Montag, 17. November 2008

Ich will's noch mal wissen ...

Die Sehnsucht ist von Monat zu Monat größer geworden. So stark, dass ich vor ein paar Wochen angefangen habe, mir ein paar Pilgerwege im Internet anzuschauen. Jetzt ist meine Entscheidung gefallen. Nicht nur, im nächsten Frühjahr wieder allein auf Wanderschaft zu gehen, sondern auch, wo: Diese über 300 km lange Strecke zwischen Kloster Loccum und Kloster Volkenroda, oder zumindest einen Teil davon. Eine Landschaft, die mir völlig unbekannt ist, obwohl sie nur drei Bahnfahrtstunden von meinem Zuhause entfernt ist. Und die mir sehr reizvoll erscheint: Weser, Weserbergland, mittelalterliche Städtchen wie z.B. Hameln und zahlreiche Klöster an der Wegführung entlang.
Es könnte sein, dass diese Wanderung der Beginn einer Sucht ist. Trotz der teils sehr harten Erfahrungen in diesem Frühjahr schreckt es mich überhaupt nicht, es noch einmal zu wagen. Vielleicht sogar immer wieder, jedes Jahr einmal. Es scheint für mich die Form einer Auszeit zu sein, die mir am meisten liegt, die mich herausfordert, in der ich mich selbst in einem ganz anderen Zusammenhang spüren und erleben kann, die mich so manche Dinge lehrt und nicht zuletzt einen Rahmen bietet, Gott noch anders zu erfahren als in meinem Alltag.
Das ist sicher eine Herausforderung auch für Cordula, meine Schrittmacherin ;-) . Jetzt muss ich nur noch meinen Urlaub beantragen und auf besseres Wetter als in diesem Jahr hoffen!

Freitag, 14. November 2008

Hüte und Orden

Heute morgen saß ich im Wartezimmer meines Arztes und vertrieb mir die Zeit mit einem neuen Spiel: Ich ordnete im Stillen die Hüte, Mützen und Caps auf der Hutablage sowie die Mäntel und Jacken an der Garderobe den wartenden Patienten zu. Beobachtungsgabe und Menschenkenntnis werden geschult, und die Wartezeit vergeht schneller. Meine Trefferquote war erstaunlich hoch, doch einmal habe ich mich total verhauen: Ein NY-Cap ordnete ich dem neben mir sitzenden jungen Mann zu. Umso überraschter war ich, als es ausgerechnet ein alter Herr mit Gehstock beim Verlassen des Wartezimmers ergriff und sich aufsetzte.
Beim Überlegen, warum mein Einschätzungsvermögen so daneben lag, wurde mir klar: Ein junger Mann würde nie sein Cap auf die Hutablage legen, sondern es auf dem Kopf behalten! Wieder was dazu gelernt.
Dann wurden mir die Fäden gezogen. Eine weitere Schlacht im Krieg gegen Krankheit ist geschlagen. Zurück bleibt wieder mal eine Narbe. So langsam habe ich mir einen Tapferkeitsorden verdient.

Donnerstag, 13. November 2008

So langsam ...

... gehen mir die Ideen aus.

Womit ich die letzte Zeit verbracht habe:

Wäsche von einer Woche gewaschen, zwei Bücher gelesen, knapp 20 Mails geschrieben/beantwortet, bei ebay nach potentiellen Weihnachtgeschenken gestöbert (ohne Erfolg), Farbflecken von meinem Lieblingsshirt entfernt (mit Erfolg), Adventskalender gebastelt, ca. 15 Tassen Tee getrunken, Handtücher im Bad nach Farben sortiert, ein Sonett gedichtet (Shakespeare läßt grüßen), ein Knopf angenäht, Grünkohl gekocht, für ein gutes Dutzend mir lieber Menschen gebetet, die Hosentaschen meines Mannes ausgeleert (3 Adapter, 8 Schrauben, 23 Cent, 1 PC-Stick, 1 alter Schlüssel unbekannter Herkunft, 1 Fisherman's friend), täglich einen Spaziergang gemacht (jetzt kann ich schon eine Stunde am Stück laufen, ohne dass mir allzusehr die Puste ausgeht), Musik gehört, Jesaja studiert, mir ungefähr schon zehn Mal dieses bezaubernde Video angeguckt und mich immer wieder darüber gefreut.
Cordula tut ihre Arbeit und auch ich möchte gern bald wieder arbeiten. Morgen in einer Woche ist es soweit. Bis dahin muss ich mich noch erholen und gleichzeitig mehr Kondition aufbauen.


Sonntag, 9. November 2008

Und das alles in 5 Tagen ...

... schmerzhafte OP durch zwei mundfaule und unsichere Operateure; Krankenhausaufenthalt, der nicht der Erholung diente: eine Bettnachbarin, die nachts ins Waschbecken kotzt, eine weitere dementkranke Frau, der ich jeden Morgen neu geduldig erkläre, wo sie sich befindet und welcher Wochentag ist, eine Nachtschwester, die um 00:30 Uhr, wenn man sich gerade mühsam den ersten flachen Schlaf erkämpft hat, mit einem fröhlichen „Guten Morgen!“ ins Zimmer gepoltert kommt und die volle Beleuchtung anstellt, nur um die Tabletten für den nächsten Tag zu verteilen; Klos auf dem Flur, die als Raucherzimmer missbraucht werden und die man sich mit alten, wenig zielsicheren Männern teilen muss; Thoraxschmerzen, Wundschmerzen, Rückenschmerzen vom vielen Liegen.

Aber dann: Nach Hause kommen, von Hartmut liebevoll umsorgt, Tee, Kerzenlicht, Erzählen. Sich geborgen fühlen. Viele Anrufe von Familie und Freunden, die wissen wollen, wie es mir geht. Ein kurzer Gang über den bunten Wochenmarkt, die Augen mit Farben und die Nase mit Düften verwöhnen, gesundes Obst und Gemüse kaufen. Eine Stunde langsamen Strandspaziergang mit Hartmut, trotz körperlicher Grenzen die Nordseeluft atmen, die Möwen beobachten, die Weite des Watts genießen. Und dann doch noch an einer Veranstaltung der Niedersächsischen Literaturtage teilnehmen können, die ich eigentlich schon für mich abgeschrieben hatte: „Sax and Crime“. Wunderbarer Abend mit spannenden Lesungen dreier Autoren aus ihren Krimis mit norddeutschem Bezug, kombiniert mit Saxophonmusik - Titelmelodien vom „Rosaroten Panther“, „Tatort“ und anderen thematisch stimmigen Klängen.

Was für ein Kontrastprogramm in weniger als einer Woche ...

Freitag, 7. November 2008

Cordula

Heute habe ich mein neues kleines Baby aus dem Krankenhaus mit nach Hause gebracht. Wie winzig es ist! Und doch so perfekt. Es war keine leichte Geburt, mit ein paar Komplikationen. Doch von jetzt an wird es immer zu mir gehören und ich werde es eng an meinem Herzen tragen. Wir werden füreinander sorgen und es wird meinem Leben neue Impulse und Qualität geben.

Ich habe es „Cordula“ getauft. Aus dem Lateinischen übersetzt heißt das „Herzchen“. Ein durchaus passender Name, wie ich finde – für meinen St. Jude Pacemaker, Modell Identity ADx XL DR 5386 – damit setze ich ein bisschen was Weibliches gegen diese männliche Technik.