Freitag, 1. Juni 2007

Masoch(r)ist ?

Was soll das Leid auf der Erde? Warum läßt Gott all diesen Jammer und das Elend zu? Warum läuft auch mein Leben, obwohl ich zu Gott gehöre, selten rund, warum muss ich üble Erfahrungen machen und leiden und trauern und feststecken und verzagen und versagen und ...?

„Schmerz und Enttäuschung scheinen der Preis zu sein für Vertrauen und nahe/intime Beziehungen.“ schrieb mir ein Freund. Genau das ist meine Erfahrung. Die Tiefe des Lebens läßt sich offensichtlich nicht ausloten ohne Schmerz. Ohne Leid bekomme ich von der Fülle des Lebens nur sehr wenig mit. Meine Erfahrung jedenfalls. Sind wir Christen Masochisten? Ich hoffe nicht. Wir haben genau so wie Menschen, die Gott nicht kennen, den an sich gesunden Impuls, vor allen negativen Gefühlen und Erlebnissen zu fliehen.

Aber trotzdem - für mich wichtige Erfahrungen, die mich wirklich weiter gebracht haben, waren immer mit Leid verbunden. Mit dem Gang/dem Stolpern durch Tunnel oder Wüste. Mit Durststrecken und steinigen Wegen. Mit Angst und Ungewissheit und Zweifel. Und mit Enttäuschung. Weil Ent-täuschung notwendig ist, mich von falschen Vorstellungen zu lösen. Um überflüssigen Ballast los zu werden. Schmerz und Leid haben oft reinigende Wirkung. Weisen auf's Wesentliche hin.

Ich mag's nicht. Wer schon? Nur manchmal – nicht immer - zeigt sich der Wert solcher Erfahrungen. Wenn man reflektiert lebt und die Dinge sehr bewußt angeht und verarbeitet, wenn man nicht zuläßt, dass einen die Umstände bitter und hart werden lassen (mit Gottes Hilfe), dann stehen die Chancen sehr gut, dass man als ein anderer, besser für das Leben vorbereiteter Mensch daraus hervorgeht. In der Schwäche liegt die Stärke ... Könnte man stundenlang drüber nachdenken.

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