Dienstag, 20. März 2007

Der Ohrensessel am Ende des Flurs ...


ist Hartmuts Zufluchtsort und Stammplatz geworden. Denn auf dem Gang tobt das Leben, und er kann es so schön aus einer gewissen Distanz beobachten. Und er entflieht gleichzeitig dem hohen Geräuschpegel der beiden Zimmergenossen in seinem Krankenzimmer. Die drei Männer verstehen sich zwar sehr gut - da ist einmal ein richtiger Seebär, rau und laut, mit poltriger Stimme, derben Sprüchen und schwankendem Gang, tätowiert von oben bis unten. Aber gleichzeitig so ein lieber Kerl! Wie der von seiner Frau spricht - so zärtlich! Der direkte Bettnachbar ist ein wenig stiller - was Worte angeht, dafür stöhnt und ächzt er um so lauter bei jeder Bewegung zum Gotterbarmen. Dem muss H. manchmal einfach entfliehen.
Und dann sitzt er in "seinem" Sessel, bekommt gelegentlich Besuch von der Nachtschwester, mit der er um fünf Uhr morgens ein Stündchen schnackt, oder von dem einen oder anderen Patienten, der es auch nicht auf dem Zimmer aushält und unruhig seine Kreise zieht.
Das Krankenhaus ist schon so eine ganz eigene Welt für sich. Da kann man wirklich das Leben studieren. Da sind die Leidenden, die Unverwüstlichen, die Optimisten, die Zähne-zusammen-beißer, die Einsamen, die mit riesigem Familienanhang und Trauben von Menschen um sich. Und dazwischen die Schwestern, unermüdlich bei der Arbeit, die hart ist, von Zeitdruck bestimmt, von Rufen der Patienten oft unterbrochen, immer einen flockigen Spruch auf den Lippen. Als Hartmut die Hilfe beim Waschen ablehnte, meinte eine: "Da wissen Sie aber nicht, was Sie verpassen!"
Wie auch immer - diese Welt darf Hartmut in zwei oder drei Tagen verlassen - ohne OP. Wir sind sehr glücklich. Gott meint es wirklich gut mit uns.

Keine Kommentare: