Jahr!

Montag, 19. November 2007

Nachtrag

zum letzten Eintrag: Es gibt schon etwas, was ich gut finde an unserem noch frischen Jahrhundert. Es ist etwas, was hauptsächlich die Jugend verkörpert: Ehrlichkeit. Soweit ich das beurteilen kann, wird dort weithin gelebt, was man denkt und fühlt. Keine Maske, kein Verstecken hinter freundlichem Lächeln, wenn man sich in Wirklichkeit mies fühlt.
Hat natürlich - wie alles - seine zwei Seiten. Kein Bock auf was? Dann läßt man's eben. Kommt mir einer quer? Dann haue ich ihm verbal eine rein. So etwas wie Höflichkeit und andere freundlich gesinnte Umgangsformen können da schnell mal auf der Strecke bleiben, genauso wie das Einüben, sich selbst mal nicht als Maßstab aller Dinge zu nehmen und den Ego-Tripp ein bißchen zurück zu fahren zu Gunsten anderer. Aber grundsätzlich: Schön, wenn wir wissen, woran wir beim anderen sind. Das ist eine gute Sache.
Auch gut: Die Freiheit und Wahlmöglichkeiten in unserer Zeit. Zwar auch hier wieder: Grenzenlose Freiheit kann ins Bodenlose stürzen lassen, fehlende Orientierungsmöglichkeiten lassen alles beliebig erscheinen. Aber: Freiheit ist ein kostbares Gut. Ein angestrebtes Ziel Gottes für uns Menschen. Und: Nichts liebt Gott so sehr wie Wahrheit und Wahrhaftigkeit.
Außerdem: Natürlich sind die neuen Medien ein Teil unserer Kultur geworden und sollten stärker als bisher von Christen kreativ genutzt werden, um Menschen auf den aufmerksam zu machen, der unser Leben auf eine völlig neue Basis gestellt hat. Ein Tropfen im Meer der Datenflut, aber immerhin ...

Sonntag, 18. November 2007

Kulturschock

Wenn ich die Diskussion um die emergente Kirche in der postmodernen Zeit richtig verstehe, geht es darum, Glauben kulturrelevant zu leben: Nicht getrennt von der Welt, sondern in der Welt; einen gegenseitig befruchtenden Austausch zu pflegen von gesellschaftlicher Kultur und einer Kultur, die die emergente Kiche selbst neu zu entwickeln hat.

Das ist nichts wirklich Neues: Wir Christen sind bereits in der Bibel aufgerufen, Salz der Welt, Sauerteig im Brot, Licht auf dem Berg zu sein. Das eine ist nichts ohne das andere. So weit, so nachvollziehbar.

Doch was genau ist Kultur? Oder besser: Wie sieht unsere Kultur in der Postmodernen aus? Wenn man Kultur definiert als gesammeltes Wissen, Ethik, Moral, Kunst, Religion, Bräuche, Sitten und allgemein bekannte Symbolaussagen einer Gesellschaft, muss man sich fragen, was davon z.Zt. überhaupt noch Bestand hat. Was ist im heutigen Menschen noch als „Kulturwissen“ vorhanden, geschweige denn fest verankert?

Beispiele:

In einer Zeit, in der man Weihnachtsutensilien ab Ende August in den Kaufhäusern erwerben kann, in der es nicht mehr Usus ist, in Schwarz zur Beerdigung zu gehen oder auf Hochzeiten einen Anzug zu tragen, wo man nicht mehr zwischen Alltags- und Sonntagskleidung (wie in meiner Kindheit üblich) unterscheidet, scheint das Bewusstsein für den Rhythmus des Jahres oder der Woche nicht mehr da zu sein.

In einer Zeit, in der Leute ab 45 keinen Job mehr bekommen und Senioren in Heime und Hospize abgeschoben werden, ist der Respekt vor dem Alter auf der Strecke geblieben.

In einer Zeit, in der Kinder kaum noch intakte lebenslängliche Familienverbände kennen, sind Werte wie Treue und Durchhaltevermögen nicht in.

In einer Zeit, in der ein Großteil der menschlichen Kommunikation über PC- oder Handytastatur läuft statt über tief gelebte Freundschaften, sind Herz-zu Herz Gespräche selten geworden.

In einer Zeit, in der man ungestraft rote Lampen auf die Fensterbank stellen darf, weil das so gemütlich aussieht und die IKEA-Lampe doch so günstig war, muss man sich fragen, ob früher gemeinhin bekannte Symbole verloren gegangen sind. :-)

Vieles ist weg, was früher Gang und Gäbe war. Manches muss auch nicht mehr sein, das ist in Ordnung, denn Leben heißt Entwicklung. Doch was genau ist an dessen Stelle getreten? Wenn das, was wir in unseren Gemeinden anzubieten haben, nicht mehr relevant ist für die heutigen Menschen, was ist dann relevant aus der Gesellschaft heraus für uns Christen?

Steht nicht an Stelle der Kultur nur noch Kult? Tokio Hotel und iPhone und das neueste Ego shooter-Spiel?

Wenn alte Werte ins Wanken geraten sind (innerhalb und außerhalb der Kirchen), was sind dann die neuen? Was ist lebenstauglich?

Ja, man ist aus den engen braven Gemeindeschuhen rausgewachsen. Ja, etwas Neues muss her. Aber nicht nur wir Christen müssen uns fragen, was wir mit uns anfangen und wie wir unseren Glauben authentisch leben und zeitgemäß ausdrücken. Auch die Gesellschaft ist verpflichtet, Werte zu schaffen und Kultur zu bilden. Doch ich sehe noch nicht, dass es von Seiten der jetzigen Gesellschaft – klar, deren Teil ich ja auch bin – etwas Attraktives gäbe, auf Grund dessen ein lebhafter Austausch statt finden könnte. Oder bin ich auf dem Auge blind?


Mittwoch, 14. November 2007

Gott

du bist der rote Faden in meinem Lebenslabyrinth,

der Kompass und die Richtung und das Ziel,

der Wegweiser und der Weg,

das Geländer vor dem Abgrund,

Netz und doppelter Boden.


Du bist der Verborgene und der Sichtbare,

der Komplizierte und ganz Einfache,

der Umarmer meiner hungrigen Seele.


Wenn ich dich ignoriere, gehst du hinter mir her,

überholst mich von rechts, drehst dich um zu mir

und schaust mir direkt in die Augen,

dass mein Atem stockt.


Ich lass dich nicht los und du läßt mich nicht los.

Wir kämpfen wie du einst mit Jakob gekämpft hast.

Ich ringe um Segen, du um Wahrheit.

Der Sieg auf beiden Seiten ist Liebe.


Montag, 12. November 2007

Versuch, das Leben zu verstehen

Ich liebe es, mich mit meinen erwachsenen Kindern Sebastian, Fabian, Annika, Schwiegertochter Mareike und anderen jungen Leuten wie z. B. Ralf (wie am vergangenen WE) zu treffen.
U.a. deshalb, weil sie mir (ihnen unbewusst) zeigen, wie man das Leben auch angehen sollte: voller Offenheit und Fragen, noch prägbar, belehrbar, nicht zu leicht zufrieden zu stellen. Es ist gut, Gott gefunden zu haben und trotzdem auf der Suche zu bleiben. So wird Leben lebendig.

Freitag, 9. November 2007

Bei Sturmflut


ist es für mich - wie für viele Cuxhavener - Pflicht und Vergnügen zugleich, mal über den Deich zu schauen. Das habe ich heute ausgiebig getan. Zuerst direkt hinter dem Dünenhof Hotel, nachdem ich mittags Dienstschluss hatte: Land unter! Salzwiesen, Plattenweg bis hoch zu unserer kleinen Naturdüne alles unter Wasser. Wind und Wellen hautnah. Wunderbar! In diesem Jahr hatten die Landwirte wohl rechtzeitig reagiert und die Kühe von den Weiden geholt. Letztes Jahr waren etliche jämmerlich ertrunken.
Dann nach Hause, Auto abgestellt und zu Fuß gleich weiter zum Deich. Alte Liebe, Hafengelände, dazugehörige Parkplätze, Grimmershörnbucht - bis halbe Deichhöhe - alles unter Wasser. Dazu ein Wind, dass man sich kaum auf den Beinen halten konnte. Zahlreiche Kräfte der Feuerwehr, der Polizei und des Deichverbandes im Einsatz, vor allem wohl auch, um die Neugierigen in Schach zu halten und den Autoverkehr zu regeln, da einige Straßenzüge gesperrt werden mussten.
Diese Urkraft der Natur fasziniert Menschen. So überraschte es mich nicht, dass fast allen Leuten auf dem Rückweg vom Wasser, denen ich begegnete, die Sturmflut ein Lächeln auf das Gesicht gezaubert hatte.
Und gleich geht's nach Hamburg :-) ! Ich reise der Sturmflut sozusagen hinterher. Mal sehen, was mich dort erwartet!

Mittwoch, 7. November 2007

"Vertraute Fremde"




Unter diesem Titel (im Rahmen eines norddeutschen Erzählfestivals namens "MundWerk") gab gestern abend Roger Willemsen im Kloster Neuenwalde in der Nähe Cuxhavens seine Reiseerlebnisse zum Besten. Und Hartmut und ich haben buchstäblich die letzten Karten dafür bekommen. Wir mögen Roger Willemsen beide sehr gerne, aber bisher kannten wir ihn nur aus dem TV und aus Büchern.
Was er jedoch an diesem Abend losließ, übertraf alle unsere Erwartungen.
Ein Erzählkünstler (90 Minuten ohne jedes Manuskript), ein Sprachvirtuose, ein Wortgenie, wie ich noch nie zuvor einen erlebt habe.
Bei seinen ersten Worten schon bedauerte ich, kein Aufnahmegerät dabei zu haben. Doch dann konnte ich diesen Gedanken los lassen und einfach nur genießen. Ein Feuerwerk der Worte, es sprühte nur so nach allen Seiten. Er spielte mit ungewöhnlichen Wortkombinationen, jonglierte mit ihnen, tieb sie auf die Spitze, ließ sie kreisen und wirbeln, trudeln und fing sie kurz vorm Absturz wieder auf - ohne kaum mal Luft zu holen. Sein umfangreicher Wortschatz, seine scharfe Beobachtungsgabe, sein brillianter Witz, seine skurrilen Reflexionen, seine Emphatie für Menschen, denen er begegnet war, vereinten sich zu einem Gesamtkunstwerk, das seinesgleichen sucht. Einfach genial. Allein wie er minutenlang die Oberfläche eines ihm angebotenen Ziegenkäses beschrieb, der zuvor in der fusseligen Manteltasche eines Ziegenhirten verwahrt wurde ... oszillierend zum Beispiel - genau wie seine Sprache.
Rührende und komische und bedrückende Erlebnisse wechselten sich in schneller Folge ab, und besonders bewegend waren seine Reiseberichte aus Afghanistan.

Montag, 5. November 2007

Durchblick?


Zwei Düsenjäger fliegen in Formation: Rechter Pilot counting down: "One, zero - turn left!" Linker Pilot: "Did you say 'left'?" Rechter Pilot: "Right!" Linker Pilot: "Right!"

An diesen Witz fühlte ich mich erinnert, als ich heute bei meiner Augenärztin saß. Sie untersuchte meine Netzhaut und sagte: "Nach links gucken, bitte!" Woraufhin ich umgehend nach rechts schaute. Sie lachte und meinte: "Zwei Frauen ... rechts und links ... und ich sitze auch noch spiegelverkehrt vor Ihnen! Das kann ja gar nicht gut gehen!"
Anschließend bin ich mit völlig verschwommenem Blick (Augentropfen!) nach Hause getapert. Das Leben ist aber auch manchmal kompliziert! :-)

Freitag, 2. November 2007

Hüttenzauber


Heute morgen ist mein Schatz schon eine Stunde früher aufgestanden und hat mich mit einem Frühstück in der Hütte überrascht! Mit Kaffee, Toast, Obst und allem, was dazu gehört.
So saßen wir auf dem Sofa, guckten in den herbstlichen Garten und hörten leise Musik, bevor es zur Arbeit ging.
So könnte der Tag von mir aus immer beginnen ...

Mittwoch, 31. Oktober 2007

Schmutz und Blut

Vor einigen Wochen las ich den "Jesus-Faktor". Neben vielen hoch interessanten und für mich neuen und nachdenkenswerten Aspekten des Glaubens in unserer Gesellschaft hat mich ein Abschnitt in ganz besonderer Weise gepackt. In dem Kapitel sprach der Autor Kester Brewin darüber, dass wir in unseren Kirchen "den Schmutz der Welt" leider draußen lassen, sozusagen klinisch reine, "heilige" Gottesdienste feiern, in denen Sünder nicht wirklich Sünder sein dürfen. Er macht deutlich, dass "Jesus nicht für die Gerechten, sondern für die Sünder gekommen sei, um sie zur Buße zu rufen", sie also nicht ausgrenzt, so wie wir das oft tun, sondern mit ihnen zusammen ist. Auch unsere eigene Schuld wird sonntags meist ausgegrenzt. Der Autor ruft Christen auf, die "Schmutzgrenzen" zu erweitern, "fragwürdige Menschen" nicht auszuschließen, sondern in unsere Gemeinschaften einzubinden.
Um das zu verdeutlichen, hatte seine Gemeinde einmal einen Gottesdienst gefeiert, in dem mehrere schockierende Elemente vorkamen. U.a. wurde ein Abendmahl gefeiert, und zwar auf eine Weise, die einer der Gottesdienstbesucher im Nachhinein folgendermaßen beschrieb:

"Der Altar ist ein kleiner weißer Würfel. Der Austeilende steht dahinter, Brot in der Hand, und erklärt, was dieser Ritus bedeutet. Er spricht ruhig, und so sind wir auf das, was kommt, überhaupt nicht vorbereitet. 'Dies ist der Leib Christi, der für euch gebrochen wurde.' Mit diesen Worten wirft er das Brot auf den Boden. 'Dies ist das Blut Christi, das für euch vergossen wurde.' Er schüttet den Wein quer über den Altar. Er fließt auf den Boden wie Blut.
Wir sitzen da, sprachlos. Das ist schockierender als alles andere zuvor. Unerwartet, unsanft, ehrlich. Eine Mitarbeiterin sammelt das Brot auf und legt die Brocken auf den Altar. Sie füllt noch mehr Gläser mit Wein, lässt aber das umgestoßene liegen. Wir kommen immer zu zweit nach vorne. Auf jeder Seite des Altars steht ein Spiegel und als wir hinknien, können wir uns selbst zuschauen, wie wir die Gaben empfangen. Auf dem Spiegel steht: 'Ihr seid mein Leib'".

Ich hatte das Bild so intensiv vor Augen, dass ich wie mitten drin im Geschenen war und es mich bis ins Innerste erschütterte. Ich habe eine halbe Stunde nur geheult.
Mir kam keine Sekunde in den Sinn, dass dieses Abendmahl blasphemisch war. Es war Ausdruck tiefster Wahrheit. Und Tränen die einzig angemessene Reaktion darauf. Dass es nötig war, dass Jesus sich diesem Martyrium hatte aussetzen müssen, um uns zu retten...
Heute nun hat dieses für mich sprituelle Erlebnis eine weitere Dimension erfahren.
Einige Mieter im Haus meiner Mutter hatten sich in der Nacht eine schwere Prügelei mit anschließender sehr gefährlicher Messerstecherei geliefert. Der Flur und die Wohnung waren zertrümmert, überall war Blut: auf dem Boden, an den Wänden, auf den Sitzmöbeln. Ich kam, um meine Mutter in ihrer Aufregung zu beruhigen und zu helfen, wo es ging. Die betroffenen Leute waren in U-Haft oder KH. Ich kniete den ganzen Morgen auf dem Boden und schrubbte ca. ein Liter Blut von den Fliesen, wusch es von den Tapeten und überstrich sie mit weißer Wandfarbe, räumte auf.
Und während ich die dicken, ekligen Blutstriemen von der Wand kratzte und die Blutlachen aufwischte, sah ich wieder dieses Bild des umgestoßenen Kelches vor mir, aus dem Wein wie Blut auf den Boden tropfte, und dachte plötzlich: Bist du auch hierdrin, Jesus? Wenn es stimmt, dass du vor allem im Dreck zu finden bist, dann bist du auch hier. Du kennst das hier. Du hast dich auch solchen aggressiven, rachedurstigen , brutalen, gedankenlosen, zerstörenden Menschen ausgesetzt. Du bist knietief im menschlichen Dreck gewatet. Nein, nicht nur knietief. Nicht nur hüfthoch. Sondern dieser menschliche Dreck aller Zeiten ist so tief, so bodenlos, dass er über deinem Kopf zusammengeschlagen ist, so dass du buchstäblich dran erstickt bist. Aber du bist als Sieger daraus hervorgegangen.
Dir ist nichts Menschliches fremd. Und nichts Unmenschliches. Du kennst jede unserer Sünden. Jeden Abgrund in uns. Und genau da bist du hinabgestiegen - und wieder aufgetaucht. Das ist es, was uns und anderen Hoffnung geben kann.
Wir müssen unsere Gemeinden wieder "zu einem Ort machen, wohin Menschen kommen können, um sich zu reinigen, ohne sich dabei verdammt zu fühlen". Und wir müssen endlich neu verstehen lernen, dass wir alle in einem Boot sitzen, Christen wie Nichtchristen. Wir alle haben Dreck am Stecken, der eigentlich unendschuldbar ist. Da ist keiner besser als der andere. Meine eigenen Sünden sind in Gottes Augen nicht harmloser als die des Messerstechers. Wir sind gemeinsam darauf angewiesen, dass Jesus uns seine Vergebung und seine Gnade anbietet. Und das tut er. Was ist das für ein Gott!

Freitag, 26. Oktober 2007

Post für unsere Tochter ...

ihres Zeichens Rettungsassistentin. Dies ist eine Web-Seite für Dich, Annika: www.rosa-blaulichter.de. Nicht so toll aufgebaut, aber immerhin der link für weibliche Rettungssanitäter mit Humor. Daraus ein Bild:


und noch ein paar "Weicheiwörter" aus dem Genre:

- 100jährige-Reanimierer
- Auf-NDF-Warter
- Einmaldecken-Wegwerfer
- Doktor-Sietzer
- Blaulicht-Ampelrot-Bremser

Viel Spaß!

Samstag, 20. Oktober 2007

Wildwechsel

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Ich fahre erschöpft von der Arbeit heute abend in der Dämmerung durch die Heidefelder nach Hause, träume so ein bißchen vor mich hin - da quert plötzlich ein ausgewachsenes Reh direkt vor meinem Auto die Straße.
Mann, ist mir ein Schreck in die Glieder gefahren. Jetzt weiß ich auch, warum es "Wildwechsel" heißt. Weil man mit dem rechten Fuß wie wild wechselt - vom Gaspedal zur Bremse.
Ist jedenfalls noch mal gut gegangen. Kein Rehbraten heute. Aber ich weiß nicht, wer sich mehr erschrocken hat - ich oder das Reh.

Mittwoch, 17. Oktober 2007

Evolution of Dance

Die Zeitspanne meines Lebens - mein Zeitalter - getanzt. Ich glaub, da habe ich wohl einiges verpasst! ;-) Allerdings vermisse ich dagegen die Songs von Uriah Heep und Deep Purple & Co. Das war meine Musik!

http://www.youtube.com/watch?v=dMH0bHeiRNg

Dienstag, 16. Oktober 2007

Ist schon komisch ...


kaum klebe ich mal wieder (wie oft eigentlich noch?) an diesen blöden Identitätsfragen (Wer bin ich? Was macht mich wirklich aus?), da setzt mich Gott auf den Pott, seufzt und sagt: "Okay, also noch mal. Hab ich dir zwar schon hundert Mal erklärt, aber wenn Du's brauchst, eben noch ein weiteres Mal." Und zwar in Form des letzten WE-Seminars auf dem Dünenhof durch die wunderbare Vreni Theobald.
"Zwischenbilanz - was mein Leben ausmacht" war das Thema, und es ging hauptsächlich um Frauen in der Lebensmitte. Jeder, der ein Unternehmen führt, weiß darum, wie wichtig eine Zwischenbilanz ist, um eine Übersicht über die Geschäftslage zu bekommen und vor der endgültigen Bilanz am Jahresende noch Kurskorrekturen vornehmen zu können.
So hatte ich Gelegenheit, in meinem Leben Zwischenbilanz zu ziehen. Und ich hab gemerkt, dass ich tatsächlich auf ganz gutem Weg bin - hatte ich nur zwischenzeitlich wieder aus den Augen verloren (siehe post "Nebelfahrten").
Denn die Aufgaben, die den Frauen in der Lebensmitte gesetzt sind, bin ich bereits intensiv angegangen und habe sie bisher auch einigermaßen gut bewältigt:
- körperliche und seelische Umstellungsprozesse akzeptieren
- sich selbst ehrlich wahrnehmen, Veränderungen positiv einordnen
- Neufindung in der Partnerbeziehung
- Kinder loslassen
- neue Frage nach Beruf und/oder ehrenamtlicher Tätigkeit
- Fürsorge für alt werdende Eltern
Das Ziel dieser Aufgabenstellung ist, den Übergang in die 2. Lebenshälfte zu meistern, sensibel zu werden für neue Lebensimpulse, die sich mehr nach "innen" wenden, den Wechsel anzunehmen von biologischer zu geistlicher Fruchtbarkeit und Mutterschaft.
Wenn ich mir diesen Katalog anschaue, so kann ich erkennen, dass ich genau diese Punkte in den letzten Jahren "abgearbeitet" habe, zum Teil auch noch dabei bin. Was legitim ist, denn nach neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen können diese "Wechseljahre" (nicht nur biologisch gesehen!) bis zu 14 Jahren andauern.
Dass dieser Prozess auch mit Krisen verbunden ist, ist ja klar. Da will nicht Gelebtes mit Macht hoch kommen und fordert ihr Recht. Die äußere Fassade bröckelt - damit meine ich nicht nur das Aussehen. Die Zeit der Anpassung an Menschen und totale Unterordnung unter die Erfordernisse des täglichen Lebens ist vorbei. Man möchte authentisch, echt werden. Eigene Bedürfnisse wahr nehmen und leben. Ehrlich sein. Die innere Gestalt will wachsen und bekommt mehr Autorität. Die innere Schönheit wird jetzt wichtig, nicht mehr die äußere. Da werden auch noch mal Heilungsprozesse in Gang gesetzt. Das Leben wird vertieft. Versöhnung mit der eigenen Lebensgeschichte und mit Menschen kann statt finden. Ich kann erkennen, dass ich Glied einer Generationenreihe bin. Ich kann mich fragen "Was geht durch mich weiter?". Ich kann die wunderbare Aufgabe annehmen, Begleiter und geistliche Stütze meiner Kinder und Enkelkinder zu sein.
Ich darf in die zweite Reihe treten, die Jüngeren fördern. Ich darf das Leben genießen. Ich darf um meine eigene Unverwechselbarkeit wissen und sie bejahen.
Ich bin also durchaus auf dem richtigen Weg. Was mich vorher so umgetrieben hatte: Da muss doch noch mehr sein, das reicht doch nicht, ich muss doch noch etwas wirklich Großes bewirken in dieser Welt. Das Gefühl: Ich genüge nicht. Was ich tue, reicht nicht aus.
Was mir an dem WE geholfen hat, war Vrenis Geschichte, die sich genau mit dieser Frage des "Nicht-Genügens" gequält hatte und damit zu einer Seelsorgerin gegangen war. Sie hatte gehofft, gesagt zu bekommen, dass sie - Vreni - doch genüge, gut genug sei. Was tat aber die Seelsorgerin? Sie lachte Vreni herzlich aus. Und dann sagte sie: "Genau, du hast es erkannt - du genügst nicht! Aber kein Mensch genügt. Das ist ja das Tolle an Jesus, dass er unseren Mangel, unser Nichtgenügen vollständig ergänzt und ausfüllt, so dass es am Ende gut ist."
Tja, da hatte ich es nun wieder. Mein Perfektionismus war mal wieder entlarvt. Und das Befreiende daran: Ich darf sein wie ich bin, ungenügend, voller Fehler, Versagen, Mängel, Lücken. Gut so.

Donnerstag, 11. Oktober 2007

Ich stehe

vor einem winzigen Stück Land - kaum 3 qm groß, das aussieht wie ein Miniatur-Bauerngarten: üppig blühende Fetthenne, Skimmie und sich dicht an dicht kuschelnde rote Begonien, umrahmt von grünem Buchsbaum. Papas Grab.
Heute wäre mein Vater 80 Jahre alt geworden, und ich bin früh morgens noch vor der Arbeit über den stillen herbstlichen Friedhof gegangen, um ihm ein paar Blumen hinzulegen. Ich bin allein und halte stumme Zwiesprache mit ihm. Der Ort an sich bedeutet mir nichts. Ich weiß, er liegt nicht hier unter der braunen Erde. Er ist endlich zu Hause. Aber irgendwo geht man halt hin, wenn man in besonderer Weise an Verstorbene denken möchte. Mein Vater hat nichts von den Blumen. Er ist jetzt umgeben von überwältigender Schönheit - dagegen kann ein einfacher Blumenstrauß nicht an. Warum bedeutet es mir dann so viel, dieses Geburtstagsgeschenk auf sein Grab zu legen? Vielleicht, weil ich, weil Menschen überhaupt, Symbolhandlungen brauchen als Wegzeichen, als Orientierungspunkte im Leben. Es ist ein kleines verspätetes Dankeschön für alles, was mein Vater für seine Familie Gutes getan hat. Für das, wofür er stand: Gutmütigkeit, Großzügigkeit, stille Treue, Fleiß, Selbstlosigkeit. Diese postitiven Dinge sind durch ihn als Potential auch in uns Kindern angelegt und wir können sie weiter geben. Und das, was vielleicht schwierig an ihm war, dürfen wir getrost und gelassen so stehen lassen.
Langsam gehe ich über die belaubten Wege dem Ausgang zu. Es ist schön, Frieden zu haben - mit Lebenden und mit Toten.

Dienstag, 9. Oktober 2007

Husten, Schnupfen, Heiserkeit ...

mich hat's voll erwischt. Ich wundere mich immer, dass man sich bei einer der harmlosesten Krankheiten, die es überhaupt gibt, so erbärmlich fühlt. Die teuer erstandenen Medikamente Mucoangin, Sulagil etc. haben zwar schöne Namen, aber bis jetzt noch gar nichts geholfen.
Und krank feiern ist nich drin - ich mach ja schon Urlaubsvertretung für meine Kollegin. Also Augen zu und durch ...

Donnerstag, 4. Oktober 2007

Nebelfahrten

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Ich gehe früh morgens an der Elbe entlang, kurz vor ihrer Mündung in die Nordsee, da, wo sie sich in einer großzügig geschwungenen Bucht erweitert und so tut, als sei sie schon das Meer. Es ist diesig, ein schwerer grauer Himmel, das andere Ufer nicht zu sehen, und die Wellen laufen glucksend an die Böschung. Möwen segeln über mir. Ab und zu tauchen aus dem Nebel Containerschiffe auf und verschwinden leise im Nichts.
Einer inneren Unruhe folgend habe ich das Weite gesucht. In den letzten Wochen war mein Leben mit Gott irgendwie auf Sparflamme. Ab und zu ein Stoßgebet ... Ich kreise um Gott wie ein Mond um seinen Planeten. Anziehungskraft und Fliehkraft halten mich in einer elypsenförmigen Umlaufbahn - mal näher, mal ferner von ihm. Wirklich eng haben wir es zur Zeit nicht ...
Mein Glaube ist wie eines dieser Containerschiffe, die an mir vorbei ziehen: ab und zu taucht er aus dem Nebel auf und verschwindet dann wieder. Nicht, dass er wirklich weg wäre. Doch der Nebel ist dicht, und das Schiff ist schwer beladen.
Ich wünschte, mein Glaube wäre wie ein bunt beflaggtes Segelschiff, dass in strahlender Sonne auf blauen Wellen unter vollen Segeln seine Bahn zieht. Ein Augenschmaus für alle, die es sehen. Davon bin ich weit entfernt.
Was ist es nur? Was treibt mich um? Letztendlich reduziert es sich immer wieder auf diese drei Fragen: Wer bin ich? Wer bist du, Gott? Was haben wir miteinander? Nach dreißig Jahren Glaube noch immer diese Unsicherheiten. Hört das denn nie auf?
Es ist nicht so, dass ich gar keine Antworten auf diese Fragen hätte. Aber das Leben ... das Leben. So undurchsichtig. Und meine Gedanken - so durcheinander.
Es dauert lange, bis ich endlich die Hürde nehme: vom Kreisen um Gott bis hin zur direkten Ansprache. Zum Du. Da wird es plötzlich leichter. Der Nebel lichtet sich etwas. Ein kleiner Sonnenstrahl. Wärme.

Dienstag, 2. Oktober 2007

Ich liebe Carlos ...

aber Hartmut ist nicht eifersüchtig. Denn Hartmut liebt Carlos auch. Das ist aber auch ein feiner Typ - großzügig, gastfreundlich, einladend, weich und warm - und er ist sehr gutaussehend! Man kann sich an ihn anlehnen und sich einfach gehen lassen. So leicht nimmt er einem nichts übel. Er ist einfach der Beste - und gehört der Berufsgruppe der Mega-Sofas an.


Seit ein paar Wochen bildet er den Mittelpunkt unserer Hütte und wird gerne von uns belagert.


Bequem kann man auch zu zweit darauf liegen. Oder es können bis zu vier Leuten nebeneinander sitzen. Von ihm aus haben wir den besten Blick in unseren Garten.





















Oder durch unser Fenster zum Himmel:


Es ist unser Ort für liebe Gäste und für uns selbst - zum Abhängen, zum Lesen, zum Quatschen, zum in die Natur gucken, zum Träumen, zum Frust verlieren, zum Spannungen abbauen, zum mit Gott reden, zum Genießen.
Ein winziges Stück Himmel auf Erden. Wer so was braucht, ist uns immer herzlich willkommen!


Danke, Hartmut, für den Bau der Hütte, für ein Jahr Arbeit und alles, was von Dir drinsteckt: Viel Liebe, viele Ideen und Phantasie, viel Schweiß, etliche Schmerzen (Leitersturz) und echtes Durchhaltevermögen! Und: Dich liebe ich mehr als Carlos!

Gelesen und gefühlt

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Herbst

Die Blätter fallen, fallen wie von weit,

als welkten in den Himmeln ferne Gärten;

sie fallen mit verneinender Gebärde.

Und in den Nächten fällt die schwere Erde

aus allen Sternen in die Einsamkeit.

Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.

Und sieh dir andere an: es ist in allen.

Und doch ist Einer,

welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.


Rainer Maria Rilke

Donnerstag, 27. September 2007

Intensive Zeit

Gordon MacDonald war da, Ralf war da, ich hatte Geburtstag und am vergangenen Wochenende sehr viel Arbeit - es fällt mir nicht leicht, die letzte Woche zusammen zu fassen.
Daher nur so viel: Es war eine gute und tiefe Zeit, deren einzelne Elemente irgendwie ineinander gegriffen haben und die nachhaltig in mir weiter arbeitet...

Donnerstag, 20. September 2007

Amnesie

War Zeuge eines Gesprächs zweier geistig leicht Behinderter, die sich am Tag vorher kennen gelernt hatten.

Er: "Aus welcher Stadt kommst du denn?"
Sie: "Aus Marburg. Das habe ich dir doch gestern schon erzählt!"
Er: "Ich hab dir doch gesagt, dass ich Probleme mit meinem Kurzzeitgedächtnis habe!"
Sie: "Ach, hab' ich vergessen!"

Meinen ersten Impuls, laut zu lachen, habe ich schnell unterdrückt. Das wäre echt gemein gewesen angesichts zweier Leute, die sich mit ihren Schwierigkeiten so tapfer durchs Leben kämpfen. Aber irgendwie war es doch lustig ... Gehört wohl in die zu Recht umstrittene Kategorie "Witze über Behinderte" - obwohl der Dialog wirklich so stattgefunden hat.

Montag, 17. September 2007

Rendezvous mit der Welt des Theaters


Ein ereignisreiches Wochenende liegt hinter mir. Am Samstag sind Renate (E.) und ich nach Butzbach/Hessen gefahren, um an einem Theater-Seminar von Willow Creek teilzunehmen. Kurz nach vier Uhr früh starteten wir (gähn!!!), genossen die Autofahrt zwischen Sternenhimmel, Sonnenaufgang und blauem Himmel, die Zeit für Gespräche und den Ausblick auf die abwechslungsreiche Landschaft.
Um 10 Uhr ging's los: Knapp vierzig Leute hatten sich für den Kurs "Regie" angemeldet. Eine Fülle von Theorie und praktischen Übungen brachte uns Monica Degen, Regiesseurin vom Freien Theater Berlin, nahe. Eine beeindruckende Frau übrigens, sehr kompetent, und ihre Persönlichkeit ist wunderbar. Sehr sanft und behutsam, aber gleichzeitig weiß sie genau, was sie will und wo es hingehen soll.
Wodurch ich mich in diesem Seminar bestätigt fühlte: Renate und ich sind mit unserer kleinen Theatergruppe genau auf dem richtigen Weg. Instinktiv hatten wir die Bedeutung von "warm up's" und Improvisation erkannt und angewendet. Was uns in der Praxis schon vertraut war, wurde hier theoretisch erklärt und untermauert. Dazu gab's viele Übungen, die wir noch nicht kannten und wir haben jetzt reichlich Stoff für das nächste Jahr.
Eine weitere Erkenntnis für mich: Ich bin in der Regie richtig aufgehoben. Viel mehr als im Schauspiel selbst. Das wurde mir während einer Aufgabenstellung, in der es um Interaktion ging, total klar. Ich spürte, wie sehr ich mich auf mein Gegenüber einließ, mich in sie einfühlte und dabei meine eigene Person zurück stellte.
Ich dachte plötzlich, dass die Aufgabe des Regiesseurs wohl der eines Seelsorgers gleicht: Zuhören, Fragen stellen, beobachten, Beobachtungen mitteilen, Richtungen aufzeigen. Das liegt mir mehr als selbst darstellen. Früher, so Monica Degen, hatte der Regiesseur autoritär bestimmt: "Du machst das und das, und zwar so und so!" Die Zeiten sind vorbei. Er ist ein Helfer der Schauspieler, das aus sich heraus zu holen, was in ihnen steckt. Eher ein Wegweiser. Und vor allem sieht er den Zusammenhang. Er hat eine Vision von dem Stück. Er hat das Gesamtbild im Auge. Er weiß, welche Botschaft, welche Geschichte ans Publikum transportiert werden soll. Und er fördert die verschiedenen Facetten der Darsteller, die dann im Zusammenspiel, in der Wechselwirkung, im Steigen und Fallen der Handlung, im Fortlaufen und an Wendepunkten des Geschehens als Gesamtkunstwerk zusammen finden.
Ich finde das total faszinierend.
Eine weitere Überraschung ist für mich die Kraft der Imagination. Wir wurden in den praktischen Übungen vorsichtig durch unsere eigene Welt der Phantasie geführt, und es war verblüffend für mich zu sehen, was da so in mir schlummert. Auf einmal bekommt man Kontakt zu seiner Seele. Sehr interessant.
Nach sieben Stunden auf (leider hartem und kalten) Steinfußboden sitzend, waren wir dann froh, uns wieder ins Auto schwingen zu dürfen. Leider kamen wir auf dem Rückweg in einen Stau. Um 23 Uhr waren wir erst wieder zu Hause. Das ist nichts für alte Frauen wie mich! Am Sonntag war ich wie gerädert. Doch es nützte nichts: Schon kurz nach 8 Uhr früh waren wir in unserer Gemeinde, um für das Schauspiel zu proben, das in den beiden folgenden Gottendiensten zum Thema "Der sexte Sinn" (zur Sexualität, der Beginn der Reihe "Baustellen des Lebens") aufgeführt wurde. So konnten wir das Gelernte (Schauspiel natürlich ;-) !) gleich praktisch anwenden. Hat alles prima geklappt.
Renate und ich sind hoch motiviert, unsere Aufgabe in der Theatergruppe auszubauen. Die Anstrengungen des Tages haben sich sehr gelohnt.

Freitag, 14. September 2007

Heimchen am Herd?


Gestern bei der Gartenarbeit bekam ich zufällig einen kleinen Dialog zwischen zwei Teilnehmern des Waldorf-Kindergartens auf dem Nachbargrundstück mit. Die zwei Stöppke befanden sich im reifen Alter von ca. 5 Jahren und hatten bereits eine klare Meinung.
Mädchen (weinerlich): "Ich möchte auch das Baumhaus mitbauen!". Junge (gönnerhaft): "Nein, das geht nicht, du kannst Kuchen backen!"
Ob Eva Hermann mit ihrem "Kampf" bereits offene Türen bei der heutigen Jugend einrennt?
Aber im Ernst, das Schwierige bei der Diskussion um "Heimchen am Herd" oder "Karrierefrau" ist, dass gar nicht mehr sachlich argumentiert wird - offensichtlich auf keiner Seite.
Das macht es so überaus schwierig, seine eigene Meinung zu äußern, ohne als Vertretung der "Hausmütterchen"-Fraktion oder der der "Rabenmmütter" abgekanzelt zu werden. Sehr bedauerlich, dass Frau Hermann mit ihren dummen und üblen Äußerungen so viel Schaden angerichtet hat. Denn darf man nun noch laut sagen, dass es wirklich viel besser für ein- bis dreijährige Kinder ist, zu Hause bei der Mutter (oder von mir aus beim Vater) aufzuwachsen, statt in einer Tagesstätte untergebracht zu werden - egal, wie sehr sie dort "gefördert" werden? Oder darf man sagen, dass es vielleicht viel sinnvoller wäre, die Gelder, die in solche Betreuungsanstalten fließen, lieber den Familien zu Gute kommen sollten?
Darf man sagen, dass viele Frauen gar keine Wahl haben als arbeiten zu gehen, weil das Familieneinkommen sonst gar nicht reichen würde? Und sie ihre Kinder abgeben müssen, obwohl sie es eigentlich gar nicht möchten?
Darf man sagen, dass die Frauen, die nicht wirklich Interesse an einer Familie und am Familienleben haben, sich lieber ganz auf ihre Arbeit und Karriere konzentrieren sollten, statt Kinder als Prestigeobjekt in die Welt zu setzen, die dann als lästiges Anhängsel irgendwie abgeschoben werden müssen?
Gibt es nicht auch eine Position irgendwo zwischen Frau von der Leyen und Eva Hermann, die es verdient, ernst genommen zu werden?
Ich persönlich bin sehr froh und dankbar, dass ich die Chance hatte, immer solche Halbtagsstellen (nah an unserem Zuhause und mit günstigen Arbeitszeiten) zu bekommen, die es mir erlaubten, den Balanceakt zwischen Familie und Arbeit hinzubekommen. Ich war mittags, wenn die Kinder aus Kindergarten oder Schule nach Hause kamen, immer schon da und konnte sie empfangen. Das war sehr wichtig für sie - auch über das Kindergartenalter hinaus, und für mich auch. Gleichzeitig habe ich den Anschluss an die Arbeitswelt nie verloren. Die ersten drei Jahre haben den Kindern sowieso ganz gehört.
Ich fürchte, solche guten Chancen haben nicht viele Frauen.
Wenn man über die Kosten des Staates diskutiert, sollte man auch bedenken, dass die Folgekosten für sich selbst überlassene, verlorene, auf die schiefe Bahn geratene Kinder, die kein Familienleben und keine Wärme kennen und kaum eine Erziehung genossen haben, enorm sind. Ein Extrem, zugegeben. Aber leider keine Ausnahme mehr.

Sonntag, 9. September 2007

Schlechte Laune?

Dann probier's mal hiermit:

http://www.collegehumor.com/video:1774319


Wenn das nichts hilft, dann bitte diesen hier versuchen:

http://www.collegehumor.com/video:1774105

Dienstag, 4. September 2007

"Am Ende des Weges"

von Heinrich Albertz ist ein Glücksfund von unserem letzten Flohmarktrundgang. Ich halte immer nach interessanten Büchern Ausschau. Und dieses ist nicht nur interessant, sondern auch sehr berührend.
Heinrich Albertz, Jahrg. 1915, gest. '93, war von '39 bis '41 Pfarrer der Bekennenden Kirche, bevor er verhaftet wurde; später ('66/'67) war er regierender Bürgermeister von Berlin. In seinen letzten Jahren lebte er zusammen mit seiner Frau bewusst unter alten Menschen in einem Wohnheim in Bremen.

Heinrich Albertz '83 auf einer Friedensdemo

In diesem '89 veröffentlichten Buch reflektiert er übers Älterwerden, über das Alter überhaupt, über das Mit- und Nebeneinander der Generationen. Es ist als Tagebuch geschrieben, wobei sich alltägliche Geschehenisse und Begegnungen mit der Rückschau auf politische und persönliche Ereignisse abwechseln. Ein ehrliches Buch, bescheiden, eigene Grenzen annehmend, gleichzeitig beobachtend, wach. Der Bericht eines "zurückgenommenen Lebens", angesichts des Todes.
"Nichts ist schöner, als mit dir in der Abendsonne auf einer Bank zu sitzen - dicht am Haus vor unserer schönen Wiese, in dem herrlichen Park ganz in unserer Nähe, im alten Riensberger Friedhof. Wir erzählen uns die alten Geschichten, von Glück und Unglück in unserem Leben, von Kindern und Enkeln. ..." Und er spricht vom 90. Psalm, diesem schönen Text von "Anfang und Ende, von Leben und Sterben, von Zeit und Ewigkeit". - So schön, so zu Herzen gehend, dass mir die Tränen kommen ...

Mittwoch, 29. August 2007

O du schöne Weihnachtszeit ...


Die Tage werden kürzer, okay. Frühmorgens hängen Nebelschwaden über den Feldern, na gut. Die ersten Blätter fallen von den Bäumen, sicher.
Aber IST DAS EIN GRUND, jetzt, Ende August, vier Monate vor Weihnachten, Spekulatius, Lebkuchen & Co. in die Regale der Supermärkte zu platzieren???
Ich rege mich jedes Jahr erneut darüber auf. Es verdirbt Kindern die Vorfreude und mir die Lust auf die Vorweihnachtszeit. Wenn man monatelang das Zeug dort liegen sieht, dann kann man es spätestens Mitte November nicht mehr ertragen. Dabei liebe ich die Adventszeit normalerweise über alles. Doch das inflationäre und unzeitgemäße Angebot der entsprechenden Utensilien macht mir das Ganze doch etwas madig. Da hilft es auch nichts, den Kauf dieser Waren bis Anfang Dezember zu boykottieren. Es verfolgt einen halt trotzdem auf Schritt und Tritt ...

Dienstag, 21. August 2007

"Uno!"

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Wenn dieses zwischen Hartmut und mir verabredete Stichwort durch die Wohnung schallt, ist es für mich dringend an der Zeit, in den Keller zu gehen, die Wäsche von der Leine zu nehmen und eine neue Partie Wäsche zu waschen. Denn "Uno!" ist das Zeichen, dass mein lieber Mann gerade seine letzte Unterhose der Schublade entnommen hat.
Es ist auch das Zeichen, dass ich mal wieder mit meinem Haushalt hinterher hinke. Ein langes Arbeitswochenende (Freitag bis Montag) von täglich 8:00 bis 18:00 Uhr verhindert ein reibungsloses Hausfrauendasein. Da Hartmut solche Ehefrauabwesenheitszeiten (was für ein Wort!) gerne nutzt, um intensiv an unserer Hütte weiter zu arbeiten, kann auch er sich nicht statt meiner um solch profane Dinge wie Wäsche oder staubsaugen kümmern.
So ist der Dienstag oft ein Haushaltstag für mich. Heute kommt die schöne Aufgabe "Äpfel pflücken" dazu. Sie sind reif! Das Fallobst hat Hartmut immerhin bereits zu einem wunderbaren Apfelkuchen verarbeitet. Großes Lob! Ich werde heute meine berühmte Apfel-Curry-Suppe kochen. Und Apfelmus. In großen Mengen.
Reife Äpfel läuten für mich immer das große Sommerfinale ein. Was okay ist, wäre da ein Sommer gewesen! Nun hoffe ich auf einen schönen Herbstzauber!

Dienstag, 14. August 2007

Unsere wilde Hummel ...

ist 22 geworden! Happy birthday, Annika!


Was soll man über unser Mädel schreiben? Da reicht eine Seite ja gar nicht aus! Sie ist unser Sonnenschein mit kämpferischem Wesen, ein guter Kumpel, feinfühlig und zärtlich, hilfsbereit und anpackend, hübsch und humorvoll, kreativ und für Ungewöhnliches zu haben, abenteuerlustig und stark, sensibel und herzlich, ernst und bereit für alle Späße der Welt, sie kann austeilen und einstecken. Ein Dickkopf, wenn's um wichtige Sachen geht, ansonsten anpassungfähig und pflegeleicht. Ein Mensch, der Freude bereitet, nur einfach dadurch, dass er da ist. Allein wenn man in ihre blauen Augen schaut, geht einem schon das Herz auf ...

Okay, okay, ich hör schon auf, wir sind halt ihre Eltern (hoffe, das hier ist dir nicht zu peinlich, Maus!). Wünschen dir einen wundervollen Tag und danken Gott, dass es dich gibt!
Wir haben dich lieb!

Donnerstag, 9. August 2007

Wie lange braucht ein Mensch zum Sterben?

Gestern erzählte mir ein 93jähriger vom Tod seiner Frau vor drei Jahren. "Was glauben Sie, wie lange meine Frau zum Sterben brauchte?" fragte er mich. "Keine fünf Minuten!" Er ist immer noch fassungslos. "Abends sagte sie zu mir: 'Ich geh schon mal ins Bett!'. 'Gut', meinte ich, 'ich mach dir noch schnell deinen Kamillentee!' Als ich ins Schlafzimmer kam mit der Teetasse in der Hand, lag sie tot im Bett. Einfach so."
Mir kamen sofort die Gedanken an meinen Vater hoch. Er brauchte zwei Wochen zum Sterben. Ich durfte ihn noch pflegen und mich in Ruhe von ihm verabschieden. Zwei Wochen sind eine gute Zeit. Nicht zu lang und nicht zu plötzlich. Und doch tut es wieder weh, wenn ich daran denke ...
In der Nacht konnte ich nicht schlafen. Mir ist mal wieder schmerzlich bewusst geworden, wie endlich alles ist. Wie oft wir Abschied nehmen müssen. In meinem Alter werden Abschiede zunehmen ... Der Takt beschleunigt sich. Mit wieviel Unwichtigem wir uns so beschäftigen angesichts der Tatsache, dass der Tod jederzeit zuschlagen könnte! Trotz Glauben an ein ewiges und besseres Leben empfinde ich wie viele Leute den Tod als ein Affront, als bösen Bruch, als Feind. Was er ja auch ist, wenn wir das Leben und Menschen lieben.
Ob es uns - mir - gelingt, aus diesem Wissen Nutzen zu ziehen? Uns das Leben nicht mit unwichtigen Streitereien, Undankbarkeiten, Nervereien und Unzufriedenheiten zu versauern?

Sonntag, 5. August 2007

Morgens um sieben ....

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Vier Elstern sitzen in den Zweigen des abgestorbenen Birnbaums und halten eine konspirative Sitzung ab. Ein Taubenpärchen gurrt sich unterdessen verliebte Laute zu. Ringelblumen blühen still und bescheiden auf dem Beet, das eigentlich ein kleiner Gemüsegarten werden sollte. Die Hortensien dagegen stellen stolz ihre überbordende pinkfarbene Blütenpracht zur Schau.
Der Froschkönig ist auf dem Weg zu seiner Zinkwanne, um wie jeden Mogen vergeblich nach einer goldenen Kugel zu tauchen. In der Pfütze vom längst vergessenen letzten Regenschauer nimmt eine hübsche Amsel ihr Morgenbad. Zwei Möven sind auf Landausflug und kreischen hoch in der Luft ihren gefiederten Genossen einen seemännischen Gruß zu. Zitronenmelisse, Lavendel, Rosmarin und Minze fechten einen Wettbewerb um den schönsten Duft aus und die kleinen Buschröschen blicken bewundernd zu ihrem Vorbild, der roten Edelrose auf.
Lust der Augen, Genuss für Nase und Ohren, Morgenkühle auf der Haut.
Plötzlich klappt laut eine Tür und die Nachbarin ruft einigen kommenden Bauarbeitern Anweisungen zu. Der Zauber ist gebrochen. Ich nehme meine leere Kaffetasse vom Terrassentisch und gehe ins Haus, um mich für die Arbeit fertig zu machen.

Sonntag, 29. Juli 2007

Unsere Mülltonne

ist voller Windeln, die Wohnung irgendwie leer ... Die drei Hamburger sind fort.
Wir hatten eine schöne Woche zusammen, eine Mischung aus Urlaub und gemeinsamer Arbeit an unserer Hütte. Sebo, Mareike und Sara haben dort bereits mehrmals auf der Schlafebene genächtigt und sich sehr wohl gefühlt. In den nächsten Tagen ist die letzte Deckenverkleidung und Rest tapezieren dran, anschließend kommt der Fußboden rein. Und dann kommt das Schönste: Einrichten!
Mareike hat den bornholmroten Anstrich außen vollendet, vor der Hütte steht der Apfelbaum, voll beladen mit bald reifen Früchten; Lavendel, Rosen und Phlox blühen, und alles sieht wunderbar wild romatisch und verwunschen aus.
Die Zeit mit Sara war mir sehr kostbar. Wie schnell man sich an so ein kleines Wesen gewöhnt, wenn man es jeden Tag um sich hat! Einmal habe ich sie auf dem Arm, rede ein bißchen mit ihr, und plötzlich steigt aus den Tiefen meiner Seele ein heißes Gefühl wie ein isländischer Geiser auf, zu Worten kristallisiert: "Ich hab' dich so lieb, kleiner Schatz!" und mir schießen die Tränen in die Augen. Ich bin verliebt.
Da Freud und Leid immer nahe beieinander liegen, kann leider die andere Seite auch nicht fehlen: Der routinemäßige Besuch beim Arzt war nicht so erfreulich. Ein seit Monaten beständig abnehmender und nun ein so stark zurückgegangener Hämoglobinwert, dass man ihn nicht länger ignorieren darf: Ich muss unbedingt ein Eisenpräparat nehmen. Welches sich nicht mit meinen Schilddrüsenhormonen verträgt, die ich wegen Unterversorgung nehmen muss. Was heißt, dass ich sie in einem zeitlichen Abstand voneinander schlucken muss, was wiederum bedeutet, dass ich nun vier (4!) Mal täglich Pillenzeugs einwerfen muss. Außerdem bekam ich mal wieder ein neues Medikament verschrieben, weil mein Bluthochdruck bisher einfach nicht in den Griff zu kriegen war. Dieses jedoch beeinträchtigt wiederum meinen Elektrolythaushalt, insbesondere läßt es die Bestände an Calcium und Magnesium in meinem Körper sinken, welche ich doch so dringend brauche, weil ich nachts so häufig Wadenkrämpfe bekomme. Also muss ich wohl auch dafür ergänzende Mittel nehmen. Ich benötige bald keine Mahlzeiten mehr. Die Tabletten reichen als Sättigungsmittel völlig aus.
Ich hasse das! Ich rauche nicht, ich trinke nicht, aber ich bin gezwungenermaßen von Tabletten abhängig. Was ich nicht will! Aber nicht anders geht. Sch...!
Immerhin war mein Blutzuckerwert in Ordnung. Wenigstens etwas. Steckt eben harte Disziplin und Verzicht dahinter. Mein Sohn rät mir zusätzlich zu mehr Sport. Ich weiß! Ich weiß! Gut zum weiter Abnehmen und für den Blutdruck. Aber nach 8 Stunden Turnen hinter dem Rezeptionstresen mag ich einfach nicht mehr. Und durch die fehlenden roten Blutkörperchen bin ich immer soooo müde! Da beißt sich die Katze in den Schwanz. Schätze, das wird mein nächstes Feld werden, das ich zu beackern habe ...

Sonntag, 22. Juli 2007

Kinder, Kinder ...

Volles Haus seit dem Wochenende: Sebo und Mareike sind samt Sara für eine gute Woche bei uns und verbringen hier ihren Urlaub, Fabi ist sowieso da, um sich von seinen Prüfungen zu erholen und - schöne Überraschung! Annika konnte sich wenigstens zwei Tage Zeit nehmen, um uns in Cux. zu besuchen. So waren wir als Familie komplett und hatten ein super schönes WE mit dem, was immer dazugehört: Frühstück bis zum Mittag, Tee in Strömen und Grillen ohne Limit.
Außerdem fand am Samstag die Hochzeit von Kristin (ehemals Eggers) und Kai Flottmann statt, auf der wir eingeladen waren.
In all dem Trubel und der Freude über Kinder und Enkelkind bin ich nach wie vor in nachdenklicher Stimmung. Irgendetwas arbeitet in mir, es hat u.a. etwas - wie bereits angesprochen - mit der Gestaltung der Zukunft zu tun. Aber da ist auch eine ganz leise Traurigkeit darin, die ich noch nicht richtig einordnen kann, weil mein äußeres Leben zur Zeit recht rund läuft.
Doch damit werde ich mich wohl später auseinander setzen. Jetzt ist erst mal Familie dran und meine Arbeit ...

Sonntag, 8. Juli 2007

Weite Kornfelder


mit vielen Mohnblumen - das wird mir von unserem Kurztripp wohl am meisten in Erinnerung bleiben. Die mecklenburgische Landschaft hat mich zuweilen sogar entfernt an die Toskana erinnert: die sanften Hügel mit vereinzelten Bäumen oder Baumgruppen am Horizont und der weite nolde'sche Himmel drüber. Schön!
Klasse Unterkunft in einem 250 Jahre alten, sehr gut restaurierten Fachwerkhaus mit Bauerngarten und altem Baumbestand.
Wismar selbst sehr nett, mittelalterlich, kleiner als ich dachte.
Für Hartmut und mich insgesamt eine sehr entspannte Zeit. Wir waren uns einig: Kein Soll-Programm, sondern sich einfach nach Lust und Laune treiben lassen. Das hat uns gut getan.
Rückfahrt über Hamburg, Sebo, Mareike und Sara besucht. Wir sind erneut begeistert von unserer Enkelin.
Jetzt kann (und wird!) der Alltag wieder kommen.

Dienstag, 3. Juli 2007

Ganz spontan

kommt Hartmut nach Hause und sagt: Ich hab mir ab Donnerstag zwei Tage frei genommen. Wollen wir nicht irgendwohin fahren? Ich bin begeistert. Schnell Altas rausgeholt. Wo könnte man mal zwei/drei Tage verbringen? Bei potenziell schlechtem Wetter? Hmmm. Städtereise wäre in dem Fall richtig. Wenn's regnet, kann man immer noch Museen besuchen oder in Cafés rumhängen. Was für eine Stadt? Eine am Meer natürlich! Welche kennen wir noch nicht? Mit dem Finger die Landkarte entlang ...
Es wird Wismar werden, das sich auf unseren Besuch freuen kann!



Ich find's immer schön, mal ganz neue Landschaften und Orte kennen zu lernen. An der Ostsee war ich kaum mal. Stippvisiten in Kiel und Lübeck, Timmendorfer Strand - sonst nichts.
Im Internet eine preiswerte Pension in Strandnähe gefunden, telefoniert und alles klar gemacht. Übermorgen geht's los! Juhuu!