Donnerstag, 5. Februar 2009

Homo Creator

Aus Anlass der lebhaften Diskussion bei und auf Wunsch von wessnet stelle ich eines meiner Lieblingsbücher (in der Kategorie theologisches Sachbuch) vor. Nichts tue ich lieber als das; mein Urlaub hat es es mir gerade ermöglicht, es ein weiteres Mal zu lesen. Über die Autorin Dorothy L. Sayers habe ich bereits gepostet. In "Homo Creator - Eine trinitarische Exegese des künstlerischen Schaffens" bezieht sich die Autorin auf die Definition der Natur Gottes in seiner Eigenschaft als Schöpfer, die sich wiederfindet in der menschlichen Natur schöpferischen Geistes.
Der Akt einer Schöpfung geschieht in einem Dreiklang. Sayers nennt ihn Idee, Formkraft und Geist - ein Bild der Dreieinigkeit, und diese dreifache Struktur findet sich überall in der geschaffenen Welt wieder. Sayers wählt in dem Buch die Analogie Schöpfergott zu einem Schriftsteller - ihr eigenes Metier.

Zitat: "Denn jedes schöpferische Werk (oder jede schöpferische Tat) ist dreifach, eine irdische Dreiheit, welche die himmlische widerspiegelt. Das erste (nicht zeitlich, sondern lediglich in der Reihenfolge des Aufzählens) ist die schöpferische Idee, die zeitlos das gesamte Werk sofort als Ganzes betrachtet, das am Ende im Anfang: und diese ist das Bild des Vaters. Das zweite ist die schöpferische Formkraft (oder Tätigkeit), die durch die Idee gezeugt wird, die in der Zeit vom Anfang bis zum Ende wirkt, mit Schweiß und Leidenschaft, in die Fesseln der Materie hineingeboren: und diese ist das Bild des Wortes (bzw. des Sohnes; und wichtig zu beachten: bei Gott ist Wort immer zugleich Tat! Einfügung von mir). Das dritte ist die schöpferische Kraft des Geistes, der den Sinn des Werkes und die Antwort darauf in der lebendigen Seele: und sie ist das Bild des innewohnenden Geistes. Und diese drei sind eins, jedes für sich in gleicher Weise das ganze Werk, doch keines kann ohne das andere sein: und das ist das Bild der Dreifaltigkeit."

Sobald der Geist des Schöpfers in einem Werk Gestalt gewonnen hat, ist eine Verbindung hersgestellt zwischen seinem Geist und dem anderer Menschen. So konnte Jesus auch sagen; "Wer mich sieht, der sieht den Vater."
Die Bibel ist voller Anspielungen auf die Untrennbarkeit dieser drei Seiten Gottes. Bereits der erste Vers der Schöpfungsgeschichte weist darauf hin: "Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde ... und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser." Und im Johannesevangelium: "Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dassselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht ... das Wort ward Fleisch." Sind Gott und Jesus also identisch? Dazu können wir nur feststellen, dass Jesus Gott seinen Vater genannt und ihn angebetet hat - und nicht etwa sich selber! Die dritte Komponente ist der Geist Gottes, der vor Beginn der Zeit bei Gott und gegenwärtig war, als er die Welt ins Sein rief, er ist der Odem Gottes, der Leben schafft, Menschen mit Gaben, Erkenntnis und Verstehen ausstattet, heilt, fördert, tröstet und uns befähigt, Antwort auf Gottes Ruf zu geben, in Jesus zu bleiben und mit Gott in Verbindung zu stehen. Paulus schreibt - fröhlich und unbekümmert die Substantive vertauschend: "Der Herr ist Geist, wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit" (2. Kor. 3,17).

Ein Zitat aus der "Deutschen Theologie", das Sayers anwendet: "Gott als Gott kommt zu, dass er sich selbst aussage, sich selbst erkenne und liebe, und - in sich - sich ihm selber offenbare, und dies alles noch ohne Kreatur ... Es ist in ihm selbst auch ohne Kreatur ursprünglich und wesentlich, wenn auch nicht zu Form und Werk gelangend. Nun ist es aber Gottes Wille, es in Tat hervorzubringen ... und das, wenn es also sein soll, kann nicht ohne Kreatur geschehen ..."
Analog dazu beschreibt Sayers den kreativen Prozess eines Schriftstellers, der behaupten kann: "Mein Buch ist fertig. Ich muss es nur noch schreiben".

Eine Idee ohne Formkraft, die sie ins Leben ruft, ist nutzlos; sie bedarf der Mittlerschaft des Sohnes/der Materie. Und der Geist ohne Anbindung an die unverfälschte ursprüngliche Idee und an deren Verwirklichung in der Realität des materiellen Seins wird Gefühle und Gedanken hervorrufen, die sich lediglich als hohle Nüsse herausstellen (das ist m.E. das Manko esoterischen Gedankenguts).
Neben der ausführlichen Darstellung, was genau Sayers unter Idee, Formkraft und Geist versteht, kommen u.a. auch folgende super interessante Themen zur Sprache:
- Freier Wille und Wunder
- Der Schöpfer aller Dinge - der "Schöpfer" des Bösen
- Pfingsten
- Die Liebe zum Geschöpf
- Der Wert der Arbeit

Prädikat: Unbedingt lesen! Leider ist das Buch vergriffen, z. Zt. ist es auch bei amazon nicht antiquarisch zu haben, dafür bei: www.buchfreund.de oder bei Biblioman.ch oder bei prolibri.de

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Besten Dank, Susi!

Das muss ich erst mal in Ruhe auf mich wirken lassen, und bei amazon.de gibt es das Buch gerade nicht, weil ich gestern bereits das einzige dort angegebene Exemplar gebraucht abgegriffen habe. Bin gespannt!

Anonym hat gesagt…

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- Murk