Montag, 20. Juli 2009

Knockin' on Heaven's Door


Im o.g. Film ermutigt der unheilbar an einem Hirntumor erkrankte Martin den ebenfalls todkranken Rudi mit einem Ausblick über das, was sie im Himmel erwartet:
Da sitzen die Leute zusammen und sprechen über das Meer. Deswegen muss Rudi, bevor er stirbt, auch unbedingt einmal das Meer sehen, um im Himmel mitreden zu können!
Ich liebe das Meer auch. Aber das ist mir denn doch eine etwas arm-seelige Vorstellung vom Himmel. Sie sitzen da und REDEN nur vom Meer? Sie sitzen noch nicht einmal am Strand und schauen den Wellen zu, die das Land küssen, werden von der Meeresbrise gestreichelt und schmecken den Salzgeschmack auf der Zunge? Sie leben im Himmel nur von der Erinnerung? Wie traurig!
Wenn ich mir schon den Himmel vorstelle, dann so:
Ich sitze am Strand und beobachte den allerschönsten Sonnenuntergang am Horizont mit einem Farbspiel ohnegleichen von Orange, Zartlila und Violett bis tiefem Rot, der sich im weiten Wasser spiegelt. Ein leiser Wind weht, Möwen schreien ihre Sehnsucht heraus und die Wellen rauschen. Gleichzeitig tauche ich ein in die erfrischenden Fluten und bade ohne Furcht in der endlosen See, geborgen und frei. Ich stehe zugleich auch an einem stürmischen Tag inmitten von Wind und Wellen auf einem kleinen, aber absolut sicheren Boot an der Reeling, angstfrei und mit wilder Freude den Elementen trotzend, mein Gesicht der Gischt entgegen haltend. Und dann tauche ich ein in eine fremde Welt durch Korallenriffe, zusammen mit bunten Fischen aller Farben und Formen, in eine Welt unter Wasser voller verschwenderischer Schönheit, die kaum je ein Mensch zu sehen bekommt, und ich staune. Und ja, ich rede auch mit Freunden über das Meer, wir tauschen uns aus über unsere Erlebnisse und fühlen uns eng miteinander verbunden, seelenverwandt . Aber all das auf einmal, in einem immerwährenden Augenblick.
Oh, und außerdem feiere ich ein wunderbares stilles Fest, und zugleich eine rauschende Party, die Luft ist erfüllt von Musik, der Tisch ist gedeckt für viele, es gibt Speisen und Getränke im Überfluss, es duftet nach Blumen und den köstlichsten Gerichten, es gibt keinen Hunger und kein Sattsein, es gibt nur Freude an den Gaben und Freude an der Gemeinschaft. Es gibt nichts Trennendes mehr unter uns Menschen. Wir verstehen einander. Wir verstehen vollkommen. Es bleiben keine Fragen offen und doch kommt keine Langeweile auf. Es ist so schön, zusammen zu sein! Wir dienen einander, und jeder Dienst ist eine reine Freude. Das Geben ist schön und das Empfangen ist schön.
Und dann sitze ich auf dem Schoß meines Herrn, meines Vaters im Himmel, auf dem Schoß meines Papas. Und ich bin geliebt, geborgen, umfangen. Das Leid, das gewesen ist, hat keine Kraft mehr. Mein Unglück hat sich aufgelöst wie der Nebel in der Sonne. Meine Krankheit ist geheilt. Meine Sehnsucht vollkommen gestillt. Meine Tränen sind getrocknet worden. Und mein Vater breitet meinen Lebensteppich vor mir aus. Ich erkenne plötzlich die Bedeutung und den Sinn all dessen, was gewesen ist. Ich staune über Zusammenhänge, die ich nie geahnt habe. Über viele lose Lebensfäden, manche davon zerfranst und abgerissen, die vom Meister sorgfältig aufgenommen und zu einem Muster verknüpft wurden, das in seiner Schönheit unübertroffen ist. All meine Trauer, meine Verluste, meine Ängste, mein Schmerz sind in diesen einzigartigen Teppich eingewebt und bilden die wunderbarsten Ornamente. Jede Begegnung mit Menschen, jedes Gespräch, meine ganze Arbeit, mein Lächeln, jede Freundlichkeit, jede Gabe - all das reicht über den Rand meines Teppichs hinaus und ist verwoben mit anderen Lebensteppichen, die anderen Leuten gehören. Und ich kann sehen, wie sehr andere Menschen wiederum das Muster meines Teppichs beeinflusst haben.
"So schön wie hier kann's im Himmel gar nicht sein" schreibt der Künstler Christoph Schlingensief. Bei allem Respekt vor ihm und seiner Kunst - da hat er einfach zu wenig Vorstellungskraft.
"Alle die Schönheit Himmels und der Erden ist verfasst in dir allein ..." Diese Liedzeile bezieht sich auf Jesus. Alles was auf Erden schön und gut und von Liebe geprägt ist, ist nur ein Bild, eine Spiegelung seiner Schönheit und seiner Liebe. Ein kleiner Ausschnitt, eine Ahnung von dem, was er in Wirklichkeit verkörpert. Er ist unser Herr, unser Freund, unser Bruder. Mit ihm werden wir ewige Gemeinschaft im Himmel haben, weil es sein Wunsch und seine Sehnsucht ist, mit uns Gemeinschaft zu haben, und es gibt nichts, nichts, was das übertreffen könnte.

1 Kommentar:

c'est moi hat gesagt…

Schöne Vorstellung!
Und schön geschrieben!