
Trotzdem bin ich natürlich für das Thema sensibilisiert. Wie schwierig es ist, merkte ich heute besonders, als ich die Mail einer Rollstuhlfahrerin beantworten wollte, die im Sommer allein ihren Urlaub bei uns verbringen wird und nach Aktivitäten und Ausflugszielen fragte.
Ich fing munter mit der näheren Umgebung an:
„Unser Hotel liegt sehr ruhig und ländlich am Naturpark Wattenmeer inmitten von Heide, Feldern und Waldgebieten, so dass Spaziergänge …“ Mist, natürlich keine SpazierGÄNGE! Also: "... so dass man daher auch per Rollstuhl die Umgebung erkunden und die frische Luft genießen kann. Vor unserem Hotel befindet sich die Haltestelle der Bus-Linie, die direkt in die Stadt fährt …“ (Hmmm, setzen die wirklich schwellenfreie Busse ein oder kann ein Rollstuhlfahrer ohne Hilfe da vielleicht gar nicht einsteigen? Notiert: Bei der Busgesellschaft nachfragen!)
Weiter: „ … fährt man nach Cuxhaven, wo ein Bummel in der Fußgängerzone …“ Hilfe!!! BUMMEL? FUßGÄNGERzone? Kann ich so nicht schreiben. „Wo man einen kleinen Ausflug in die Einkaufszone unternehmen kann.“ Okay, so klingt’s besser. Hafen, Grünstand an der Bucht, Schiffsverkehr beobachten … das geht. Oder besser: rollt. Dann wird’s schwierig. Schloss, Ringelnatzmuseum, Muschelmuseum - alle nicht schwellenfrei. Sandstrand kann man mit Rolli sowieso vergessen. Die ohnehin knappen Sehenswürdigkeiten in Cuxhaven schrumpfen für Behinderte auf ein Minimum. Ich empfehle noch ein paar Highlights der Nachbarstadt Bremerhaven (dann muss die Arme natürlich wieder mit den Gegebenheiten der Bahn kämpfen) und beende meine Mail mit einem etwas schalen Gefühl in der Magengegend. Es ist unglaublich, von wie vielen Möglichkeiten Behinderte oft ausgeschlossen sind, die für uns Gesunde so selbstverständlich sind.
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