Donnerstag, 4. Oktober 2007

Nebelfahrten

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Ich gehe früh morgens an der Elbe entlang, kurz vor ihrer Mündung in die Nordsee, da, wo sie sich in einer großzügig geschwungenen Bucht erweitert und so tut, als sei sie schon das Meer. Es ist diesig, ein schwerer grauer Himmel, das andere Ufer nicht zu sehen, und die Wellen laufen glucksend an die Böschung. Möwen segeln über mir. Ab und zu tauchen aus dem Nebel Containerschiffe auf und verschwinden leise im Nichts.
Einer inneren Unruhe folgend habe ich das Weite gesucht. In den letzten Wochen war mein Leben mit Gott irgendwie auf Sparflamme. Ab und zu ein Stoßgebet ... Ich kreise um Gott wie ein Mond um seinen Planeten. Anziehungskraft und Fliehkraft halten mich in einer elypsenförmigen Umlaufbahn - mal näher, mal ferner von ihm. Wirklich eng haben wir es zur Zeit nicht ...
Mein Glaube ist wie eines dieser Containerschiffe, die an mir vorbei ziehen: ab und zu taucht er aus dem Nebel auf und verschwindet dann wieder. Nicht, dass er wirklich weg wäre. Doch der Nebel ist dicht, und das Schiff ist schwer beladen.
Ich wünschte, mein Glaube wäre wie ein bunt beflaggtes Segelschiff, dass in strahlender Sonne auf blauen Wellen unter vollen Segeln seine Bahn zieht. Ein Augenschmaus für alle, die es sehen. Davon bin ich weit entfernt.
Was ist es nur? Was treibt mich um? Letztendlich reduziert es sich immer wieder auf diese drei Fragen: Wer bin ich? Wer bist du, Gott? Was haben wir miteinander? Nach dreißig Jahren Glaube noch immer diese Unsicherheiten. Hört das denn nie auf?
Es ist nicht so, dass ich gar keine Antworten auf diese Fragen hätte. Aber das Leben ... das Leben. So undurchsichtig. Und meine Gedanken - so durcheinander.
Es dauert lange, bis ich endlich die Hürde nehme: vom Kreisen um Gott bis hin zur direkten Ansprache. Zum Du. Da wird es plötzlich leichter. Der Nebel lichtet sich etwas. Ein kleiner Sonnenstrahl. Wärme.

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