Donnerstag, 6. Dezember 2007

Seelenmedizin


Ich stand gerade in meiner Stamm-Apotheke, um meine üblichen Medikamente abzuholen, da trat ein vielleicht 10- oder 11jähriger Junge durch die Tür und grüßte.

Die Apothekerin grüßte freundlich zurück, und der Junge fragte nach einer betimmten Person. „Frau X kommt erst nachher. Aber du kommst ja heute mittag wahrscheinlich noch mal rein. Dann triffst du sie bestimmt!“ Und zu mir gewandt, als der Junge wieder draußen war: „Das ist einer unserer nettesten Schüler.“ Ich schaute sie fragend an. „Ja, hier kommen öfter Schüler auf ihrem Schulweg rein, um mal ein Glas Wasser zu trinken, auf die Toilette zu gehen oder kurz zu reden.“

Ich war sprachlos. Aus mehreren Gründen. Zum einen: Da sind Kinder, die offenbar so verzweifelt Anschluss, eine Anlaufstelle, ein bißchen menschlichen Kontakt suchen, dass sie einfach den nächstbesten Laden betreten – in diesem Fall eine Apotheke! – um genau das zu bekommen.

Zum anderen: Diese Apotheke, bzw. deren nette Angestellte, lassen das nicht nur zu, sondern ermutigen die Kinder auch noch dazu und haben anscheinend für jedes ein freundliches Wort.

Zum dritten: Da meldet sich gewaltig mein schlechtes Gewissen. Sollte nicht unsere Gemeinde solch eine Anlaufstelle für offensichtlich vernachlässigte Kinder sein? Ja, wir hatten bis vor kurzem ein Angebot für Kinder, sich täglich im Gemeindehaus bei den Hausaufgaben helfen zu lassen und ein bißchen Wärme zu erfahren. Doch das ist leider mangels Mitarbeitern eingestellt worden.

Ich bin jedenfalls schwer ins Grübeln gekommen.


Keine Kommentare: