Montag, 15. Januar 2007

Neulich beim Arzt ...

Ich betrete das volle Wartezimmer und hänge gerade meine Jacke an die Gardarobe, als nach mir eine weitere Frau ins Zimmer kommt. Ich warte, bis sie sich aus ihrem Mantel geschält hat und halte ihr den letzten freien Kleiderbügel hin. Sie, total überrascht: „Danke! So etwas Nettes habe ich schon lange nicht mehr erlebt!“. Dieses simple Ereignis löst eine Kettenreaktion der Freundlichkeit aus. Ein älterer Herr springt auf und bietet mir seinen Platz an. Ebenso steht ein anderer Mann auf und überläßt seinen Stuhl der anderen Dame. Man wirft sich freundliche Blicke zu, nickt sich zu, Gespräche entspinnen sich im vorher grabesstillen Wartezimmer. Eine warme Atmosphäre ist plötzlich aufgekommen ...

Andere Szene. Im Supermarkt lasse ich gerne mal Personen, die hinter mir in der Warteschlage stehen, vorgehen, wenn sie nur sehr wenig zu kaufen haben. Mich kostet das nur zwei Minuten, aber die Leute sind oft echt dankbar dafür. Als ich bei Lidl mal meinen gefüllen Einkaufswagen zurückrollte und einen jungen Mann vorließ, der gerade sein Abendessen kaufen wollte (2 Flaschen Bier und ein Päckchen Zigaretten), hat mich schon sein überraschter Blick belohnt. Und es kam, wie es kommen musste: Eine junge Mutter mit quengeligem Kleinkind an der Hand wurde ebenfalls vorgewunken. Und wieder: Man kam ins Gespräch, sah sich in die Augen, grüßte freundlich ...

Ich bin absolut kein Gutmensch oder so was. Aber von Kindesbeinen an habe ich mir (aus einer Mischung von Liebeshunger, Harmoniebedürfnis und Menschenfurcht heraus) Freundlichkeit angewöhnt. Als eine Art Selbstschutz. Inzwischen lebe ich mit Jesus, dem menschenfreundlichsten aller Menschen, und er hat in mir diese Gabe der Freundlichkeit gesunden lassen und gestärkt (das nennt man dann wohl geheiligt). Für mich ein weiterer Beweis, wie Gott aus Schlechtem Gutes machen kann! Das macht er immer, wenn man ihn läßt. Früher oder später.

Und am meisten wird man wohl selber beschenkt, wenn man die Augen für die Leute um einen herum öffnet. Es macht sich einfach gute Laune breit, wenn man dem oft mechanischen, aber notwendigen Alltagsgeschehen ein menschliches Gesicht verleiht! Und im günstigsten Fall eskalliert Freundlichkeit ...


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