Dienstag, 23. Dezember 2008

Ein Unruheherd ...

... mitten in Cuxhaven: meine heimische Kochstelle. Die Herdplatten hören nicht auf zu glühen, während der Wintergarten zum Großraum-Kühlschrank umfunktioniert und mit Vorräten für den halben Winter vollgestopft ist: Meine Kids sind da. Das heißt, bisher erst die eine Hälfte. Der "Rest" kommt am 25. Die Bescherung haben wir auf das Datum verschoben, damit alle dabei sein können. Und am 26. wird wieder der Geburtstag meiner Mutter mit weiteren Gästen gefeiert. Ich freue mich auf das alles, denn ich mag es, für viele Leute zu kochen, sie rundum zu verwöhnen und dann gemeinsam um den Tisch zu sitzen und zu erzählen.
Gestern hatten wir bereits einen total schönen gemütlichen Familienabend mit interessanten und überraschend tiefen Gesprächen, und heute hatten wir sehr viel Spaß beim Weihnachtsbaumeinkauf, der bei uns traditionell in letzter Minute besorgt wird. Wie jedes Jahr hat er einen Namen bekommen, diesmal hat Fabi ihn ausgesucht: Ute Nordmann.
Jedenfalls: Die Feiertage haben entspannt und fröhlich begonnen, und ich bin zuversichtlich, dass es so weitergeht.
Allen blog-Lesern wünsche ich ebenfalls ein fröhliches und gesegnetes Weihnachtsfest!

Sonntag, 21. Dezember 2008

Weihnachtsbotschaft

Blutige Stirn beim Laufen gegen Wände, unsicheres Wissen, verschleierte Zukunft - ER heißt Wunder-Rat.
Fühlen, wie klein ich bin, wie wenig Möglichkeiten mir gegeben sind, wieviel Angst mich bestimmt - ER heißt Gott-Held.
Hilfloser Helfer, verwundeter Tröster, ängstliches Kind - ER heißt Ewig-Vater.
Rastloses Herz, panische Gedanken, unruhiges Gemüt - ER heißt Friede-Fürst.
Ohne JESUS ist alles nichts. Und nichts alles. Denn die Herrschaft ruht auf SEINEN Schultern.

Für mich und alle, die ähnlich empfinden:

Donnerstag, 11. Dezember 2008

Sieben Tage, vier Ärzte

- eine Woche voller Arztbesuche. Hausarzt, Zahnarzt und Augenarzt waren nur Kontrollen, war auch alles ok.
Dem heutigen Besuch im Krankenhaus zur Schrittmachereinstellung sah ich mit mehr Spannung entgegen. Vor vier Wochen schrieb ich nämlich dorthin einen sehr höflichen und sehr sachlichen Beschwerdebrief über den - vorsichtig ausgedrückt - unglücklichen Verlauf meiner OP und den aus verschiedenen Gründen nicht zufriedenstellenden Aufenthalt auf Station.
Heute empfing mich der Chefarzt persönlich in seinem Büro und wir sprachen ausführlich über meine Anmerkungen. Zuerst wollte er sich ein wenig mit solchen Floskeln wie "wie SIE es empfunden haben" herausreden, als ob es eine rein subjektive Angelegenheit gewesen sei. Doch als wir auf die einzelnen Punkte zu sprechen kamen, gab er zu, dass es so nicht hätte laufen dürfen, und er habe auch bereits mit den zuständigen Operateuren gesprochen. Der Hauptzuständige sei übrigens inzwischen in Pension gegangen ("Woraus Sie sehen können, Frau Tobies, dass er ein erfahrener Mann war" -- oder vielleicht auch ein Mann, der zu alt für solche hohen Anforderungen war???).
Wie auch immer. Mir war es wichtig, im Interesse nachfolgender Patienten einen Sensibilisierungsprozess bei den Ärzten anzustoßen, und für mich selber, dass ich das Geschehen angemessen verarbeiten konnte. Nun kann ich die Sache innerlich abschließen, auch wenn ich keine ausdrückliche Entschuldigung erhielt. Aber mein Anliegen ist verstanden und befürwortet worden - und damit habe ich jetzt Frieden darüber.
Ach ja, und ich stehe jetzt weniger unter Strom - die Energiezufuhr des Schrittmachers wurde runtergeregelt, so dass ich die Impulse nicht mehr so heftig spüre. Außerdem hält so auch die Batterie länger! ;-) Zusammen mit einer Umstellung meiner Medikamente dürfte ich also bald wieder meinen alten Zustand erreichen. Und laut Arzt darf ich ab sofort wieder Kopfstand machen oder Fallschirmabsprünge. Na, danke.

Montag, 8. Dezember 2008

Ein Tag wie Samt und Seide

Leise Musik, schummerige Beleuchtung, köstlicher Duft von Kaffee und hausgemachtem Apfelkuchen. Wir sitzen in einem urgemütlichen Café in Bremen im Schnoorviertel, in einem alten verwinkelten engen Fachwerkhaus mit dunkelbraunen Balken, verblichenen Gemälden an den Wänden und Kerzenlicht. Wir feiern unseren 29. Hochzeitstag - die Samthochzeit. Später bummeln wir über den Weihnachtsmarkt - Hartmut muss ein bisschen leiden, er mag übertriebenen Weihnachtsrummel nicht. Aber ich liebe ihn, wenn ich in Stimmung bin. Und das bin ich. Dann am Abend, nachdem wir nur ein paar Schritte vom Trubel seitwärts in die evangelische Backsteinkirche "Unserer Lieben Frauen" getreten sind, umfängt uns die wahre Weihnachtsstimmung: Wir kommen gerade recht zu einer Abendandacht mit Orgelmusik, Liedern und ein paar kurzen Worten. "Die Nacht ist vorgedrungen", eines meiner Lieblingsadventslieder, steht im Mittelpunkt. Hartmut und ich sitzen eng aneinandergekuschelt auf der Bank, er summt das Lied mit, während ich dem Text in Gedanken nachgehe. "... auch wer zur Nacht geweinet, der stimme froh mit ein. Der helle Morgenstern bescheinet auch deine Angst und Pein ..." Wie oft haben wir das erlebt, dass Jesus selbst als Person unser einziger Hoffnungsschimmer ist - der Stern, der zwischen finsterer Nacht und Morgendämmerung erscheint ... Ich denke an unsere letzten Jahre. Seit unsere Kinder aus dem Haus sind und wir wieder zu Zweit leben, hat unsere Beziehung noch an Qualität und Tiefe gewonnen. Wir fühlen uns wohl miteinander, sind entspannt, und wir haben ein gutes Gleichgewicht zwischen gemeinsamer Nähe und Freiraum für jeden gefunden. In den ersten anstrengenden Jahren unserer Ehe hatten wir unser Leben aufgebaut, später umgebaut, in die Höhe und in die Breite. Jetzt bauen wir wohl mehr in die Tiefe. Wir sind wie zwei Äste an einem Baumstamm, und wir wissen, wo unsere Wurzeln sind.
Später, bei einem richtig guten Italiener mit einem wunderbaren Essen, feiern wir das Ende eines total schönen Tages.

Donnerstag, 4. Dezember 2008

Beauty Day

Heut hab ich mir mal 'nen Wellness Tag gegönnt. Morgens zwei Stunden an der frischen Luft (mit einem Nebenzweck, der an dieser Stelle nicht verraten wird) und nachmittags in unserem schönen neuen Bad bei Kerzenlicht Haarkur, Peeling, Gesichtsmaske, Pediküre, Maniküre - das volle Programm. Jetzt sehe ich mindestens 10 Monate jünger aus.
Und heute abend gehe ich schick essen. Mit meinen lieben Mitstreitern vom Arbeitskreis Gottesdienst.

Montag, 17. November 2008

Ich will's noch mal wissen ...

Die Sehnsucht ist von Monat zu Monat größer geworden. So stark, dass ich vor ein paar Wochen angefangen habe, mir ein paar Pilgerwege im Internet anzuschauen. Jetzt ist meine Entscheidung gefallen. Nicht nur, im nächsten Frühjahr wieder allein auf Wanderschaft zu gehen, sondern auch, wo: Diese über 300 km lange Strecke zwischen Kloster Loccum und Kloster Volkenroda, oder zumindest einen Teil davon. Eine Landschaft, die mir völlig unbekannt ist, obwohl sie nur drei Bahnfahrtstunden von meinem Zuhause entfernt ist. Und die mir sehr reizvoll erscheint: Weser, Weserbergland, mittelalterliche Städtchen wie z.B. Hameln und zahlreiche Klöster an der Wegführung entlang.
Es könnte sein, dass diese Wanderung der Beginn einer Sucht ist. Trotz der teils sehr harten Erfahrungen in diesem Frühjahr schreckt es mich überhaupt nicht, es noch einmal zu wagen. Vielleicht sogar immer wieder, jedes Jahr einmal. Es scheint für mich die Form einer Auszeit zu sein, die mir am meisten liegt, die mich herausfordert, in der ich mich selbst in einem ganz anderen Zusammenhang spüren und erleben kann, die mich so manche Dinge lehrt und nicht zuletzt einen Rahmen bietet, Gott noch anders zu erfahren als in meinem Alltag.
Das ist sicher eine Herausforderung auch für Cordula, meine Schrittmacherin ;-) . Jetzt muss ich nur noch meinen Urlaub beantragen und auf besseres Wetter als in diesem Jahr hoffen!

Freitag, 14. November 2008

Hüte und Orden

Heute morgen saß ich im Wartezimmer meines Arztes und vertrieb mir die Zeit mit einem neuen Spiel: Ich ordnete im Stillen die Hüte, Mützen und Caps auf der Hutablage sowie die Mäntel und Jacken an der Garderobe den wartenden Patienten zu. Beobachtungsgabe und Menschenkenntnis werden geschult, und die Wartezeit vergeht schneller. Meine Trefferquote war erstaunlich hoch, doch einmal habe ich mich total verhauen: Ein NY-Cap ordnete ich dem neben mir sitzenden jungen Mann zu. Umso überraschter war ich, als es ausgerechnet ein alter Herr mit Gehstock beim Verlassen des Wartezimmers ergriff und sich aufsetzte.
Beim Überlegen, warum mein Einschätzungsvermögen so daneben lag, wurde mir klar: Ein junger Mann würde nie sein Cap auf die Hutablage legen, sondern es auf dem Kopf behalten! Wieder was dazu gelernt.
Dann wurden mir die Fäden gezogen. Eine weitere Schlacht im Krieg gegen Krankheit ist geschlagen. Zurück bleibt wieder mal eine Narbe. So langsam habe ich mir einen Tapferkeitsorden verdient.

Donnerstag, 13. November 2008

So langsam ...

... gehen mir die Ideen aus.

Womit ich die letzte Zeit verbracht habe:

Wäsche von einer Woche gewaschen, zwei Bücher gelesen, knapp 20 Mails geschrieben/beantwortet, bei ebay nach potentiellen Weihnachtgeschenken gestöbert (ohne Erfolg), Farbflecken von meinem Lieblingsshirt entfernt (mit Erfolg), Adventskalender gebastelt, ca. 15 Tassen Tee getrunken, Handtücher im Bad nach Farben sortiert, ein Sonett gedichtet (Shakespeare läßt grüßen), ein Knopf angenäht, Grünkohl gekocht, für ein gutes Dutzend mir lieber Menschen gebetet, die Hosentaschen meines Mannes ausgeleert (3 Adapter, 8 Schrauben, 23 Cent, 1 PC-Stick, 1 alter Schlüssel unbekannter Herkunft, 1 Fisherman's friend), täglich einen Spaziergang gemacht (jetzt kann ich schon eine Stunde am Stück laufen, ohne dass mir allzusehr die Puste ausgeht), Musik gehört, Jesaja studiert, mir ungefähr schon zehn Mal dieses bezaubernde Video angeguckt und mich immer wieder darüber gefreut.
Cordula tut ihre Arbeit und auch ich möchte gern bald wieder arbeiten. Morgen in einer Woche ist es soweit. Bis dahin muss ich mich noch erholen und gleichzeitig mehr Kondition aufbauen.


Sonntag, 9. November 2008

Und das alles in 5 Tagen ...

... schmerzhafte OP durch zwei mundfaule und unsichere Operateure; Krankenhausaufenthalt, der nicht der Erholung diente: eine Bettnachbarin, die nachts ins Waschbecken kotzt, eine weitere dementkranke Frau, der ich jeden Morgen neu geduldig erkläre, wo sie sich befindet und welcher Wochentag ist, eine Nachtschwester, die um 00:30 Uhr, wenn man sich gerade mühsam den ersten flachen Schlaf erkämpft hat, mit einem fröhlichen „Guten Morgen!“ ins Zimmer gepoltert kommt und die volle Beleuchtung anstellt, nur um die Tabletten für den nächsten Tag zu verteilen; Klos auf dem Flur, die als Raucherzimmer missbraucht werden und die man sich mit alten, wenig zielsicheren Männern teilen muss; Thoraxschmerzen, Wundschmerzen, Rückenschmerzen vom vielen Liegen.

Aber dann: Nach Hause kommen, von Hartmut liebevoll umsorgt, Tee, Kerzenlicht, Erzählen. Sich geborgen fühlen. Viele Anrufe von Familie und Freunden, die wissen wollen, wie es mir geht. Ein kurzer Gang über den bunten Wochenmarkt, die Augen mit Farben und die Nase mit Düften verwöhnen, gesundes Obst und Gemüse kaufen. Eine Stunde langsamen Strandspaziergang mit Hartmut, trotz körperlicher Grenzen die Nordseeluft atmen, die Möwen beobachten, die Weite des Watts genießen. Und dann doch noch an einer Veranstaltung der Niedersächsischen Literaturtage teilnehmen können, die ich eigentlich schon für mich abgeschrieben hatte: „Sax and Crime“. Wunderbarer Abend mit spannenden Lesungen dreier Autoren aus ihren Krimis mit norddeutschem Bezug, kombiniert mit Saxophonmusik - Titelmelodien vom „Rosaroten Panther“, „Tatort“ und anderen thematisch stimmigen Klängen.

Was für ein Kontrastprogramm in weniger als einer Woche ...

Freitag, 7. November 2008

Cordula

Heute habe ich mein neues kleines Baby aus dem Krankenhaus mit nach Hause gebracht. Wie winzig es ist! Und doch so perfekt. Es war keine leichte Geburt, mit ein paar Komplikationen. Doch von jetzt an wird es immer zu mir gehören und ich werde es eng an meinem Herzen tragen. Wir werden füreinander sorgen und es wird meinem Leben neue Impulse und Qualität geben.

Ich habe es „Cordula“ getauft. Aus dem Lateinischen übersetzt heißt das „Herzchen“. Ein durchaus passender Name, wie ich finde – für meinen St. Jude Pacemaker, Modell Identity ADx XL DR 5386 – damit setze ich ein bisschen was Weibliches gegen diese männliche Technik.

Freitag, 24. Oktober 2008

Ich wusste es schon immer ...

... mein Mann ist der Heimwerkerkönig!


Heute hat er es unter Beweis gestellt. Unser Baumarkt am Ort hatte heute wegen Neueröffnung einen Wettbewerb gestartet. Den ganzen Tag über hatten sich Männer und vereinzelt auch Frauen an die Aufgabe gemacht, sechs Holzplatten plus 16 Schrauben mit Hilfe eines Akkuschraubers zu einem Kästchen zu verbinden. Es ging auf Zeit. Kurz vor Feierabend bummelten wir an dem Stand vorbei und Hartmut meinte: "Daran versuche ich mich auch mal!" Zielgerichtet legte er los. Die bisherige Bestzeit von 2:50 Minuten verkürzte er auf 1:50 Minuten! Zehn Minuten später hielt er als Tagessieger seinen Preis in den Händen: irgend so eine BOSCH-Schneidemaschine.
Aber um es klar zu sagen: MEIN Mann sieht trotzdem gut aus!

Mittwoch, 15. Oktober 2008

Blick ins Innere

Gestern hatte ich das Privileg (wenn auch aus keinem schönen Anlass), einen faszinierenden Blick auf mein eigenes Herz werfen zu dürfen. Meine Herzkatheteruntersuchung konnte ich auf einem Monitor mitverfolgen. Durch das Kontrastmittel, das mir gespritzt wurde, beobachtete ich meinen Muskel pulsieren und die fein verästelten Herzkranzgefäße aus verschiedenen Blickwinkeln.
Dieses wunderschöne Bild in seiner Tiefe, Feinheit und Dreidimensionlität erinnerte mich an andere Bilder - von Korallenriffen oder an Fotos aus dem Weltall. Wenn man so etwas sieht, muss man doch einfach an einen genialen Schöpfer aller Dinge glauben!

Montag, 13. Oktober 2008

Herzensangelegenheiten

Heute habe ich in dem Losungsbuch schon mal den Text für morgen (dem Tag meiner OP) gespickt. Da steht: "Unser Leben auf Erden ist wie ein Schatten und bleibet nicht."
Klasse! Soll ich das nun ermutigend oder beunruhigend finden? Dass wir Menschen aber auch immer dazu neigen, in die Zukunft sehen zu wollen! Dazu ist der Losungstext nicht gedacht, das weiß ich ja. Und das habe ich jetzt davon!
Trotzdem - der Satz bestärkt mich in dem, womit ich mich in den letzten Tagen intensiv auseinander gesetzt habe. Nämlich: Was ist, wenn ich unter der OP sterben sollte? Der Arzt versicherte mir, dass in nur einem von 2.500 Fällen es bei dieser OP zu bedrohlichen Zwischenfällen kommt. Kann ja sein, aber das schließt nichts aus. Und so habe ich begonnen, ein wenig mein Leben zu durchleuchten und bin auf zwei Sachen gestoßen, die sich in einem offenen Prozess in mir befinden. Die habe ich mit Gott besprochen, ihm überlassen und bereinigt.
Gestern haben Hartmut und ich eines unserer Frühstücksgespräche über den Tod gehabt. Das war sehr gut und wichtig. Später gingen wir in den Gottesdienst und sangen : "Ich will den Herrn loben, so lange mein Herz schlägt ..." Wie anders nimmt man jetzt solche Sätze wahr! Trotzdem, es bleibt: Ich fühle mich geborgen und bin gelassen.

Samstag, 11. Oktober 2008

Merkwürdig

Heute war ich auf dem Weg zum Friedhof, um zum 81. Geburtstag meines Vaters Blumen auf sein Grab zu legen, als vor mir ein Auto mit dem Kennzeichen CUX - RM 28 fuhr. Das war jahrelang das Kennzeichen meines Vaters gewesen - RM für seine Namensinitialen und 28 für das Geburtsjahr, das er angab, als er '45 in russische Kriegsgefangenschaft geriet. In Wirklichkeit war er im Jahr '27 geboren worden - er hoffte damals, indem er sich ein Jahr jünger machte, Schonung zu erfahren. Dieses Erlebnis hatte ihn so geprägt, dass er später das Datum als Auto-Kennzeichen wählte.
Nun fährt ein anderer damit herum. Es berührte mich schon merkwürdig, dass ich es gerade auf dem Weg zu seinem Grab sah.

Donnerstag, 9. Oktober 2008

Hauptsache gesund?

Aus gegebenem Anlass möchte ich den oben so oft zitierten Satz mal kommentieren.
Ich habe immer schon eine leichte Gänsehaut bei diesem Satz bekommen, weil ich ihm einfach nicht zustimmen kann. Sicher ist Gesundheit ein kostbares Gut, und ich lerne immer mehr, auch aus eigener leidvoller Erfahrung, dass es sie zu schützen und zu pflegen gilt und dass man sich hüten sollte, sie mit Füßen zu treten oder unachtsam mit seinem Körper umzugehen, wie ich es - leider - in der Vergangenheit getan habe. Aber die Hauptsache? Nein!
So belastend Krankheiten sind - niemals werden sie mich psychisch so beeinträchtigen wie es andere schwierige Umstände in meinem Leben täten. Gesunde Beziehungen sind mir z. B. viel wichtiger als ein gesunder Körper. Freunde. Werte. Im Reinen sein mit Gott. Aufstehen dürfen, wenn man auf die Nase gefallen ist. Vergebung erfahren, wenn man daneben gelegen hat. Selber Frieden machen mit denen, die mich verletzt haben.
Und wie muss so ein Satz auf Kranke und Behinderte wirken? Werden sie da nicht verbal verdammt, durch ihre Beeinträchtigungen ein Leben zweiter Klasse zu führen? Ist es in Wirklichkeit nicht viel schlimmer, in kaputten Familien zu leben oder sich womöglich einsam zu fühlen ? Hauptsache gesund? Auf keinen Fall!
Ich jedenfalls gehe einigermaßen gelassen nächste Woche ins Krankenhaus, um mich einem kleinen Eingiff zu unterziehen, der notwenig wird, weil ich mich seit einigen Wochen gesundheitlich stark eingeschränkt fühle. Ich habe Familie! Ich habe Freunde! Ich bin in Gottes Hand. Ich bin geborgen. Was auch immer wird ...

Dienstag, 30. September 2008

Nachlese

- auch wörtlich verstanden.
Bei den mitgebrachten Texten waren Klassiker wie "Der kleine Prinz" und "Muscheln in meiner Hand" dabei, aber auch überraschende Beiträge wie ""De bello Gallico" von Gaius Julius Cäsar (netterweise auf Deutsch), "Für immer grün-weiß - Mein Leben als Werder-Fan", ein Comic, Liedtexte, ein AUFATMEN-Artikel, Auszüge aus Kinderbüchern. Dazu kleine Anthologien verschiedener schöner Zitate und Krimi-Empfehlungen.
Zwei Abschnitte, die meine Aufmerksamkeit besonders auf sich gezogen haben:

"Weil ihr schwach seid, habt ihr uns Halbstarke genannt; und damit verdammt ihr eine Generation, an der ihr gesündigt habt, weil ihr schwach seid.

Wir gaben euch zwei Jahrzehnte Zeit, uns stark zu machen. Stark in der Liebe. Stark im guten Willen. Aber ihr habt uns halbstark gemacht, weil ihr schwach seid.
Ihr habt uns keinen Weg gewiesen, der Sinn hat, weil ihr selbst den Weg nicht kennt und versäumt habt, ihn zu suchen. Weil ihr schwach seid.
Euer brüchiges Nein stand windschief vor den verbotenen Dingen. Und wir brauchten nur etwas zu schreien, dann nahmt ihr das Nein weg und sagtet ja, um eure schwachen Nerven zu schonen. Und das nanntet ihr Liebe. Wiel ihr schwach seid, habt ihr euch von uns Ruhe erkauft. So lange wir klein waren mit Kinogeld und Eis. Nicht uns habt ihr damit gedient, sondern euch und eurer Bequemlichkeit. Weil ihr schwach seid.
Schwach in der Liebe, schwach in Geduld, schwach in der Hoffnung, schwach im Glauben.
Wir sind halb-stark, und unsere Seelen sind halb so alt wie wir. Und wir machen Radau, weil wir nicht weinen wollen nach all den Dingen, die ihr uns nicht gelehrt habt ..." (T. Bovet, Die Liebe ist mitten unter uns)

Obwohl der Text schon älter ist und auf die 68er Generation zielt, empfinde ich ihn als sehr aktuell.
Ein weiterer Ausschnitt von einem Ausschnitt, der auch etwas vom heutigen Lebensgefühl zeigt:

"Das Hindernis, das mich vom verheißenen Frieden trennt, ist der Umstand, dass ich meine Zerrissenheit liebe. Sie gehört zu mir, ich bin mit ihr verwachsen. Ja, sie ist mir wie zu einer zweiten Natur geworden. Von ihr mich lossagen, würde mir gleichviel bedeuten, wie mich verleugnen, wie meinen Selbstwiderspruch verleugnen, wie sterben. Ich sehne mich nach dem Frieden, aber da ich mich in meiner Widersprüchlichkeit liebe, und das heißt doch in meiner Friedlosigkeit, erscheint mir der Friede, wenn er meiner Erfahrung nahetritt, als langweilige, fade, ertötende Lebensweise. Ich möchte zwar loskommen von dem leidigen Aufgespaltensein wider mich, aber da ich meine gewohnte Lebensart nicht aufgeben will, deren Lebenselement die Zerrissenheit ist, hab ich doch auch Angst und Widerwillen, mich von ihr zu lösen ..." (Hans F. Bürki, Zweierschaft)

Sehr, sehr interessant für mich. Ich werde mir wohl einige der Bücher zulegen ...

Montag, 29. September 2008

Welle auf Welle

einer menschlichen Brandung rollte am Wochenende an unseren sonst so ruhigen heimischen Strand: Zuerst eine kleine, sehr süße Welle am Donnerstag und zugleich eine überraschende. Annika kam mit Sara schon einen Tag eher als geplant und bereitete uns damit eine Riesenfreude. Einen Tag und eine Nacht extra mit Tochter und Enkeltochter! Wir hatten eine schöne Zeit inklusive 4-Generationen-Geburtstagsfrühstück am Freitag (Mutter, Tochter, Enkeltochter, dazu mein Schatz, der sich extra frei genommen hatte, und meine Wenigkeit) „Am Pier“ mit Blick auf's Wasser.

Die nächste, etwas größere Welle kam am Abend. Der Rest der Familie und Ralf trudelten aus Hamburg und Emden ein, und wir hatten einen tollen Abend mit ausführlichem Abendessen und viel Spaß. Samstag dann brunchen, spazieren gehen, kegeln, Film gucken. Richtig schön!

Und am Sonntag, nach einiger Vorbereitung, an der sich alle beteiligten (Danke, ihr Lieben, ihr wart klasse!), flutete eine Riesenwelle von etwa 30 Freunden über mich hinweg. Gratulationen, Geschenke, „Kommt rein“, „Habt ihr noch Kaffee?“ „Möchtest du Kuchen?“, Vorstellungen, Gespräche, Gelächter. Die Leute überspülten das ganze Haus – Wohn- und Esszimmer, Küche, Hütte – und am Kuriosesten: das neue Badezimmer! Der Anblick von vier Männern, die sich auf unsere Badezimmerbank quetschten, Kaffeetasse und Kuchenteller in der Hand und tief ins Gespräch vertieft , war einfach köstlich.

Um kurz von sieben am Abend war der Spuk plötzlich vorbei, die Flut war der Ebbe gewichen und ich merkte, dass ich wie nach einem wunderbaren Bad im Meer erschöpft und leicht fröstelnd allein am Strand stand. Es gilt einiges zu verarbeiten. Damit habe ich heute morgen begonnen.

Ich bin sehr berührt von der Tatsache, dass nicht nur meine Familie, sondern auch mir wichtige Freunde gerne gekommen sind. Gewünscht hatte ich mir als Geschenk, dass jeder einen Text oder ein Kapitel mitbringt, der/das ihm selbst etwas bedeutet.

Früh heute morgen begann ich zu lesen. Welche Schätze und Kostbarkeiten! Welcher Mut, mir frei etwas von ihrem Herzen zu zeigen und mir daran Anteil zu geben! Wieder merke ich, wie viel mir Worte, die aus dem Innersten kommen, bedeuten. Sie streicheln meine Seele. Sie tragen mich näher zu den Menschen. Sie öffnen mir die Augen. Sie lassen mich verstehen. Die gestrige Flut schwappt heute zurück in Form warmer und dankbarer Empfindungen für die, die mir eine solche Freude bereitet haben. Mein Herz schwimmt in einem Strom schöner, aber auch wehmütiger Gedanken. Die mitgebrachten Texte zeigen, wie unterschiedlich Menschen sind. Wie verschieden auch die Dinge sind, die ihnen etwas bedeuten. Und ich spüre, Seelenverwandtschaft mit Menschen, nach der ich mich so sehne, wird immer nur punktuell möglich sein. Dem Kern ihres Herzen werde ich wohl näher kommen, aber eine „Kernschmelze“ wird nicht statt finden. Wir sind alle zu sehr Individuen, so sehr geprägt durch unsere eigene, unverwechselbare und unwiderufliche Geschichte. Wir sind alle geformt durch Umstände und Menschen, deren Auswirkungen wir bei den anderen letztlich nur in Ansätzen erfassen können. Wir kennen ja nicht einmal uns selbst vollkommen gut.

Himmel bedeutet deswegen u.a. für mich, dass diese geheimnisvolle Trennung, die trotz aller gefühlter Nähe und allem Verständnis da ist, eines Tages überwunden sein wird. Dass wir eins sein werden mit Menschen und mit Gott, dass wir zusammenwachsen zu einem Ganzen und dass dadurch vollkommene Schönheit entstehen wird, die keine Wünsche mehr offen läßt und alle Sehnsucht befriedigt.

Hier und jetzt ist es wohl trotzdem unsere Lebensaufgabe, Distanzen zwischen Menschen zu verkürzen. Das ist für mich an diesem Wochenende geschehen, und darüber bin ich sehr, sehr froh.


Montag, 22. September 2008

Dr. House

hätte mir bestimmt helfen können und eine präzise Diagnose gestellt. Doch da er ein Produkt überaus kreativer menschlicher Phantasie ist, musste ich mich heute mit einem Hausarzt (noch nicht einmal mein eigener, sondern seine Vertretung) begnügen.
Seit gut zehn Tagen schlage ich mich bei der geringsten Anstrengung (z. B. drei Treppenstufen steigen) mit Atemnot, Brennen der Lunge wie nach einem Dauerlauf und Schwindelgefühl herum.
Da stimmt was nicht. Psychische Ursachen habe ich für mich ausgeschlossen. Trotz vieler Arbeit fühle ich mich nicht gestresst und ich habe auch keine außergewöhnlichen Sorgen. Und der gute Arzt hat bisher körperlich keine Anormalitäten fest gestellt. Lunge und Herz abgehorcht - keine Auffälligkeiten. Blutbild von vor sechs Wochen - alles bestens. Blutdruck - okay. EKG - in Ordnung.
Nun warte ich auf den Termin fürs Belastungs-EKG. Mal schauen ...

Sonntag, 21. September 2008

Von Schätzen, die im Dunkeln verborgen sind,

von Schmerz, dem wir erlauben, zu uns zu sprechen, von Umarmungen und Berührungen und von überwundenen Ängsten ... Ein paar Schlüsselworte an diesem WE mit unserer Freundin und Mentorin Gail McDonald und hundert Frauen auf den Dünenhof. Es war tief und fröhlich, herzlich und still, betroffen machend und lustig. Gail ist so authentisch, so warm, weise und wissend und durchweg ermutigend. Ein Vorbild im besten Sinne. Eine Frau, die mit fast 70 Jahren nicht daran denkt, sich zur Ruhe zu setzen.
Wir sind durch ihre Freundschaft sehr beschenkt und ich bin trotz aller Kraftanstrengung, die so ein WE mit sich bringt, total froh über die letzten Tage.

Freitag, 12. September 2008

Schöner wohnen ...

bedeutet für mich, endlich ein Badezimmer in annehmbarer Nähe des Schlafzimmers zu haben. Rechtzeitig zum Besuch von Schwesterherz und Schwager ist es betriebsbereit - bis gestern abend wurde noch montiert und Fliesen gefugt. Klein, aber schön und außergewöhnlich ist es geworden!
Hartmut überließ mir heute morgen das Privileg der ersten Dusche. Er hat wahrlich ein großes Herz, dabei war er es doch, der seit Monaten im Schweiße seines Angesichtes das Bad aus dem Nichts erschuf.
Nun sind die Zeiten endlich vorbei, in denen man in finstere, enge, gruselige Kellerkatakomben mit rieselndem Putz steigen musste, um sich bei 1,93 m lichter Deckenhöhe in Demutshaltung (Kopf runter beim Duschen!) vom Tagesstaub zu befreien.

Freitag, 5. September 2008

Montag, 1. September 2008

Drückende Stimmung

am frühen Mogen draußen. Kaum ein Lüftchen bewegt die Blätter an den Bäumen. Am Himmel türmen sich anthrazitfarbene Wolken auf. Plötzlich zucken dicht hintereinander zwei helle Blitze auf, unmittelbar danach durchbricht ein krachender Donner die Stille. Dann fängt es an zu regnen: ein paar Tropfen erst, dann immer stärker, bis es regelrecht schüttet.
Ich sitze gemütlich im Trockenen und sehe dem Naturschauspiel zu. Doch heute kann ich mich nicht daran freuen wie sonst. Denn ich muss an die Leute aus New Orleans denken, die in diesen Stunden mit großer Angst auf die zerstörerische Naturkraft warten, die mit dem Wirbelsturm "Gustav" kommen und vielleicht ihr Hab und Gut, ihr Heim, ihre Existenz vernichten wird. Was für ein furchtbares, hilfloses, ohnmächtiges Gefühl muss das sein. Welche Erinnerungen werden da hoch kommen an die letzte Katastrophe vor drei Jahren.
Schon allein bei der Evakuierung hat es Opfer gegeben, die den Transport aus einem der Krankenhäuser nicht überlebt hatten. Wie wird es erst sein, wenn der Orkan losbricht?

Mittwoch, 27. August 2008

Bald ...


haben wir unser neues Bad.
Meine Männer sind fleißig dabei, Leitungen zu löten und Fliesen zu legen. Ich freue mich schon so auf meine Rainshower!

Dienstag, 26. August 2008

Michael Jackson, Madonna und ich ...

Das Jahr 1958 katapultierte ein paar Menschen ans Licht der Welt, deren Biografien nicht unterschiedlicher hätten sein können. Nur ein runder Geburtstag eint uns – ein halbes Jahrhundert auf diesem schönen Planeten zu sein. Die beiden namentlich genannten sind Künstler mit Talent, mit Erfolg, Reichtum und Schönheit gesegnet (obwohl – bei M.J. bin ich mir da nicht mehr so sicher).

Und doch würde ich um nichts in der Welt mit ihnen tauschen mögen.

Denn der gravierende Unterschied zwischen ihnen und mir liegt nicht in den genannten Gaben. Sondern darin, dass sie nicht haben reifen können (oder dürfen?). Ihre schwierigen und bedrückenden, beengten und harten Kindheiten liegen auf ihnen wie zentnerschwere Lasten, die sie zwar (auch in ihrer Kunst) zu verarbeiten suchen. Doch gerade bei Madonna fällt auf, dass sie über eine rebellisch-pubertäre Herangehensweise an die Themen Sexualität und Religion einfach nicht hinaus kommt. Provokation und Blasphemie sind weder geeignete Mittel zur ernsthaften Auseinandersetzung noch beinhalten sie eine Chance zur Heilung verzerrter Prägungen. Es ist klar, dass die Antriebskraft zu diesen Ausdrucksformen nicht nur "sex sells" ist. Eine ernsthafte Künstlerin würde sich auf diese Formel nicht einlassen, wenn nicht auch noch andere, viel stärkere Kräfte dahinter stünden.

Und die Biografie von Michael Jackson spricht für sich.

Mir kommt der Verdacht, dass Erfolg und Ruhm nur weitere Peitschenschwinger sind (so wie ehemals die Väter?) und wohl eher verhindern, ein erwachsener und reifer Mensch zu werden, der mit seiner Vergangenheit versöhnt ist. Sie sitzen im Gefängnis ihrer eigenen Geschichte und finden nicht heraus. Und als Gurus und Vorbilder taugen sie daher natürlich auch nicht, was ich als schmerzlich empfinde bei so viel Potential und Talent.

Was mich zu der Frage bringt, womit ich es verdient habe, ein Umfeld zu erhalten, in dem ich mich entwickeln durfte und Heilung von so manchen inneren Verbiegungen erfahren durfte und immer noch darf. Mit nichts. Es ist reine Gnade ...

Donnerstag, 21. August 2008

Dunkle Energie

Gestern Nacht sah ich mir einen Film über die Zusammensetzung des Weltalls an. Ich liebe es, mir etwas anzusehen, was ich nicht auch nur im Entferntesten verstehe. Das rückt doch die Relation von Mensch, Schöpfung und Gott in gesunde Proportionen.
Diesmal ging es um dunkle Materie. Nur 4 Prozent des Universums besteht aus gewöhnlicher Materie, wie wir sie kennen, sehen und messen können. Weitere 21 bis 23 Prozent besteht aus so genannter Dunkler Materie, die aus "kalten" Elementarteilchen besteht, die viel langsamer als die Neutrinos unterwegs sind. Diese noch unbekannten Partikel werden WIMPs genannt, zu deutsch "Feiglinge" oder als Akronym Weakly Interacting Massive Particles, schwach wechselwirkende massive Teilchen, die genau wie die Neutrinos unsichtbar sind und die nur sehr selten mit anderen Atomkernen kollidieren und dabei eine Spur hinterlassen.
Die fehlenden 73 bis 75 Prozent des Universums nennen die Physiker etwas hilflos "Dunkle Energie", sie treibt die Expansion des Universums voran, aber deren Wesen und Art ist noch völlig unverstanden, man kann sie nicht messen oder nachweisen, geschweige denn sehen.
Wenn ich je Gott von Angesicht zu Angesicht gegenüber stehen sollte, was ich hoffe und glaube, werde ich ihm schwarze Löcher in den Bauch fragen, was es mit der Schöpfung des Universums auf sich hat. Er muss ein wahrhaft genialer Physiker sein!
Bis dahin halte ich mich an meine persönliche "Schwarze Energie": Kaffee!



Sonntag, 17. August 2008

Ein Unfall kommt selten allein ...

... so schien es heute jedenfalls. Denn heute war der Tag der Unfälle.
Als ich frühmorgens zur Arbeit fuhr, kam ich an einem verunfallten Auto vorbei: auf die Gegenfahrbahn geraten, über die Bordsteinkante und mit voller Wucht gegen einen Baum gefahren. Da stand es nun, zerbeult, ohne Fahrer.
Später ereignete sich unweit von unserem Hotel ein weiterer Unfall: Ein Autofahrer hatte einem Fahrradfahrer die Vorfahrt genommen und ihn unsanft auf die Straße katapultiert. Notarztwagen im Einsatz, aber zum Glück nur Schürfwunden.
Als nächstes Ereignis stürzte eine junge Frau direkt vor unserem Hotel vom Rad. Ihre Freundin suchte bei uns Hilfe. Da das Unfallopfer mit einem Schock zu kämpfen hatte, bettete ich sie mit einer Wolldecke auf unsere Bank vorm Hotel und besorgte Wasser und starken Kaffee für den Kreislauf.
Kaum war sie wieder fit, klemmte sich eine junge Frau aus unserem Team die Finger in unserer Gleittür, als sie dabei war, die Fußmatte davor zu platzieren. Der Bewegungsmelder hatte sie nicht erfasst, weil sie auf dem Boden kniete. So glitt die Tür beim Schließen über ihre Fingerkuppen. Viel Blut, Tränen und auch hier Kreislaufprobleme. Schnell holte ich Verbandmaterial und versorgte sie mit Wasser und Trost. Danach wurde sie ins Krankenhaus gefahren. Nichts gebrochen, zum Glück. Jetzt geht's schon wieder.
Habe ich vielleicht den falschen Beruf gewählt? Annika wäre heute jedenfalls richtiger am Platz gewesen.

Dienstag, 12. August 2008

Alles im Grünen ...


Man wird sehr dankbar, wenn man - wie heute wieder - mit diversen Dauerkrankheiten beim Arzt sitzt und er verkündet, dass alle Werte bestens seien. Ich glaube, mein Arzt liebt mich. Eine Vorzeigepatientin, die sich verlässlich, auch über Jahre, an die Regeln hält, begegnet ihm nicht so oft.
Mit breitem Grinsen fragt er mich jedes Mal: "Sie rauchen immer noch nicht?", um dann die Kreuzchen auf seinem Formular zu machen. "Amputiert sind Sie auch nicht?" Ich schaue meine Arme und Beine gründlich an und sage: "Nein, alles noch da!" Er macht sein Häkchen. Ach, ich mag ihn auch ...

Freitag, 8. August 2008

Sintflut

Schon gestern kübelte der Regen auf Cuxhaven. Die angenehme Seite: in der Hütte sitzen und den Naturgewalten zuschauen. Donner, Blitze, Windböen, die die Bäume erzittern ließen und das Wasser über die Wege peitschte. Die unangenehme Seite: unser Keller stand unter Wasser, und wir mussten ihn mühsam trocken legen.
Dann heute morgen: Um sieben Uhr saß ich beim Arzt, und als ich danach vor die Tür trat, tat sich eine einzige Wasserwand vor mir auf. Ich kämpfe mich ins Auto und anschließend darin zur Arbeit. Ganze Straßenzüge standen vollständig unter Wasser, und an einer Ampelkreuzung musste ich durch eine langgestreckte Senke fahren, in der sich eine 50 cm tiefe "Pfütze" angesammelt hatte. Ich hatte echt Angst um mein Auto. Später rief Hartmut bei mir an: Er sei gleich zu Hause geblieben und habe sich den Tag frei genommen. Grund: Da die Kanalisation Cuxhavens die Wassermassen nicht auffangen konnte, stiegen sie netterweise durch den Abfluss unserer Badewanne auf, und zwar in rasender Geschwindigkeit. Eine Wasserpumpe musste her.
Auch unsere Freunde und Nachbarn und andere Bekannte hatten ähnliche Schwierigkeiten. Man half sich gegenseitig aus.
Als ich heute abend von der Arbeit zurück kam, war zum Glück alles gegessen. Nur ein bisschen Putzarbeit liegt noch vor uns. Und die Sonne scheint, als könne sie kein Wässerchen trüben ...

Donnerstag, 7. August 2008

Stimmungswechsel

Sommer ist nicht gleich Sommer.
Der junge Sommer kommt mit frischem Grün, alles ist noch verheißungsvoll - man wartet auf die Wärme, auf die Zeit der kurzen Röcke und Tops, auf Eis im Straßencafé und Freibadbesuche.
Doch jetzt - etwas ist anders geworden.
Frühmorgens wischt der Scheibenwischer Kondenswasser von der Frontscheibe. Es riecht nach feuchter Erde. An den Bäumen hängen Äpfel, der Mais steht hoch, die Heide blüht. Das Gold der Getreideähren ist dem Ocker der Stoppelfelder gewichen. Das Grün ist matter geworden. Der Sommer ist reif. Nicht mehr lang, dann wird er welken.
Aber ich freue mich auch auf den Herbst. Das ist meine Jahreszeit. Er hat so viele schöne Seiten. Die Farben. Die Gerüche. Den Wechsel spüren. Melancholie ...

Freitag, 1. August 2008

Wechselfälle des Lebens

Nachdem ich mich vor einigen Tagen von meiner Kollegin Manuela verabschieden musste, die ihr FSJ bei uns beendete, stand ich gestern an der Rezeption und freute mich auf die Ankunft meiner neuen Kollegin, die im kommenden Jahr unser Team verstärken wird. Diese wurde von ihrem Großvater zu uns gebracht.
Als sie beide ankamen, sagte er zu mir: "Ich hatte gehofft, dich hier zu treffen!" Die Stimme kam mir irgendwie bekannt vor. Ich schaute genauer hin. Das war doch ...
Ja, tatsächlich, es war mein früherer Jugendkreisleiter. Zuletzt hatte ich ihn wohl vor dreißig Jahren gesehen. Und nun brachte er seine Enkel(!!!)tochter! Junge, Junge, - um mal ein Klischee zu bedienen - wie die Zeit vergeht! Ach ja, man wird älter. Bei ihm war es nicht zu übersehen. Bei mir ja auch nicht.
Aber es freut mich doch sehr, künftig mit einer seiner Nachfahren (er hat inzwischen zehn Enkelkinder) zusammen zu arbeiten. Herzlich willkommen, Judith!

Montag, 28. Juli 2008

Die Mittagssonne

brennt gnadenlos, ich schiebe den Mäher durchs knöcheltiefe Gras. Schweißtropfen rinnen in die Augen und brennen. Es duftet nach frisch geschnittener Wiese, und wenn ich an das Kräuterbeet stoße, steigen Aromawolken von Minze und Zitronenmelisse auf. Der Sommerflieder zieht magisch Schwärme von Pfauenaugen und Zitronenfaltern an. Ein Frosch, der im Schatten Zuflucht vor der Hitze gesucht hatte, springt erschrocken davon, als ich mich nähere.
Runde um Runde verpasse ich der Wiese einen neuen Haarschnitt. Arbeit auf eigenem Stück Land. Danach kühles Wasser auf der Haut, durstlöschendes Wasser auf der Zunge.
Wer sagt, dass nicht auch Frauen Spaß haben an einer sonst typischen Männertätigkeit?

Donnerstag, 24. Juli 2008

"Rare poems ask rare friends"

Dieses aus der Feder von Ben Jonson stammende Motto ist auf den Dichter John Donne gemünzt, einem lange in Vergessenheit geratenen und heute mühsam wiederentdeckten Zeitgenossen Shakespeares. Mühsam deswegen, weil er ein zwar brillianter, aber schwer verständlicher Lyriker, Satiriker - und Geistlicher ist. Seine Gedichte sind voller Anspielungen, Paradoxien, Projektionen, Metaphorik, Polemik und maßlosen Übersteigerungen, die sich dem Leser zum Teil nur in den historischen Zusammenhängen Englands in der Jahrhundertwende um 1600 erschließen. Trotzdem ist er ein moderner Dichter, weit seiner Zeit voraus. Seine Sprache ist zuweilen brutal offen, mit frivolen und und unverhohlen erotischen Anspielungen, die aber wiederum nur Symbol für tiefer liegende Empfindungen sind. Seine Hauptthemen sind Liebe, göttliche wie menschliche (wobei er kühn eine transzendente, heilige Erotik und gleichzeitig eine erotisierte Gottesliebe formuliert) sowie Abschied und Tod.
Ich arbeite mich gerade durch einen dritten Lyrikband von ihm durch, "Alchimie der Liebe", und bin zugleich verwirrt und begeistert. Manche Sätze sind so schön, dass man sie gar nicht verstehen muss, um mit der Empfindung dahinter mitzuschwingen. Andere widerum würde ich so gern durchschauen und schaffe es einfach nicht.
Zwei Beispiele, die sich mir einigermaßen, wenn auch nicht nicht vollständig erschließen:

"Erstürme mein Herz! Dreifaltiger Gott, der scheu
Bis jetzt nur anklopft, haucht, heilsam bespricht.

O wirf mich nieder, dass ich mich aufricht!

Brauch deine Kraft, blas, brenn und mach mich neu!


Ich, eine Stadt, dem Feind verpfändet, freu

Mich auf Dein Kommen. All mein Mühn hilft nicht:

Vernunft, Dein Vogt, dem mich verteidigen Pflicht,

Wird bald gefasst, da schwach und ungetreu,

Doch innigst lieb ich Dich, möcht, dass Du mich

Auch liebst. Und bin dem Feind versprochen doch!

Löse, zerhau den Knoten, scheide mich,
Reiß mich zu Dir, wirf mich ins Kerkerloch!

Ich bin nicht frei, außer Du bändest mich.

Ich bin nicht rein, außer Du schändest mich."

Ein Zeugnis von John Donnes Sprache, die mal zärtlich, mal überaus brutal sein kann. Dass er es wagt, das Bild einer Vergewaltigung mit Gott in Zusammenhang zu bringen ... Alles in mir sträubt sich dagegen. Und doch - im Sinne von Überwältigt-sein könnte ich es nachvollziehen. Auch das Wissen um die Begrenztheit des Verstandes, seine Sehnsucht nach Gottesbegegnung und Erneuerung ...

Zum Verständnis des nächsten Gedichtes "Die wahre Braut Christi" muss man wissen, dass Donne katholisch erzogen worden war, in den späten Regierungsjahren Elisabeths Katholiken aber zunehmend der Verfolgung ausgesetzt waren. Nach langen Bedenkzeiten näherte er sich daher der anglikanischen Kirche an, das alles unter jahrelangen großen Gewissenskämpfen.
"Die Geschminkte" ist die römische Kirche; "jene, die verstört" die Reformierten in Deutschland und die Puritaner in England. "Hat sieben" (Rom auf seinen sieben Hügeln) oder "einen Berg erwählt" (Tempelberg in Jerusalem).

"Zeig, Christus, Deine Braut mir, licht und klar:
Wie, ist es die Geschminkte überm Meer,

In reichem Putz? ist's jene, die verstört,
Beraubt, zerlumpt, hier und in Deutschland klagt?


Schläft sie erst tausend, und wacht dann ein Jahr?
Ist wahr, und irrt? bald jung, bald abgelebt?

Hat sieben, oder auch einen Berg erwählt,

Oder auch keinen, einst, jetzt, immerdar?


Wohnt sie hier? oder, fahrendem Ritter gleich,

Muss ich weit reisen, eh mir Liebe wird?

Gib Deine Braut, Herr, allen Blicken preis,

Dass meine Seele Deine Taube wirbt,


Die Dir am meisten treu ist und gefällt,
Wenn sie die Arme öffnet aller Welt."


Solche Fragen sind sehr aktuell, oder?

Mittwoch, 23. Juli 2008

Botschafter fundierten Fachwissens


Grund zum Feiern hat unser bester norddeutscher Komiker. Seine enorme Bandbreite an Bildung ermöglichte es ihm, zum Teil verschüttetes Wissen der Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen. Den Kindern bringt er die uralten Geschichten und Märchen nahe. Medizinische Fakten vermittelt er ebenso souverän wie Kenntnisse des angelsächsischen Sprachraums und hochmoderne Branchenkenntnisse des Computerzeitalters.
Deswegen: Danke, Otto! Du hast viel für unsere Nation getan!

Dienstag, 22. Juli 2008

Inschallah?

Gestern sprach ich mit einem 81jährigen Herrn, begrüßte ihn und drückte meine Hoffnung aus, dass er den Aufenthalt in Cuxhaven genießen möge. Kopfschüttelnd winkte er ab. Nein, genießen werde er den Aufenthalt nicht. Man habe ihn quasi zum Urlaub gezwungen.
Nach und nach kam seine Geschichte raus. Er selbst ist schwer krank, kämpft nach etlichen Operationen nun mit einer dritten Krebsart, von der er weiß, dass sie zum Tode führen wird. Außerdem hat er schon jahrelang mit den Folgen eines Arbeitsunfalls zu kämpfen, bei dem er in einen Kabelschacht fiel und bei dem 20 % seiner Körperhaut verbrannte - im Gesicht, am Kopf, Arme und Hände. Und um das Mass voll zu machen, ist seit sechs Jahren seine Frau an Alzheimer erkrankt. Die ersten drei Jahre hat er sie ganz allein gepflegt, jetzt hat er zusätzlich Hilfe durch seine Enkelin. Die hat ihn auch in den Urlaub geschickt. Doch er vermisst seine Frau schrecklich - sie sind seit 60 Jahren verheiratet. Und nun erkennt sie ihn nicht mehr.

Noch unter dem Eindruck des Gesprächs komme ich nach Hause. Hartmut wartet schon auf mich, ist still und bedrückt. Er erzählt, dass seine Kollegin gestorben ist. Eine bis dahin gesunde, junge Ehefrau, Mutter einer achtjährigen Tochter. Ganz plötzlich, vor etwa einer Woche, wurde sie nach heftigsten Kopfschmerzen ohnmächtig, ins Krankenhaus gefahren, wo man eine Gehirnblutung feststellte, sie ins künstliche Koma versetzte und künstlich beatmete. Weitere Gehirnblutungen folgten, in einer Region, die das Atemsystem steuert. Nach festgestelltem Hirntod wurden nun gestern die Maschinen abgestellt.
Warum nur trifft es einige Leute so heftig? Warum trifft es oft die Netten? Warum werden ausgerechnet die Familien, die noch heil sind und funktionieren, so zerrissen und in so unerträgliches Leid gestürzt? Das sind keine Schicksalsschläge - das ist ein Schicksalsbombardement. Das ist wie Krieg. Ist es der Zerstörer, der alles Gute und Gesunde angreifen und vernichten will? Oder passiert es einfach so - sind das nun mal die Bedingungen und Gesetzmäßigkeiten dieser physikalischen Welt? Trotz häufiger Auseinandersetzung mit dem Thema "Leid" komme ich einfach zu keiner guten Antwort.

Freitag, 11. Juli 2008

Love Story


Ich denke, es war etwa 1972 oder 73, als ich diesen Filmklassiker mit Ryan O'Neal und Ali McGraw zum ersten Mal im Kino sah. Er hinterließ einen starken Eindruck bei mir - bis hin zu Zitaten, die ich noch heute kenne. Eben sah ich den Film zum zweiten Mal bei arte. 36 Jahre liegen dazwischen - beide Male habe ich geheult wie ein Schlosshund.
Die Handlung ist ebenso schlicht wie der Titel. Ein Paar, das trotz elterlichem Widerstand gegen die unstandesgemäße Beziehung heiratet und fortan arm, aber glücklich zusammenlebt. Bis das Schicksal zuschlägt - in Form von Leukämie bei Jenny. Sie muss ins Krankenhaus und stirbt in den Armen ihres Mannes.
Sentimentaler Kitsch? Vielleicht. Doch wenn man bedenkt, dass genau solch eine oder ähnliche Situation jedes Paar ereilt ... Ein Partner stirbt, der andere bleibt zurück. Vielleicht nicht in so jungen Jahren. Aber wird es etwa leichter, wenn man alt ist? Man wird eines Tages Abschied nehmen müssen. Der eine oder der andere. Noch konkreter: Entweder mein Mann oder ich werden eines Tages allein sein. Das ist unausweichlich. Ein beunruhigendes, trauriges Gefühl.

Dienstag, 8. Juli 2008

Wurzeln


Gerade war ich mit meiner Mutter zwei Tage in Witten/Ruhrgebiet, um Schwester und Schwager zu besuchen - seit sieben Jahren war ich wohl nicht mehr an der Stätte meiner Kindheit. Fortgezogen war ich vor 27 Jahren. Ein merkwürdiges Gefühl, die Orte aufzusuchen, wo ich aufgewachsen bin. Alles scheint enger und kleiner zu sein. Die Straßen sind schmaler und kürzer als in meiner Erinnerung, die Staßenschluchten dunkler, die Stadt bedrückender. Ruß- und kohlenstaubgeschwärzte Hausfronten, wahllos verbaute Innenstadt, viele ungepflegte Mehrfamilienhäuser.


Aber das alles inmitten wunderbar grüner Landschaft: ein herrliches Ruhrtal, große Mischwälder, Burgruinen, Parks, der Hammerteich, der Kemnader Stausee, das Bergerdenkmal hoch über den Ruhrwiesen.
Genau so zwiespältig ist mein Verhältnis zu meiner Heimat und meiner Kindheit. In den 60ern aufgewachsen, herrschte im "Revier" eine Atmosphäre enger Kleinbürgerlichkeit und Moral, gemischt mit rauer, polteriger Herzlichkeit und Stolz auf seiner Hände Arbeit. Ruhrpottler können ranklotzen. Bergbauer, Stahlarbeiter, Gemischtwarenhändler. Schrebergärten, Gartenzwerge, der Kiosk um die Ecke, das verdiente Bier am Abend. Heute nennt man die zu Industriedenkmälern gewordenen Zechen, Kokereien und Hochöfen der Eisen- und Stahlhütten "Kathedralen der Arbeit".
Mein Vater war selbstständiger Handwerker, sein Fleiß und seine stille Zuverlässigkeit hat er uns fünf Kindern vererbt. Das Leben war hart, Geld war immer zu knapp, Zeit auch, und man musste sich durchkämpfen. Meine Schwester und ich schwelgen in Erinnerungen. Auf den Tisch kamen Steckrübeneintopf und Brotsuppe. Zum Geburtstag mal Kakao, aber niemals Limonade wie bei meinen Freundinnen. Wenig Spielzeug. Wir behalfen uns mit Phantasie. Laubhütten im Feld, Rollschuhrennen bis zum Ende der Straße (und Löchern in der Strumpfhose, wenn man mal wieder hingefallen war), Sandkochen auf einem ausrangierten Herd, der bei irgendwem im Garten stand. Eine Kindheit wie viele. Glücklich? Ja .... aber auch nein. Die oft empfundene Bedrückung konnte ich nur beim Spielen vergessen.
Es war schön, sich in den letzten Tagen mit meiner Schwester auszutauschen. Spazieren zu gehen. Die Wälder mit dem alten Baumbestand, der Blick ins Ruhrtal. Das Elternhaus, in dem sie jetzt mit ihrer Familie wohnt und in dem durch ihre schöne Umgestaltung Licht, Luft, Weite und Farbe eingezogen ist. Dann ein Zusammentreffen, bei dem ich mir das Lachen verkneifen musste: als meine Mutter, meine Schwester und ich gerade wieder ins Haus gehen wollten, kam ein Nachbar mit seinem Haund auf uns zu, ein alter Schulkamerad meiner Mutter und ein Ruhrpottoriginal, wie es im Buche steht. Vergleichbar mit Jürgen von Manger alias Adolf Tegtmeier (gesprochen:"Teechtmaja"), ein Schauspieler, der in den 70ern sehr populär war, mit dem breitesten Ruhrpottslang, den man sich vorstellen kann. Zitat: „Wilhelm Tell, dat is von diesen berühmten Dichter, na, ich komm’ jetz nich auf den sein Name – der auch Schillers Räuber geschrieben hat. – Merkwürdig, wat dieser Tell sachte, dat war’n alles Sprichwörter, Die Axt in Haus … und wat er da alles von Stapel ließ.“
So auch der gut 80jährige Hellmut, der meine Mutter ansprach: "Also, hömma, wenn dat nich die Christel is ..." Und es folgte ein Redeschwall, den man in Norddeutschland als Seemannsgarn bezeichnen würde. Ereignisse aus der Nachbarschaft und der alten Klasse wurden aufgefrischt. "Ey, hömma, die Wilma, mit der is ja auch nich mehr viel los, die is ja auch schon ganz klapprich, wonnich?" So ging's weiter, und ich habe mich königlich amüsiert. Nachdem er dann uns drei Damen noch jeder einen Kuss auf die Wange gedrückt hatte, brauchten wir erst einmal eine Erholungspause.
Gut war es, mit meiner Schwester noch einmal über unseren Vater zu sprechen, der vor drei Jahren verstorben ist. Über seinen Charakter, über sein Leben, über seine Krankheit und sein Sterben. Das alles geht uns immer noch nach und nah.
Schöne Tage. Aber ich spüre auch, dass mein Herz die alte Heimat längst verlassen hat und frische Wurzeln in meiner liebenswerten norddeutschen Heimat geschlagen hat, dort, wo das Meer den Rand Deutschlands berührt, wo Himmel und Horizont weit sind und die Wege eben, wo Freiheit weht und Luft zum Atmen ist.

Montag, 30. Juni 2008

Blühende Orgelklänge und literarische Blütenträume


Die Idee war fantastisch: Ein Orgelkonzert in einer Klosterkirche, unterbrochen von Lesungen aus Werken namhafter Schriftsteller zum Thema "Garten" und "Blumen", Pause im Klostergarten mit Erdbeerbowle , Kaffee, Apfelstrudel und Vanillesauce. Das versprach einen Sinnengenuss ohne Ende für Augen und Ohren, für Nase und Gaumen.
Vieles von der Umsetzung dieser Idee im Kloster von Neuenwalde war sehr gelungen. Der Klostergarten bot einen wunderbaren Rahmen für das Event: Üppig blühende Rosensträucher, buchsbaumumrandete Beete mit Lavendel, Ringelblumen, Phlox, eine kleine Steuobstwiese und Sträucher mit reifen Johannis- und Stachelbeeren, dazu Kräuter und aromatische Wilderdbeeren (davon habe ich genascht und mir dafür den Kuchen verkniffen). Als Hintergrund die historische Klosterkirche. Die optische Gestaltung des Gartens mit tuchumflatterten Stehtischen auf der Wiese und Krügen und Kupferschalen voller Blumen war mit viel Liebe zum Detail arrangiert. Manche Damen waren ganz in Weiß gekleidet, einige hatten Sommerhüte auf, und es wehte ein Hauch von Ascot (nur ohne Pferderennen) durch den Sommernachmittag.
Am Eingang zur Kirche empfing man uns Gäste mit einer duftenden Rose, und die Kirche war mit wunderschönen blumengespickten Efeu- und Buchsbaumkränzen und bunten Bändern geschmückt. Doch das Orgelkonzert war dann leider etwas enttäuschend. Der Klang war dünn und viel zu leise, und die Auswahl der gelesenen Texte nicht ganz geglückt. Da hätte es wirklich viel schönere zum Thema gegeben.
Aber immerhin, es hat sich dennoch gelohnt. Und da Hartmut die Werbung für die Veranstaltung gemacht hat, sind wir sogar umsonst eingelassen worden. Eingebettet zwischen einem arbeitsreichen Vormittag und der abendlichen Niederlage unserer Elf war das ein schöner Nachmittag.

Freitag, 27. Juni 2008

Hot Chili und heiße Diskussionen

Inzwischen ist es schon fast Weggemeinschafts-Tradition geworden, den Mittsommer mit einem oder zwei Glas Sekt an der Alten Liebe zu feiern. Gestern war es wieder so weit. Aber zuerst trafen wir uns bei uns und genossen ein heißes und scharfes mexikanisches Eintopfgericht und ein ebensolches Gespräch über Sinn und Wirksamkeit von Gebet, Salbung und der Gradwanderung zwischen kindlichem Glauben und ungesundem "magischen" Verständnis von symbolhaften christlichen Handlungen nach dem Motto: "wenn ich das und das tue, passiert das und das" oder gar "viel hilft viel". Sätze und Erfahrungen wie "Gottes Arm lässt sich durch Gebet bewegen" stehen gegen "Ich habe so viel gebetet, sogar gefastet und nichts ist passiert".
Ein spannendes, manchmal sehr verwirrendes Thema. Gott ist souverän, aber er ist auch ein Vater, der seinen Kindern sehr gerne Wünsche erfüllt. Er findet's gut, wenn wir ihn bitten, aber das heißt noch nicht, dass unsere Bitten sich erfüllen. Er fordert uns auf, ihn zu bedrängen, aber oft hilft viel beten nicht mehr als wenig oder gar nicht beten. Man kann nichts ableiten. Man kann ihn nicht fest legen. Das klingt, als wolle Gott mit uns spielen. Aber wenn man eine Beziehung zu ihm hat, weiß man, dass ihm unser Wohlergehen total ernst ist.
Das Ganze ist wie eine schwer auszubalancierende frei schwebende Ebene, auf der sich viele verschiedene Dinge befinden: Vertrauen, mein freier Wille, der freie Wille anderer, mein Gebet, das Gebet anderer, Gottes Sicht, Kräfte, Geduld, Langzeitperspektiven, Ursachen, Wirkungen, Beweggründe, Motivationen, Gebundenheiten, Freiheiten ... Sobald sich etwas davon bewegt, sich Gewichtungen verändern, verschiebt sich alles irgendwie und ergibt ein neues Bild ... Wie ein Kaleidoskop, das gedreht wird ... Wir können's nicht überblicken. Welche Faktoren für welche Ergebnisse eine Rolle spielen, wer kann das letztlich sagen?
Es geht darum, daran festzuhalten, dass immerhin Gott die Übersicht hat. Dass er es in jedem Fall gut mit uns meint. Wenn ich das nicht glauben kann, kann ich das Beten ganz sein lassen.

Sonntag, 22. Juni 2008

Ökonomie, Konfitüre und Sommerglück

Wenn man die Kosten rechnet für Benzin, um ins nächste Dorf zu fahren und Erdbeeren zu pflücken, dazu den Gelierzucker, die Energiekosten und dazu frisch gekaufte Gläser mit Twist off-Deckeln, weil ich ja dummerweise kein Messie bin und daher so gar keine alten Marmeladengläser in Kellern horte - also, wenn ich diese Kosten addiere, so ist Konfitürekochen schlicht ein wirtschaftliches Desaster.
Aber - kein Aldi-Marmeladenkauf, selbst wenn er palettenweise geschähe, kann das äußerst befriedigende, nahezu archaische Gefühl ersetzen, das man sich erwirbt, wenn man unter glühender Sonne auf einem weiten Feld 8 kg Erdbeeren selbst erntet, auf dem heimischen Feuer einkocht und schließlich die fertigen Gläser aufgereiht auf dem Regal stehen, bereit, als Vorrat für einen langen dunklen Winter zu dienen. Mal ganz abgesehen vom wunderbar aromatisch-fruchtigen Geschmack.
Wie geschehen an diesem Wochenende. Annika, die mit ihrer Nichte, unserer Enkelin, bei uns weilte, sowie Hartmut und ich pflückten mit wahrem Feuereifer, und der polnische Erntehelfer, der die Erdbeerfelder zu beaufsichtigen hatte, war schlichtweg begeistert von uns. Sara dagegen schlief währenddessen selig im Auto.
Ansonsten genossen wir in vollen Zügen die gemeinsame Zeit, außer in der Nacht, in der Sara viel Zuwendung durch uns einforderte, weil sie doch erstmals ohne ihre Eltern unterwegs war. Obwohl - ach doch, es ist ja doch sehr schön und berührend, wenn sich so ein kleines Köpfchen vertrauensvoll in unsere Armbeuge kuschelt, auch dann, wenn man selbst kaum die Augen offen halten kann.
Als Höhepunkt des heutigen Tages waren wir mit Sara im neu eröffneten Sea-Life-Center, wo wir Katzenhaie, Dorsche, Steinbutte (oder wie heißt die Mehrzahl von Steinbutt?) und Rochen bewunderten. Sara hat mit allen in Tiersprache geredet ("how, how", was eine Art Bellen sein soll, aber für alle Tiere gilt, denn schließlich leben wir in einer Welt, in der jeder mindestens eine Fremdsprache beherrschen sollte). Das war ein klasse WE!

Freitag, 20. Juni 2008

Hoffnung für alle

Dass jeder Mensch eine Chance zur Umkehr hat, habe ich immer geglaubt. Dass dies auch für unsere Fußball-Elf gilt, vielleicht weniger ...
Gestern wurde ich eines Besseren belehrt. So macht doch Fußballschauen sogar mir Spaß!

Mittwoch, 18. Juni 2008

Tage wie dieser ...

Morgens ausgeschlafen aufgewacht, einen Blick auf die Uhr geworfen - Schock!!! Der Wecker war eine Stunde zu spät eingestellt. In fliegender Hast Morgentoilette, halbe Tasse Kaffee runtergespült, in verbotener Geschwindigkeit zu meinem Arbeitsplatz gerast, nur um festzustellen, dass gar nicht viel zu tun war ... Aber man muss ja präsent sein.
Zeit fließt zäh und quälend langsam. Stickige, schwüle Luft. Nach acht Stunden nach Hause gekommen, die Kühlschranktür geöffnet, reingeguckt, wieder geschlossen. Wollte ja abnehmen. Nachher noch ein Arbeitskreis ... Ein öder Tag. Ihn gelebt zu haben oder nicht - was macht das für einen Unterschied?
Ich krame in meinem Gedächtnis. Hey, ich habe heute das Enkelkind meiner Kollegin kennengelernt - ein süßes Baby von einem Jahr. Für eine nahe Verwandte gebetet. Wolkenformationen bewundert. Mehrere Auskünfte an Gäste weiter gegeben, die ihnen wichtig waren. Einer alten Dame konnte ich einen Weg beschreiben. Einer andern eine Adresse raussuchen. Einigen Leuten schenkte ich mein bestes Lächeln. Jemand sagte: "Sie strahlen immer so" ...
Den Tag zu leben oder nicht - wo ist der Unterschied? Für mich? Für andere? Für die himmlische Welt? Geht's immer nur um Produktivität? Um Effektivität? Um's Wohlfühlen?
Vielleicht ist der Sinn des Tages einfach nur eine Wahrnehmungsfrage.

Dienstag, 10. Juni 2008

Stürmische Zeiten

ist der diesjährige Titel der Niedersächsischen Literaturtage, die diesmal bei uns in Cuxhaven statt finden. Darüber freue ich mich nicht nur deshalb, weil endlich mal etwas Kultur in unsere kleine Stadt einzieht, sondern auch, weil Hartmut den Auftrag für das Logo und die Webseite bekommen hat. Noch ist sie vorläufig, weil noch einige Termine und Infos fehlen, aber immerhin ...
"Stürmische Zeiten" nimmt nicht nur auf unsere Lage am Meer Bezug, sondern auch auf Lebenssituationen, in denen man mit heftigem Gegenwind und Unwetter zu kämpfen hat. Spannend.
Und ich bekomme Freikarten!


Montag, 9. Juni 2008

Grillen und chillen

Ein (fast) perfektes Wochenende:
Am Freitag nach Hamburg gefahren, zuerst (wie immer) Thalia besucht und anschließend lecker Ice Orange Mocca bei Double Coffee genossen, dann zu Mareike, Sebo, Sara gefahren, Ralf war auch da, Tee getrunken. Am nächsten Morgen mit allen Ausflug nach Heiligenhafen zu Oele. Johi kennen gelernt, relaxt, gegrillt, in der Sonne gebraten, auf's Meer geguckt. Keine Ansprüche, nur entspanntes Reden, Schweigen, Lesen, Musik hören, mit Sara spielen. Einfach Sein. Schönes Gespräch auf der Rückfahrt mit Ralf. Zweites Grillen in HH. Nur Hartmut hat mir gefehlt.
Am nächsten Morgen sehr früh mit Annika aufgestanden. Um halb 9 war ich schon wieder in Cux., womit ich meinen Mann überraschte, der noch selig im Bett schlummerte. Gemeinsames Frühstück, später mit ihm zum Stadtteilfest Altenbruch und dort dann anschließend an den Elbstrand gegangen. Auf einer Bank gesessen, lange geredet, Schiffe verbeiziehen lassen. Und dann abends Fussball: auch nicht schlecht!
Vielen Dank an meine jungen Freunde: mit euch fühle ich mich immer gleich wie, na ja, sagen wir mal 30, höchstens 35! ;-)

Montag, 2. Juni 2008

Ein Privileg

ist es, wenn man wie ich nur sechs Gehminuten vom Meer entfernt wohnt. Heute an meinem freien Tag suchte ich wie öfter in der letzten Zeit am frühen Morgen den Elbstrand zum Walken auf. Die Luft ist noch frisch und nicht zu warm, es ist ruhig, nur wenig Menschen unterwegs, die Touristen schlafen noch, dafür ist der Schiffsverkehr lebhaft. Ideal. Es riecht maritim nach Tang und Salzwasser, der Elbstrom kommt in der weit geschwungenen Bucht zur Ruhe und ist spiegelglatt. Nur wenn ein schweres Containerschiff vorüber zieht, rollen mit einiger Verspätung die Bugwellen an und schwappen geräuschvoll ans Ufer. Das klingt nach Urlaub. Wellen des Atlantiks in der Bretagne, Wellen am Strand der Carmargue, im Süden Englands oder in Dänemark - überall ist der Klang des Wassers, das das Land küsst, gleich. Ich liebe es.
Der Augenblick gehört mir. Das Jetzt. Die Erinnerungen an die Vergangenheit und die Gedanken an die Zukunft spielen keine Rolle. Der Moment erfüllt mich ganz. Geschenk. Glück.

Freitag, 30. Mai 2008

Eine erste Ausbeute

aus meinen neuen Büchern (s. u.) ist die (Neu)entdeckung des indischen Dichters Rabindranath Tagore. Ich lese gerade sein Gitanjali (Sangesopfer) und bin fasziniert. Wenn ich nicht wüsste, dass er ein Brahmane war und in der hinduistischen Tradition stand, würde ich wohl viele seiner Gedichte christlichem Denken und Fühlen zuordnen. Nicht dass Christen die Weisheit gepachtet hätten. Aber seine Worte sind derart, das ich mich in seinen Sehnsüchten, Träumen und Gefühlen der Scham, des Schmerzes und der Trauer verlieren und wiederfinden kann - im Angesicht des einzigen und lebendigen Gottes. Ich finde das erstaunlich und bin einigermaßen elektrisiert.
Kostproben gefällig?

"Fern von dir und ohne einen Blick auf dein Gesicht,
Kennt Ruhe nicht mein Herz noch Rast,
Und meine Mühe wird endlose Plage
In einer uferlosen See von Plagen."

oder:

"Wenn ich versuche, tief vor Dir mich zu verneigen,
Kann meine Ehrfurcht nicht herunter reichen
Zu jenen Tiefen, wo Deine Füße ruhen
Inmitten der Ärmsten, Niedrigsten und ganz Verlorenen."

oder:

"Meiner Wünsche sind so viele, und mein Begehren
Schreit so mitleidheischend.
Doch immer hast Du mich gerettet durch Dein hartes Nein.
Und diese strenge Gnade hat mein Leben durch und durch geformt.
...
Und weil Du mich von Zeit zu Zeit zurück weist,
So machst Du Tag für Tag mich Deiner Gnade wert,
Und so bewahrst Du mich vor den Gefahren
Unsteten, weichlichen Begehrens".

oder:

"Er, den ich mit meinem Namen nenne, trauert tief in seinem Kerker.
Und stets geschäftig türm ich weiter Steine rings um ihn herum.
Doch wie die Mauer in den Himmel steigt, so Tag um Tag verliere ich
Im Dunkel ihres Schattens mehr vom Ausblick auf mein wahres Sein."

oder:

"Wo der Geist ohne Furcht ist,
Und Menschen das Haupt aufrecht tragen,
Wo das Wissen frei ist,
Wo noch nicht enge Mauern die Welt in Teile zerbrechen,
Wo Worte aus der Tiefe der Wahrheit kommen,
Wo rastloses Streben sich streckt nach Vollendung,
Wo der klare Strom der Vernunft noch nicht im öden Wüstensand
Toter Gewohnheit versickert,
Wo der Geist vorwärts geführt wird durch dich
In immer weitere Horizonte von Gedanke und Tat -
Zu diesem Himmel der Freiheit, mein Vater,
Lass mein Land erwachen!"

Und zum Schluss eine Mahnung (vielleicht an alle "rechtgläubigen" Christen, die allzu ängstlich über dem "Wort" wachen und darüber das Herz des Evangeliums vergessen):
"Wenn ihr eure Türen allen Irrtümern verschließt, schließt ihr die Wahrheit aus."



Samstag, 24. Mai 2008

1,85 laufende Meter Literatur vom Feinsten ...

brachte mir Hartmut heute vom Flohmarkt mit. Eine einmalige 30bändige Ausgabe mit Texten aller Träger des Nobelpreises für Literatur - von 1901 bis 1988!
Allein das Äußere: eingebunden in dunkelgrüne Seide mit Goldschnitt, Rücken- und Vorderdeckelgoldprägung, Klarsichtumschlag und Schuber, gedruckt in schöner Schrift auf leicht getöntem Papier. Buchbinderkunst in Perfektion - dem Inhalt wahrlich angemessen, aber unter Garantie noch nie gelesen.
Und jetzt kommt's: das Ganze für nur 30,- €! Die Frau, die diese exklusive Ausgabe verkaufte, wusste nicht, was sie tat. Es sind nicht nur die maßgeblichen Werke der Preisträger enthalten, sondern auch noch die jeweiligen Berichte über die Preisverleihungen, die Laudatio und die Erwiderung des Geehrten. Und um es perfekt zu machen, haben bedeutende zeitgenössische Künstler die Bücher wunderbar illustriert.
Sehr interessant fand ich, diese Autoren mal gesammelt vorzufinden und in chronologischer Folge zu überblicken. Dabei fiel mir auf, dass ich etliche gar nicht kenne - obwohl ich drei Jahre in meiner Buchhändlerlehre Literaturgeschichte und -wissenschaft gelernt und im Lauf der Jahre viel gelesen habe.
Natürlich kennt man die Nobelpreisträger wie Hermann Hesse, Albert Camus, André Gide, Isaac B. Singer, Knut Hamsun, Thomas Mann, Ernest Hemmingway ...
Auch Namen wie Rabindranath Tagore, Winston Churchill oder William Butler Yeats sind einem wohl vertraut, wenn man vielleicht auch nicht weiß, dass sie zu den Preisträgern gehörten.
Aber wer kennt schon René Prudhomme, José Echegaray oder Rudolf Christoph Eucken?
Ich jedenfalls nicht ... Was viel Stoff für spannende Entdeckungsreisen an langen Abenden bietet. Für die nächsten Jahre bin ich versorgt - dank Hartmut, der ein wahrer Schatz ist! Danke, dass du so an mich denkst!

Horst Köhler will noch mal ...

titelte die "Welt" gestern. Ob dem was Schwan(t) ?

Samstag, 17. Mai 2008

Eine Vogel-WG

hat sich unter dem Vordach unserer Hütte eingenistet. Gleich drei Zaunkönigpaare haben dort nebeneinander ihre Nester gebaut. Es ist ein Kommen und Gehen - oder besser ein Fliegen und Schwirren - vorm Fenster, dass es eine wahre Freude ist. Zaunkönige sind Hartmuts Lieblingsvögel! Sie sind winzig klein, kugelig und super süß. Es macht Spaß, ein Stück Natur so hautnah beobachten zu dürfen.

Freitag, 16. Mai 2008

Diamanten und Träume

Ein nervöser, schüchterner, übergewichtiger Mann mit Zahnlücke ... was will der denn hier? Hat der nichts besseres zu tun?
Und dann kommt die Überraschung ...

http://de.youtube.com/watch?v=1k08yxu57NA

Wieviel Überraschung verbirgt sich in dir und mir? Ein Riesenthema. Welche Träume haben wir? Und wie vorschnell beurteilen wir andere, manchmal nur auf Grund ihres Äußeren? Heikel, heikel ...
In Cux machen wir einen Gottesdienst daraus. Mit diesem Video. Ich freu mich drauf!

Dienstag, 13. Mai 2008

Feste Festival feiern ...

... haben meine/unsere letzten vier Tage bestimmt. Leute empfangen und willkommen heißen (an der Rezeption und auf dem Festivalgelände), alte Freundschaften auffrischen, neue Begegnungen haben, zuhören und berührt werden, anbeten, in Gruppen auf der Wiese liegen und Spaß haben, lachen, erzählen, mit Sara spielen, zwei Seminare halten, ein anderes besuchen, an einem Strang ziehen mit der Familie, mit den WegGemeinschaftsfreunden, mit den Teamern und Helfern und Referenten und zusehen, was Gott so tut ...
Und zu allem scheint die Sonne, als gäbe es kein schlechtes Wetter! Fantastisch! Ein super-schönes, arbeitsreiches und trotzdem entspanntes Festival. Ab heute laufen die Vorbereitungen für das nächste. Denn nach dem Festival ist vor dem Festival!

Sonntag, 4. Mai 2008

Bin ich cool, oder was?


Sara hat ihren Kinderführerschein! Und ein Auto, von Opa Hartmut in langen Wochen selbst gebaut, ein Oldtimer mit Pick-up-Ladefläche fürs Spielzeug, echten Lampen, Einzelradaufhängung, Federung, rotem Ledersitz und - der Clou - einer Gummihupe!
An diesem WE hat sie es eingeweiht, außerdem auch ihre neue Schaukel, die bei uns im Apfelbaum hängt. Nicht nur sie war begeistert ...
Waren schöne Tage mit euch, Mareike und Sebo und Fabi!