Dienstag, 18. Dezember 2007

Ich setz mich dann mal in die Nesseln


Nämlich indem ich es wage, etwas über Hape Kerkelings Bestseller „Ich bin dann mal weg“ zu schreiben. Gar nicht so einfach. Aber ich oute mich jetzt mal.

Da Hartmut die Idee geäußert hatte, selbst den Jakobsweg zu pilgern, hatte ich ihm Kerkelings Buch geschenkt. Da kann er doch mal - und dazu noch auf eine von „Schätzelein“ Hape zu erwartende amüsante Art - sich ein Bild von der Tour machen, dachte ich.

Selbst habe ich dann in einem Moment der Langeweile zu dieser Lektüre gegriffen. Und in einem Rutsch durchgelesen. Ich habe nicht gewollt, dass mich das Buch beeindruckt. Hat es aber, das vorweg. Nicht nur beeindruckt. Auch sehr berührt. Mir standen mehr als einmal die Tränen in den Augen. Mal vor Lachen – ja, Hapes gewohnte Komik kommt nicht zu kurz - mal aber oft auch vor Betroffenheit.

Da schreibt ein homosexueller Comedian, der sich ungehemmt auch im bunten Geschäft der Esoterik und des Buddhismus bedient, über seine Gottessuche. Darf ein Christ so was lesen? Und auch noch Gewinn daraus ziehen?

Und Gott begegnet diesem Mann auch noch! Darf Gott sowas tun? Passt das ins Schema? Da mühen sich doch Heerscharen von rechtgläubigen Christen, und was ihnen bleibt, sind Krampf, Langeweile und Leere. Und da kommt so einer daher, der in seiner Lebensweise vor der Kirche nicht bestehen könnte, und zack! hat er ein Gotteserlebnis, von dem viele Christen lebenslang nur träumen. Ist das gerecht?

Was für eine unglaublich arrogante Denke! Manchmal scheint es, in Wirklichkeit haben wir Christen uns verirrt. Und so einer wie Kerkeling – ohne alles gutzuheißen - ist durchaus auf dem richtigen Weg. Und macht den Menschen mit Sicherheit durch sein mittlerweile 2,5 Millionen mal verkauftes Buch mehr Lust auf Gott als unsere ach so braven Gemeinden.

Eins habe ich (mal wieder) gelernt. Gott ist größer. Gott denkt anders. Gott liebt.

4 Kommentare:

Ralf hat gesagt…

ad 1) Willkommen im emergenten Dialog! :)

ad 2) ...Und da kommt so einer daher, der in seiner Lebensweise vor der Kirche nicht bestehen könnte, und zack! hat er ein Gotteserlebnis... Andere verfolgen die Gemeinde und werden kurz vor Damaskus vom Chef persönlich aus dem Sattel gehauen. Darf der Chef das? ;)

ad 3)...Was für eine unglaublich arrogante Denke! Manchmal scheint es, in Wirklichkeit haben wir Christen uns verirrt. ... Mutiger Spruch! Und ich hatte auch den Eindruck das HK in seiner Freiheit/Unbedarftheit den Leuten mehr Lust auf das Thema Glauben macht als so manche Ortsgemeinde.
Guck mal auf Toby Faix Blog. Da ist gerade ne nette "emergente Diskussion" im Gange (Post: emergente Wirklichkeit)

:) Frohe Ostern! Ralf

Anonym hat gesagt…

Danke, Ralf. Toby Faix Blog verfolge ich regelmäßig, ich hatte aber erst jetzt die sehr intensive Kommentar-Diskussion gelesen, an der du dich ja auch lebhaft beteiligt hast :-)!
Für mich ein Zeichen, dass es nicht so sehr auf eine wissenschaftlich/theologische Diskussion ankommt (gerne als Unterbau, ok.), sondern was Christen in diesen Zeiten wirklich interessiert: Wie kann ich meinen Glauben authentisch und einladend leben? Wie kann ich durch mein Leben (in Tat und Wort gleichermaßen) überzeugend sein? Denn wir stehen doch alle mittendrin und haben manchmal selbst Probleme mit dem Spagat zwischen "drinnen" und "draußen". Wir sitzen zwischen (da haben wir's wieder ;-)) den Stühlen - als Christen sind wir nicht mehr von der Welt, leben aber in der Welt. Um das zu managen, ist es hilfreich, selbst gut im Glauben verankert zu sein, ohne gleichzeitig unbeweglich festbetoniert zu sein. Wie gesagt, eine Gradwanderung. Das Wichtigste jedoch ist die Liebe zu Menschen. Danach hungern sie.

Anonym hat gesagt…

Ein sehr guter Post zu einem sehr guten Buch (Übrigens: Das von HaPe selbst besprochene Hörbuch ist sogar die bessere Alternative als die Buchlektüre, da lebensnah gesprochen).

Ich teile Deine Beobachtungen, es ist nicht zu unterschätzen, wieviel Leute durch diesen Bericht inspiriert werden. Mein Resumee: Ehrlich sein im Reden über Gott schadet nicht. Kerkeling redet über Frustration und Erlebnis und "outet" sich hier mehr, als er es bezüglich seiner partnerschaftlichen Vorlieben je tun könnte. Davon möchte ich gerne lernen und darauf vertrauen, dass Gott es "belohnt", wenn wir ehrlich über unseren Weg mit ihm berichten, nämlich mit ernsthaftem Interesse der Leute, denen man etwas erzählt, an ihm. Alles andere macht er dann schon selbst, auch darauf sollte man mal mehr vertrauen ;-)

Gruß aus Würzburg an den Dünenhof!

Anonym hat gesagt…

Danke, Thorsten, den Gruß gebe ich gerne weiter! Ich stimme dir zu: Ehrlichkeit (sich selbst und anderen gegenüber) ist sehr sehr wichtig. Wie ich an anderer Stelle mal gesagt habe: Gott liebt Wahrheit über alles. Das ist auch die Grundlage, um überhaupt mit ihm in Kontakt zu kommen.
Gesegnete Festtage!