Freitag, 20. Februar 2009

Wortjongleur und Selbstzweifler

Es geht seit Tagen durch die Medien: Heinz Erhardt wäre heute 100 Jahre alt geworden. Da möchte auch ich ihm die Ehre erweisen.
Als Wirtschaftwunderkind bin ich mit ihm aufgewachsen. Zwischen Nierentisch und Tütenlampe besuchte er per erste TV-Geräte unsere deutschen Wohnzimmer, als es nach bitteren Kriegsjahren wieder kalorienreiche Nahrung gab und er als Scherzkeks die humorhungrigen deutschen Seelen fütterte.
Ich mochte ihn als Kind und als Jugendliche: Den guten Beamten Willi Winzig, den Wiwer mit fünf Töchtern, den übergewichtigen Fahrschüler, der sich mit der ebenfalls übergewichtigen Fahrlehrerin Trude Herr in einen VW-Käfer quetscht, um seine katastrophalen Stunden zu nehmen. Das erste Auto meines damaligen Freundes (und heutigen Mannes) war ebenfalls ein Käfer, ich kenne dessen Platzangebot!
Vor allem mochte ich aber seine Bühnenauftritte, bis heute. Zu einer Zeit, da noch nichts vom G-Punkt der Damen bekannt war, brachte er seinen unnachahmlichen G-Sketsch. Oder seine Gedichte, Wortverdrehungen und-spiele. Vieles davon ist zu einem Klassiker geworden, vom "Blähboy" bis hin zum "Leben aus der Zelle", das "bei Strolchen in einer solchen" endet.
Man weiß heute, wie hart er an seiner Kunst arbeitete. Er schrieb:

"Du irrst, wenn du sagst, es sei leicht,
was Leichtes hinzuschreiben,
was lustig - aber nicht zu seicht -
die Sorgen hilft vertreiben.

Leicht ist, ich bitt dich zu verzeihn,
das sogenannte Ernste,
das braucht nicht angeborn zu sein -
das kannste bald, das lernste!"

Seine Karriere begann als Pianist. "Damals wusste ich noch nicht", schrieb Erhardt über seine Anfänge, "ob ich Dichter oder Musiker werden wollte"; und es ist typisch für seinen angstbesetzten Selbstzweifel, dass er hinzufügte: "Ich habe beides nicht erreicht".
Er hat vielleicht nicht das gewonnen, was er sich erträumte. Aber auf andere Weise hat er viel mehr erreicht - Millionen von Menschen hat er befreiendes Lachen geschenkt. Das ist etwas sehr Kostbares.

Samstag, 14. Februar 2009

Freitag, 13. Februar 2009

Keine echte Alternative


Das Original ist mir lieber.

Dienstag, 10. Februar 2009

Das nenne ich mal

einen Winter, der seinen Namen verdient! Seit vier Stunden schneit es ununterbrochen, sehr selten bei uns an der Küste. Und einfach zauberhaft. Das Wischi-waschi-Einheits-Wetter, das wir oft im Frühling, im Herbst und im Winter haben, mag ich gar nicht. Ich mag klar identifizierbare Jahreszeiten. Kontraste. Und unser altes Häuschen gewinnt bei Schnee auch durchaus an Charme. Sowohl von vorne




als auch von hinten.

Montag, 9. Februar 2009

Fünf Stunden

Autofahrt bis Haiger, Hessen, wo unsere Tochter bei DIGUNA weilt. Der Weg hat sich gelohnt! Wir hatten ein lustiges WE mit allem, was dazugehört: viel Erzählen, shoppen, lachen bis der Bauch schmerzt, Kino. Der Regen konnte unsere gute Laune nicht verderben. Nächste Woche wird entschieden, auf welcher Einsatzstation in Afrika sie arbeiten wird. Wir sind gespannt.

Donnerstag, 5. Februar 2009

Homo Creator

Aus Anlass der lebhaften Diskussion bei und auf Wunsch von wessnet stelle ich eines meiner Lieblingsbücher (in der Kategorie theologisches Sachbuch) vor. Nichts tue ich lieber als das; mein Urlaub hat es es mir gerade ermöglicht, es ein weiteres Mal zu lesen. Über die Autorin Dorothy L. Sayers habe ich bereits gepostet. In "Homo Creator - Eine trinitarische Exegese des künstlerischen Schaffens" bezieht sich die Autorin auf die Definition der Natur Gottes in seiner Eigenschaft als Schöpfer, die sich wiederfindet in der menschlichen Natur schöpferischen Geistes.
Der Akt einer Schöpfung geschieht in einem Dreiklang. Sayers nennt ihn Idee, Formkraft und Geist - ein Bild der Dreieinigkeit, und diese dreifache Struktur findet sich überall in der geschaffenen Welt wieder. Sayers wählt in dem Buch die Analogie Schöpfergott zu einem Schriftsteller - ihr eigenes Metier.

Zitat: "Denn jedes schöpferische Werk (oder jede schöpferische Tat) ist dreifach, eine irdische Dreiheit, welche die himmlische widerspiegelt. Das erste (nicht zeitlich, sondern lediglich in der Reihenfolge des Aufzählens) ist die schöpferische Idee, die zeitlos das gesamte Werk sofort als Ganzes betrachtet, das am Ende im Anfang: und diese ist das Bild des Vaters. Das zweite ist die schöpferische Formkraft (oder Tätigkeit), die durch die Idee gezeugt wird, die in der Zeit vom Anfang bis zum Ende wirkt, mit Schweiß und Leidenschaft, in die Fesseln der Materie hineingeboren: und diese ist das Bild des Wortes (bzw. des Sohnes; und wichtig zu beachten: bei Gott ist Wort immer zugleich Tat! Einfügung von mir). Das dritte ist die schöpferische Kraft des Geistes, der den Sinn des Werkes und die Antwort darauf in der lebendigen Seele: und sie ist das Bild des innewohnenden Geistes. Und diese drei sind eins, jedes für sich in gleicher Weise das ganze Werk, doch keines kann ohne das andere sein: und das ist das Bild der Dreifaltigkeit."

Sobald der Geist des Schöpfers in einem Werk Gestalt gewonnen hat, ist eine Verbindung hersgestellt zwischen seinem Geist und dem anderer Menschen. So konnte Jesus auch sagen; "Wer mich sieht, der sieht den Vater."
Die Bibel ist voller Anspielungen auf die Untrennbarkeit dieser drei Seiten Gottes. Bereits der erste Vers der Schöpfungsgeschichte weist darauf hin: "Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde ... und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser." Und im Johannesevangelium: "Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dassselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht ... das Wort ward Fleisch." Sind Gott und Jesus also identisch? Dazu können wir nur feststellen, dass Jesus Gott seinen Vater genannt und ihn angebetet hat - und nicht etwa sich selber! Die dritte Komponente ist der Geist Gottes, der vor Beginn der Zeit bei Gott und gegenwärtig war, als er die Welt ins Sein rief, er ist der Odem Gottes, der Leben schafft, Menschen mit Gaben, Erkenntnis und Verstehen ausstattet, heilt, fördert, tröstet und uns befähigt, Antwort auf Gottes Ruf zu geben, in Jesus zu bleiben und mit Gott in Verbindung zu stehen. Paulus schreibt - fröhlich und unbekümmert die Substantive vertauschend: "Der Herr ist Geist, wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit" (2. Kor. 3,17).

Ein Zitat aus der "Deutschen Theologie", das Sayers anwendet: "Gott als Gott kommt zu, dass er sich selbst aussage, sich selbst erkenne und liebe, und - in sich - sich ihm selber offenbare, und dies alles noch ohne Kreatur ... Es ist in ihm selbst auch ohne Kreatur ursprünglich und wesentlich, wenn auch nicht zu Form und Werk gelangend. Nun ist es aber Gottes Wille, es in Tat hervorzubringen ... und das, wenn es also sein soll, kann nicht ohne Kreatur geschehen ..."
Analog dazu beschreibt Sayers den kreativen Prozess eines Schriftstellers, der behaupten kann: "Mein Buch ist fertig. Ich muss es nur noch schreiben".

Eine Idee ohne Formkraft, die sie ins Leben ruft, ist nutzlos; sie bedarf der Mittlerschaft des Sohnes/der Materie. Und der Geist ohne Anbindung an die unverfälschte ursprüngliche Idee und an deren Verwirklichung in der Realität des materiellen Seins wird Gefühle und Gedanken hervorrufen, die sich lediglich als hohle Nüsse herausstellen (das ist m.E. das Manko esoterischen Gedankenguts).
Neben der ausführlichen Darstellung, was genau Sayers unter Idee, Formkraft und Geist versteht, kommen u.a. auch folgende super interessante Themen zur Sprache:
- Freier Wille und Wunder
- Der Schöpfer aller Dinge - der "Schöpfer" des Bösen
- Pfingsten
- Die Liebe zum Geschöpf
- Der Wert der Arbeit

Prädikat: Unbedingt lesen! Leider ist das Buch vergriffen, z. Zt. ist es auch bei amazon nicht antiquarisch zu haben, dafür bei: www.buchfreund.de oder bei Biblioman.ch oder bei prolibri.de