Freitag, 14. September 2007

Heimchen am Herd?


Gestern bei der Gartenarbeit bekam ich zufällig einen kleinen Dialog zwischen zwei Teilnehmern des Waldorf-Kindergartens auf dem Nachbargrundstück mit. Die zwei Stöppke befanden sich im reifen Alter von ca. 5 Jahren und hatten bereits eine klare Meinung.
Mädchen (weinerlich): "Ich möchte auch das Baumhaus mitbauen!". Junge (gönnerhaft): "Nein, das geht nicht, du kannst Kuchen backen!"
Ob Eva Hermann mit ihrem "Kampf" bereits offene Türen bei der heutigen Jugend einrennt?
Aber im Ernst, das Schwierige bei der Diskussion um "Heimchen am Herd" oder "Karrierefrau" ist, dass gar nicht mehr sachlich argumentiert wird - offensichtlich auf keiner Seite.
Das macht es so überaus schwierig, seine eigene Meinung zu äußern, ohne als Vertretung der "Hausmütterchen"-Fraktion oder der der "Rabenmmütter" abgekanzelt zu werden. Sehr bedauerlich, dass Frau Hermann mit ihren dummen und üblen Äußerungen so viel Schaden angerichtet hat. Denn darf man nun noch laut sagen, dass es wirklich viel besser für ein- bis dreijährige Kinder ist, zu Hause bei der Mutter (oder von mir aus beim Vater) aufzuwachsen, statt in einer Tagesstätte untergebracht zu werden - egal, wie sehr sie dort "gefördert" werden? Oder darf man sagen, dass es vielleicht viel sinnvoller wäre, die Gelder, die in solche Betreuungsanstalten fließen, lieber den Familien zu Gute kommen sollten?
Darf man sagen, dass viele Frauen gar keine Wahl haben als arbeiten zu gehen, weil das Familieneinkommen sonst gar nicht reichen würde? Und sie ihre Kinder abgeben müssen, obwohl sie es eigentlich gar nicht möchten?
Darf man sagen, dass die Frauen, die nicht wirklich Interesse an einer Familie und am Familienleben haben, sich lieber ganz auf ihre Arbeit und Karriere konzentrieren sollten, statt Kinder als Prestigeobjekt in die Welt zu setzen, die dann als lästiges Anhängsel irgendwie abgeschoben werden müssen?
Gibt es nicht auch eine Position irgendwo zwischen Frau von der Leyen und Eva Hermann, die es verdient, ernst genommen zu werden?
Ich persönlich bin sehr froh und dankbar, dass ich die Chance hatte, immer solche Halbtagsstellen (nah an unserem Zuhause und mit günstigen Arbeitszeiten) zu bekommen, die es mir erlaubten, den Balanceakt zwischen Familie und Arbeit hinzubekommen. Ich war mittags, wenn die Kinder aus Kindergarten oder Schule nach Hause kamen, immer schon da und konnte sie empfangen. Das war sehr wichtig für sie - auch über das Kindergartenalter hinaus, und für mich auch. Gleichzeitig habe ich den Anschluss an die Arbeitswelt nie verloren. Die ersten drei Jahre haben den Kindern sowieso ganz gehört.
Ich fürchte, solche guten Chancen haben nicht viele Frauen.
Wenn man über die Kosten des Staates diskutiert, sollte man auch bedenken, dass die Folgekosten für sich selbst überlassene, verlorene, auf die schiefe Bahn geratene Kinder, die kein Familienleben und keine Wärme kennen und kaum eine Erziehung genossen haben, enorm sind. Ein Extrem, zugegeben. Aber leider keine Ausnahme mehr.