Dienstag, 16. Juni 2009

Unerhört

Was bewirkt Gebet? Aus aktuellem Anlass gerate ich mal wieder in einen wirbelnden, Schwindel verursachenden Fragenstrudel. Es handelt sich um ein nicht erhörtes Gebet, das in Wirklichkeit aus vielen einzelnen Gebeten über einen längeren Zeitraum bestand. Und meine Bitte, da bin ich sicher, stimmte vollauf mit Gottes guten Gedanken, die er für Menschen hat, überein. Also - wo lag das Problem? Ich weiß, dass Gott kann. Yes, he can! Ich habe oft erstaunliche Dinge durch und mit ihm erlebt. Und doch ...
Die Worte machen's nicht. Die innere Einstellung macht's nicht. Die Qualität der Beziehung zu Gott macht's nicht. Die Häufigkeit des Gebets macht's schon gar nicht. Manchmal spreche ich nur ein einziges Gebet so leicht dahin, und es passiert ein Wunder. Und manchmal bestürme ich Gott und lasse ihm keine Ruhe, mit brennendem Herzen und Tränen in den Augen, doch nichts passiert.
Man kann nichts ableiten. Man hat keine Sicherheit. Außer die (wenn man denn dran glauben will), dass Gott es schon richtig machen wird. Es gibt keinen Knopf. Keinen Hebel.
Wieder einmal muss ich mich damit begnügen, dass Gott souverän ist. Gebet bewegt Gottes Arm? Keine Ahnung. Definitiv nicht immer. Manchmal. Aber kann man dann sicher sein, dass das Ergebnis auf mein Gebet zurück zu führen ist? Nein.
Wieder ringe ich mit meiner Haltung dazu: Sich ausgeliefert fühlen oder sich hineingeben in Gottes Hände? Vertrauen ist mein Rettungsring, das weiß ich. Das Gespräch mit ihm unerläßlich. Sonst bin ich verloren in einem endlosen Meer von Fragen, Unsicherheiten und scheinbarer Willkür. Ich ertrinke in einem chaotischen Universum - ohne Gott.
Ich entscheide mich für den Rettungsring. Nicht nur, weil ich ohne echte Alternative bin. Sondern weil ich in der Vergangenheit damit gute Erfahrungen gemacht habe. Ich hoffe, er bringt mich und die betroffenen Personen ans rettende Ufer. Und währenddessen wünsche ich mir, dass die Wellen nicht zu sehr über mir zusammenschlagen.

5 Kommentare:

Barbara hat gesagt…

Die Gebetserhörung ist ein kompliziertes Thema - manchmal betet man für etwas Gutes, bei dem man sicher ist, dass es mit Gottes Willen konform geht - eben weil es etwas Gutes ist - und Gott erhört das Gebet trotzdem nicht. Oder erhört Er es doch, aber anders - oder zu einem anderen Zeitpunkt - als man erwartet. Ich denke, Gott wählt nicht immer die hollywoodmäßige "Happy End"-Lösung. Du kannst dich letztlich nur darauf verlassen, dass Er für dich und auch für die anderen beteiligten Personen das Beste möchte, und zwar nicht nur kurzfristig, sondern langfristig. Und manchmal entpuppen sich auch vermeintlich "schlechte" Ereignisse in der Rückschau als "gute" Ereignisse, weil sie etwas Gutes bewirkt haben. Deswegen brauchst du deine Gebete nicht aufzugeben - ich bin sicher, Gott hat schon etwas unternommen, nur merkst du es noch nicht :) Nicht, dass ich mich an dem Punkt nicht auch an die eigene Nase fassen könnte - Geduld gehört nicht zu meinen vorrangigen Stärken ;)

Sebastian hat gesagt…

Mir kommt mal wieder mein geliebter Paul Gerhard in den Sinn:

"Auf, auf, gib deinem Schmerze
Und Sorgen gute Nacht!
Laß fahren, was dein Herze
Betrübt und traurig macht!
Bist du doch nicht Regente
Der alles führen soll;
Gott sitzt im Regimente
Und führet alles wohl."

Ich denke, dazu kann ich nicht mehr sagen.

Susi hat gesagt…

@Barbara und Sebastian: Vielen Dank für eure Kommentare. Es geht übrigens nicht um eines MEINER Anliegen, sondern um eine Not mir nahe stehender Personen. Ich glaube daran, dass Gott die Fäden letztlich in der Hand hält. Aber es gibt da eine Grenze: Der freie menschliche Wille. Davor hat Gott großen Respekt. Da greift er nicht einfach so ein. Er wartet ... Darin besteht meine Unsicherheit, was ich da als Beter bewirken kann - einerseits nichts, andererseits dran bleiben. Ein hübsch-häßliches Paradox.

Anonym hat gesagt…

Interessant, ich beschäftige mich gerade mit dem gleichen Thema, nur etwas spezieller: Krankenheilung.

Dem liegt allerdings kein aktuelles Problem zugrunde, ich wundere mich nur gerade über den Ist-Zustand.

susi_subkutan hat gesagt…

Oooh ... sehr spannendes Thema. Und rätselhaft. Ich kenne ein, zwei Fälle von Spontanheilungen durch Gebet. Und offensichtlich gibt es Menschen, die die Gabe der Krankenheilung haben. Aber ich stimme dir zu: Warum passiert das so wenig - und besonders wenig in unseren FeGs?
Ich selbst hatte wg. meiner Bandscheibenvorfälle nach Jak. 5 für mich beten lassen, und obwohl ich voller Zuversicht und Glauben war, passierte in dem Moment nichts. Inzwischen bin ich aber vollkommen geheilt und kann sogar tagelang einen 10 kg Rucksack tragen ;-)! Hat das nun einen Zusammenhang oder nicht?
Beschäftigt dich das Thema auch in dem Sinn, dass du selbst vielleicht eine Gabe dazu hast? Manchmal ist das ja so mit Dingen, die einem keine Ruhe lassen ...