Samstag, 17. Februar 2007

Elementarteile des Lebens






Mit klammen Fingern rote, graue, marmorierte, durchsichtig schimmernde Steine auflesen. Angeschwemmte, verblichene Hölzer und Äste, Austernschalen und andere Muscheln in die Hand nehmen, die Strukturen betrachten und befühlen. Immer wieder dem anrollenden Wasser ausweichen. Und dann die Wellen so herausfordern, dass man sich nasse Füße bis zu den Knien holt. Gelächter und Schadenfreude. Dick eingepackt dem eiskalten Wind trotzen, durch den Sand stapfen, das Gesicht der grauen Weite entgegenhalten. Kaum etwas aus der Natur verkörpert die Unendlichkeit so sehr wie das Meer. Hinterm Horizont geht’s weiter ... Vier vermummelte Gestalten am Strand - das ist Urlaub in Dänemark.

Und auch: Ekelhaft rote Pølser zu Hot Dog's verarbeiten, Leverpastej auf Brötchen essen, die man, wenn man die Luft rausläßt, auf die Größe einer Murmel zusammendrücken kann, im Halbdunkel schweigend dem Tanz der Flammen im Kamin zusehen, Kakao trinken. Dann wieder Canasta spielen – traditionell Frauen gegen Männer – und dabei vor Lachen fast unter den Tisch fallen. Lieblingsserien im Fernsehen anschauen, die heruntergekommenen Seelenverkäufer und Krabbenkutter im nächsten Hafen besuchen, den Fischgeruch einatmen und sich dabei an Cuxhaven erinnert zu fühlen. Red Hot Chilli Peppers hören, nach draußen schauen, wo das Tageslicht an Kraft verliert und sich blauschwarze Dämmerung auf die Dünen legt, die dünnen Gräser gestreichelt vom Wind ...

Sich streiten, weil man über den Grad der zu ertragenden Unordnung und die Verteilung der häuslichen Aufgaben unterschiedlicher Meinung ist, zehn Minuten schmollen, um sich dann auf einen Kompromiss zu einigen. Den andern sein lassen in dem, was er mag: Lesen, mitten im Winter in dicke Decken gehüllt auf der Terrasse liegen und Mittagsschlaf halten, Muscheln durchbohren und zu einem Windspiel verarbeiten, eine „Siegeszigarre“ auf eine bestandene Prüfung rauchen, puzzeln, eine Woche lang, bis das Bild Gestalt gewinnt, kochen, fotografieren, Wortspiele kreieren, lachen, reden, schweigen ...

Jeder für sich und doch gemeinsam. Zu sehen, wie wenig der Mensch braucht, um glücklich zu sein ... reduziert sein auf Wesentliches. Kein Luxus. Nur Natur, Nahrung, ein wenig Unterhaltung. Die Wärme der Hütte. Gemeinschaft. Und Alleinsein. Ruhe, zeitloses Sein ... Wie das Möbelhaus sagt: Nichts müssen, alles können. Die Kompliziertheit und Vielfalt des alltäglichen Lebens hinter sich lassen. Sorgen und Verantwortung und Druck eine Auszeit verordnen. Erholung. Regeneration. Zuwachs frischer Kraft. Es war schön (und hätte ruhig länger dauern können)!


3 Kommentare:

Ralf hat gesagt…

Wundervoller Text!!! Gruss, Ralf

Anonym hat gesagt…

Das war ein super Urlaub! Vielen Dank!
Ich hab euch lieb! Annika

Anonym hat gesagt…

@Ralf: Danke dir! Er sollte dem wundervollen Urlaub halbwegs gerecht werden.
@Annika: Wir dich auch! Es war echt schön mit euch!